München trifft DortmundEin würdiger Jubiläums-„Tatort“

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Tatort DO

Die Dortmunder Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann, vorn), Martina Bönisch (Anna Schudt, l) und Jan Pawlak (Rick Okon, r) besprechen mit ihren Münchner Kollegen Ivo Batic (Miroslav Nemec (2.v.r.) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), wie die Ermittlungen weitergeführt werden sollen.

Der Fall 

Luca Modica (Beniamino Brogi) führt mit seiner Frau Juliane (Antje Traue) eine kleine Pizzeria in einer eher schäbige Ecke  Dortmunds. Von den paar Gästen, die den Weg in das Lokal finden, kann das Paar nicht leben, deshalb hat sich Luca auf einen gefährlichen Deal eingelassen. Regelmäßig kommen Lieferungen aus der Heimat, die vor Ort umgeladen werden: Kokain, im Auftrag der ’Ndrangheta, dem kalabrischen Zweig der Mafia.

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Doch dann muss den Mörder Pippo verstecken, der Luca immer weiter hinein in die illegalen Machenschaften der Mafia zieht. Während die Dortmunder Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon) das Restaurant der Modicas observieren, wollen Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) nur eines: Pippo für den Mord zur Rechenschaft ziehen, den er in München begangen hatte.

Die Auflösung

Klassisch aufzulösen gab es in diesem Film nichts. Vielmehr ging es um die Frage, ob die Kommissare verhindern konnten, dass die Verstrickungen der Familie in die Mafia-Geschichte zur ganz großen Tragödie führten. Die Antwort fiel eindeutig und brutal aus: Luca ermordete auf Geheiß der Ndrangheta seine Frau, die mit der Polizei kooperierte. Für Nora Dalay, die das Vertrauen von Juliane gewonnen und sie zur Zusammenarbeit überredet hatte, war das zu viel. Sie quittierte ihren Dienst. Dieser Ausstieg von Aylin Tezel ging allerdings fast ein wenig unter. 

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Die Teams

Für diese Dienstreise hätten sich Leitmayr und Batic vermutlich lieber einen anderen Ort ausgesucht. Wer die hübsche, herausgeputzte bayrische Spießigkeit Münchens gewohnt ist, tut sich mit Dortmund eben schwer. Entsprechend verloren standen die beiden dann auch in der Ruhrgebiets-Stadt herum. Und mit den Dortmunder Kollegen wurden sie auch nicht richtig warm.

Überhaupt hielt sich das Zusammenspiel dieser beiden so unterschiedlichen Teams sehr in Grenzen, was dem Film aber eher gut tat. 

Fazit

Zum 50. Geburtstag des "Tatort" spendiert das Erste den Fans der langlebigsten Krimireihe eine Doppelfolge. Teil eins von "In der Familie" spielte in Dortmund, Teil 2 verlagert die Handlung am kommenden Sonntag nach München. 

Regie führte bei diesem ersten Teil Dominik Graf, im zweiten gab er diese Aufgabe weiter an die 42 Jahre alte Pia Strietmann, das Buch für beide Filme schrieb Bernd Lange.

Die Mafia scheint auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Themenwahl für den Jubiläumsfall zu sein, steht sie doch zurzeit nicht so sehr im Mittelpunkt des Interesses. Doch gerade das macht diesen "Tatort" so interessant.

Bernd Langes Buch macht deutlich, dass gerade die Nichtbeachtung hilft, die Geschäfte florieren zu lassen. Der Autor hält die Filme, die sich in Ton und Ansprache deutlich unterscheiden, durch die Geschichte einer ganz normalen Familie zusammen, die langsam, aber unaufhaltsam zerbricht. 

Und Dominik Graf ließ durch seine Inszenierung keinerlei Mafia-Mythisierung zu. Hier gab es einfach nur schäbige und brutale Verbrecher zu sehen, die rücksichtslos alle zerstören, die sich ihnen in den Weg stellen. Dabei zog der Film das Tempo bis zum Showdown, der lange nachwirkt, beständig an. Ein würdiger Film zum Jubiläum des "Tatort".

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