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Blüm zu Idomeni„Wer mit diesen Kinderaugen kein Mitleid hat, gehört ins Krankenhaus“

Lesezeit 3 Minuten
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Norbert Blüm mit einem Flüchtlingsjungen

  1. Norbert Blüm (CDU) hat das Flüchtlingslager im griechischen Idomeni besucht.
  2. Blüm übernachtete sogar im Zelt, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen.
  3. Bei „Stern TV“ spricht er über seine Eindrücke.

Die Menschen werden Idomeni nicht verlassen und in ein anderes Flüchtlingslager gehen, solange der EU-Gipfel, der am Donnerstag in Brüssel beginnt, andauert. Das Zusammenkommen der Staats- und Regierungschefs sei ihre letzte Hoffnung.

Darin waren sich der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und Flüchtlingshelferin Sophia Maier bei ihrem gemeinsamen Auftritt bei „Stern TV“  am Mittwochabend einig. „Wenn Europa noch etwas mit dem Christentum zu tun hat, dann muss es sich von leidenden Kinderaugen erpressen lassen“ sagte Blüm im Gespräch mit Moderator Steffen Hallaschka. „Wer mit diesen Augen kein Mitleid hat, der gehört ins Krankenhaus.“

Blüm hatte in Begleitung von „Stern TV“ am vergangenen Wochenende eine Nacht in Idomeni gezeltet, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und seine Solidarität auszudrücken. Die unmenschlichen Verhältnisse in dem Lager, der Schlamm, die Kälte, die Verzweiflung und der Stacheldraht machten den 80-Jährigen fassungslos: „Europa schäm dich. Das hier ist Stacheldraht gegen Kinder, nicht gegen irgendwelche Truppen.“ 

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Norbert Blüm im Matsch von Idomeni

Es sei ein Skandal, dass Geschäftemachen wichtiger sei, als den Menschen zu helfen. „Durchs Lager in Idomeni fährt regelmäßig ein Güterzug, der wird durchgelassen, während die Menschen eingesperrt sind", so Blüm weiter. „Das halte ich für pervers.“

„Sonst kann man Europa auch schließen“

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Der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm im Flüchtlingslager in Idomeni

Blüm kritisierte bei seinem Studioauftritt erneut die Politik einiger EU-Mitgliedsstaaten, wie Ungarn, Polen oder Österreich. Er wünsche sich ein Europa, das solidarisch sei. „Ansonsten kann man den Laden auch schließen. Nur um Geschäfte zu machen, brauche ich kein Europa“, sagte er.

Auf die Frage von Hallaschka, warum die Flüchtlinge nicht einfach in andere Camps im Landesinneren gingen, antwortete die freiwillige Helferin Maier: „Die Busse dorthin kosten erstens Geld, das dort keiner mehr hat und außerdem weiß keiner, was dort wartet.“ Die Angst vor Abschiebung und die Hoffnung auf Deutschland sei so groß, dass die meisten Flüchtlinge lieber in Idomeni ausharren würden.

Blüm distanziert sich erneut  von „Kommando Norbert Blüm“

Angesprochen auf das am Montag im Lager aufgetauchte Flugblatt mit dem mysteriösen Aufdruck „Kommando Norbert Blüm“ sagte der frühere Arbeitsminister: „Ich habe nichts mit dem Flugblatt zu tun und ich hätte auch den Ratschlag zu diesem Fluchtweg nicht gegeben. Aber wie verzweifelt muss jemand sein, so eine Fluchtroute zu wählen.“

Diese Verzweiflung bestätigte auch Maier, die für die Organisation „Swisscross“  vor Ort war und die Flüchtlinge bei dem Versuch nach Mazedonien zu kommen am Montag begleitet hat.  „Die Kinder sind alle krank“, sagte sie. Durch das Flugblatt hätten viele die Chance gesehen, ihrer Lage zu entkommen. „Natürlich riskiert man das dann“, sagte die 28-Jährige.

Hallaschka sprach Blüm auch auf eine Meldung des „Spiegel“ an, in der es heißt, dass Blüm laut Augenzeugen den Hilfesuchenden vor Ort sagte, das Problem sei nicht Deutschland, sondern die Balkanländer. Wer es nach Deutschland schaffe, könne dort auch bleiben. Blüm dementierte während der Live-Sendung diesen Bericht.