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Machtwort von Peter MaffayOpernball-Orden für al-Sisi aberkannt

Lesezeit 3 Minuten

Die Debütanten tanzen beim Semperopernball Walzer

Köln – Der Dresdner Opernball, auch Semperopernball genannt, hat seine Wurzeln in den 20er Jahren. Schon damals, die Weimarer Republik war ein knappes Jahrzehnt alt, verband man den aristokratischen Pomp des Wiener Vorbilds mit dem Sound der Zeit – neben klassischer Musik, Walzer natürlich, gab auch Jazz den Takt für die Dresdner Tänzer vor.

Den Hang zur leichten Muse hat sich der Semperopernball erhalten, nachdem er nach den Jahren des Zweiten Weltkriegs und vergeblichen Versuchen, im Arbeiter- und Bauernstaat ein wenig feudales Flair zu verströmen, seit der Wende wieder zum Tanz bittet. Gunther Emmerlich, der volksverbundene Bass gehörte als Moderator dazu, und auch Schlagergrößen wie Roland Kaiser und Peter Maffay mischen mit. Aber man will auch was hermachen, und deshalb wird seit 2006 der Sächsische Dankesorden, drei später in St. Georgs-Orden umbenannt, verliehen. Der in diesem Jahr zu einem handfesten Politikum wurde.

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Denn die Wahl des Semper Opernball e.V. fiel auf den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi, der in seiner Heimat dafür sorgt, dass es so schnell nicht wieder zu einem arabischen Frühling kommt. Auch die Religion steuert der 2013 durch einen Militärputsch an die Macht gekommene ehemalige Feldmarschall mit harter Hand. Der Künstlerische Leiter des Dresdner Opernballs, Hans-Joachim Frey, hat al-Sisi bereits in Kairo besucht und dem Autokraten, der in der Tradition des nationalistisch-säkularen Abdel Gamal Nasser regiert, die St. Georgs-Medaille überreicht. Diese trägt den Wahlspruch „Gegen den Strom“ und zeigt den heiligen St. Georg zu Pferde. Nach massiven bundesweiten Protesten und Absagen an die Adresse des Opernballs wird al-Sisi der Orden wieder aberkannt.

Judith Rakers sagte ab

Noch nach seiner Rückkehr vom Nil hatte Frey wohl gehofft, dass sich das diesjährige Motto der Festivität bewahrheiten werde: „Märchenhaft rauschend – Dresden jubiliert“, unter dieser Überschrift will man vom kommenden Freitag an das Tanzbein schwingen. Mit der Auszeichnung al-Sisis habe man „Kulturbrücken bauen“ wollen, gab er zu verstehen, so als könne ein sich als Diktator gebärdendes Staatsoberhaupt durch den Sächsischen Dankesorden womöglich milder gestimmt werden.

Daran wollten viele nicht glauben, die ihre Teilnahme am Ball bereits zugesagt hatten. Judith Rakers, Sprecherin der „Tagesschau“, zeigte sich „irritiert“ und zog sich von ihrer Rolle als Ko-Moderatorin Roland Kaisers zurück. Auch Kaiser selbst teilte die Kritik an der Vergabe des Ordens, „mit Nachdruck“ sogar, und er musste ein zweites Mal mit ansehen, wie mit Mareile Höppner als Ersatz für Rakers die Frau an seiner Seite absprang – auch Höppner wollte nicht mehr beim Ball moderieren, sie allerdings mit der Begründung, dass sie im Netz angefeindet und bedroht worden sei.

Maffay stellte Ultimatum

Gemeinsam mit den Absagen von SAP-Gründer Dietmar Hopp und Fußballmanager Uli Hoeneß als Laudatoren brachte aber wohl Peter Maffay das Fass zum Überlaufen, als er am Dienstagabend erklärte, er werde nicht mehr als Mitternachts-Act zur Verfügung stehen, sollte der Verein des Opernballs an der Ehrung al-Sisis festhalten. Der Orden müsse aberkannt werden, ließ der Sänger per „Bild“-Zeitung ausrichten. „Das ist für mich die Bedingung, um am Freitag in Dresden aufzutreten. Das ist ein Ultimatum.“

Frey zeigt sich mittlerweile reumütig und räumt ein, dass die Verleihung ein Fehler gewesen sei. Das wird vermutlich nicht verhindern, dass Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) diesen Fehltritt aufarbeiten wird.