Online-Auktionen ab SeptemberSotheby’s macht Köln zum deutschen Hauptquartier

Lesezeit 2 Minuten
Eine Sotheby’s-Mitarbeiterin mit einem Werk von Jenny Saville

Eine Sotheby’s-Mitarbeiterin mit einem Werk von Jenny Saville

Köln – Das Auktionshaus Sotheby’s will seine Geschäfte in Deutschland deutlich ausbauen und an seinem Kölner Standort von dieser Herbstsaison an regelmäßig Online-Auktionen abhalten. Zum Auftakt plant Sotheby’s, das mit seinem Konkurrenten Christie’s den globalen Markt der Kunstversteigerungen dominiert, im September eine Auktion moderner und zeitgenössischer Kunst mit Schätzpreisen von 3000 bis 300.000 Euro. Im November sollen eine Auktion mit junger Kunst sowie eine Versteigerung von Luxusgütern folgen.

Die aktuellen Geschäftsräume des Auktionshauses in der Mozartstraße dürften für diese Pläne nicht annähernd genügen. Sotheby’s will Köln zum Hauptquartier seines Deutschlandhandels erweitern und hat die Belegschaft bereits aufgestockt; mit der Leitung der Versteigerungen wird die Kunsthistorikerin Eva Donnerhack betraut. Präsenzauktionen sind vorerst nicht geplant. Als Einzugsgebiet sieht man neben dem Rheinland auch die Beneluxländer – ein gewichtiges Argument für den Standort Köln.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Verhältnis zum mittelständischen deutschen Kunstmarkt ist Sotheby’s eine Riese. 2020 verbuchte das Unternehmen einen Umsatz von über fünf Milliarden Dollar, während sich dieser bei den Kölner Auktionshäusern Lempertz und Van Ham im mittleren zweistelligen Millionenbereich bewegte (dafür immerhin in Euro). Trotz dieses Ungleichgewichts nimmt sich Sotheby’s Engagement vorsichtig aus – wenngleich das vergangene Jahr gezeigt hat, dass man im Auktionsmarkt auch online gute Geschäfte machen kann.

In den letzten Jahren hatte sich Sotheby’s weitgehend darauf beschränkt, in Deutschland Kunstwerke zu akquirieren, um diese anschließend an Standorten wie London, Paris oder Mailand zu versteigern – wie etwa im Jahr 2016 die Kunstsammlung des WDR. Die Kölner Filiale diente dabei als Showroom und sollte helfen, den Kontakt zur wichtigen rheinischen Sammlerklientel zu halten. Diese relative Zurückhaltung gilt allerdings erst seit Mitte der 2000er Jahre; davor hatte Sotheby’s Deutschland hierzulande mit spektakulären Verkäufen und „Schlossauktionen“ wie der Sammlung des Königshauses Hannover für Aufsehen gesorgt. Dass Sotheby’s in Deutschland nicht mehr nur eine Quelle, sondern auch wieder einen Absatzmarkt sieht, dürfte nicht zuletzt eine Folge des Brexits mit seinen verschärften Zollbestimmungen sein.

Lempertz sieht ein gutes Signal für Köln

Für Isabel Apiarius-Hanstein vom Kölner Kunsthaus Lempertz kommt der Schritt daher auch nicht überraschend. „Wir hatten uns eher gewundert, dass es so lange dauert.“ Apiarius-Hanstein sieht im kölschem Engagement des großen Mitbewerbers ein „wichtiges Bekenntnis zum Rheinland“, das auch den lokalen Auktionshäusern helfen werde. „Ein Berliner Hauptquartier hätte mir größere Sorgen bereitet.“ Sie erwarte eine deutliche Belebung des Geschäfts und einen Imagegewinn für Köln. Die Bedeutung der Region für den deutschen Kunstmarkt werde immer noch unterschätzt.

KStA abonnieren