Lagerfeld-Auktion bei Sotheby‘sHurra, der Kölner Reliquienhandel lebt

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Auch der Lagerfeld-Teddy fand eine neues Heim.

Köln – Früher waren es die Knochensplitter heiliger Jungfrauen, heute die Handschuhe und Sonnenbrillen von Karl Lagerfeld: Der Kölner Reliquienhandel blüht, wenn auch lediglich in der unheiligen Form einer Sotheby’s-Auktion. Immerhin konnten sich die ins Palais Oppenheim gepilgerten Andenkenjäger einigermaßen sicher fühlen, keinen Grabräubern auf den Leim gegangen zu sein.

In seiner Kölner Filiale bot Sotheby’s die dritte Tranche des Lagerfeld-Nachlasses an – die Glanzstücke aus dem Erbe des 2019 verstorbenen Modeschöpfers hatten bereits in Monaco und Paris reißenden Absatz gefunden und die (freilich eher niedrig gehaltenen) Schätzpreise häufig bei weiten übertroffen.

Diese Verkaufslist (so man sie als solche bezeichnen will) ging in Köln ebenfalls auf. Bei beiden Live-Auktionen waren die Bieter bereit, für den Liebhaberwert horrende Aufschläge zu bezahlen. Ähnlich sah es bei der Online-Auktion aus.

Für Köln hatte Sotheby’s etliche „deutsche“ Stücke reserviert

Für Köln hatte Sotheby’s etliche deutsche Stücke aus Lagerfelds letzter Landvilla reserviert: Möbel des Architekten und Jugendstil-Designers Bruno Paul, Plakate von Ludwig Hohlwein und Walter Schnackenberg vor allem aus den 1910er Jahren, Meissener Porzellan, Biedermeier-Stühle.

Lagerfeld machte es sich gerne in erweiterten Epochenbegriffen gemütlich, sein Anwesen in Louveciennes sollte ihn offenbar in ein besseres Jugendstil-Deutschland versetzen – lieber einen Kaiser als einen „Führer“.

Diese Lagerfeld'sche Nostalgie hatte in Köln teils stolze Preise: Eine kanarienvogelgelbe Kommode von Bruno Paul wurde für 17.640 Euro zugeschlagen (etwa das 17-fache des Schätzpreises), ein auf 2000 Euro taxiertes Hohlwein-Plakat kostete 13.860 Euro (alle Preise plus Aufgeld), ein dreiteiliges Musikzimmer aus dem Jahr 1900 war einem Bieter 56.700 Euro wert. 163.800 Euro brachte Fritz Rotstadts Filmplakat zum Stummfilmklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“ ein; vor zehn Jahren hatte es Lagerfeld für 120.000 Dollar ersteigert.

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Wie bei den Vorgänger-Auktionen waren beinahe sämtliche körpernahen Reliquien gefragt. Ein Set Sonnenbrillen kostete 5670 Euro (Schätzpreis 200 Euro), ein Paar monografierte Slipper ging für 6930 Euro weg – lediglich die iPods erwiesen sich teils als Ladenhüter.

Auch die etwas unmodisch gewordenen schwarzen Sakkos aus Lagerfelds Kleiderkammer fielen preislich nicht aus dem Rahmen. Eigentlich unverständlich: Gibt es für Lagerfeld-Enthusiasten ein besseres Totenhemd?

Enorme Preissprünge legten dagegen Lagerfelds Handzeichnungen hin. Einige frühe Skizzen aus den Jahren 1949 und 1950 schossen von 500 Euro auf bis zu 94.500 Euro. Sehr gefragt waren auch die bunt-barocken Märchen-Illustrationen zu „Des Kaisers neue Kleider“ – Liebe macht eben nicht nur blind, sondern öffnet auch die Brieftaschen.

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