Mit scharfen Worten gegen Trump eröffnet Robert De Niro die Filmfestspiele in Cannes – er bringt damit politische Töne auf eine zuletzt stille Bühne.
Abrechnung mit TrumpRobert de Niro: „Wir sind eine Bedrohung für Autokraten und Faschisten“

US-Schauspieler Robert De Niro wurde in Cannes für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Dankesrede nutzte der 81-Jährige für scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump.
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Bei der Eröffnung der Filmfestspiele in Cannes ist Hollywood-Star Robert De Niro für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Der zweifache Oscar-Preisträger nutzte die Verleihung für scharfe Kritik an US-Präsident Trump. „In meinem Land kämpfen wir mit aller Macht um die Demokratie, die wir einst für selbstverständlich hielten“, sagte der 81-Jährige auf der Bühne. „Das betrifft uns alle. Das betrifft uns alle hier, weil die Künste demokratisch sind.“
De Niro: „Kunst umarmt die Vielfalt und deshalb ist die Kunst eine Bedrohung“
De Niro, der 2011 die Wettbewerbsjury des renommierten Filmfestivals geleitet hatte, in seiner langen Karriere jedoch nie selbst mit einem Preis ausgezeichnet wurde, fuhr fort: „Kunst umarmt die Vielfalt“, sagte er in seiner Dankesrede. „Und deshalb ist die Kunst eine Bedrohung. Deshalb sind wir eine Bedrohung für Autokraten und Faschisten. Amerikas philisterhafter Präsident hat sich selbst zum Leiter einer unserer wichtigsten Kultureinrichtungen ernannt. Er hat die Mittel und die Unterstützung für die Künste, die Geisteswissenschaften und die Bildung gekürzt.“Mit seiner Kritik sandte De Niro ein deutliches Signal an die US-Filmbranche. Denn obwohl er als Trump-Gegner bekannt ist, ist seine Rede bemerkenswert. Seit der zweiten Amtseinführung Trumps hatten insbesondere US-Filmstars vermieden, öffentlich politische Kritik zu üben.
De Niro kritisierte auf der Bühne des Festivalpalastes auch die Ankündigung des US-Präsidenten, Zölle auf im Ausland produzierte Filme erheben zu wollen. „Lassen Sie das einen Moment auf sich wirken. Man kann Kreativität nicht mit einem Preis belegen, aber anscheinend kann man sie mit einem Zoll belegen. Das ist natürlich inakzeptabel“, so De Niro.
Jon Voight: Vater von Angelina Jolie verteidigt Zölle auf Filme
Auf der Seite der Trump-Kritiker finden sich neben Robert de Niro auch Ethan Hawke, George Clooney oder Sharon Stone. Doch nicht alle Schauspieler richten sich gegen den US-Präsidenten. Zuletzt wurden die Strafzölle von Schauspieler Jon Voight, dem Vater der Schauspielerin Angelina Jolie, verteidigt. „Der Präsident liebt das Entertainment-Business und dieses Land und er wird uns dabei helfen, Hollywood wieder großartig zu machen“, sagte der 86-jährige Oscar-Preisträger, den Trump zusammen mit Sylvester Stallone und Mel Gibson als Hollywood-Botschafter benannt hatte. Die drei sollen den US-Präsidenten in Film-Angelegenheiten beraten.
Trumps Zoll-Androhung hängt zu Beginn der 78. Filmfestspiele wie eine dunkle Wolke über Cannes. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, sagte Jury-Präsidentin Juliette Binoche auf Trump angesprochen. „Wir können sehen, dass er kämpft und auf viele, viele verschiedene Arten versucht, Amerika zu retten und seinen Arsch zu retten.“
Leonardo DiCaprio bezeichnet De Niro als Vorbild
Die Laudatio auf De Niro hatte zuvor Leonardo DiCaprio gehalten, der seinen Schauspielkollegen als „das Vorbild“ bezeichnete, „zu dem wir aufgeschaut haben“. Der 50-Jährige beschrieb De Niro so: „Er sagt nicht viel, aber wenn er es tut, ist es wichtig. Ob es um seine Freunde, seine Familie, den Kampf für unsere Demokratie oder die Unterstützung der Filmkunst geht, er ist immer dabei.“
Festivaldirektor: „Niemanden zulassen, der das amerikanische Kino schwächt“
Festivaldirektor Thierry Frémaux hatte vor der Zeremonie gesagt, er habe Schwierigkeiten, zu etwas Stellung zu beziehen, das „auf den Erklärungen des amerikanischen Präsidenten beruht, der uns in den letzten drei Monaten daran gewöhnt hat, eine Sache zu sagen und sie dann zu ergänzen, zu erläutern, zu widerlegen und so weiter“.
Wenn er direkt mit Trump sprechen könnte, würde er ihm sagen, dass ausländische Filme die amerikanische Fantasie und Kultur bereicherten, so Frémaux. „Aber ich glaube nicht, dass er wirklich daran interessiert ist“, fuhr er fort und fügte hinzu: Cannes werde „niemanden zulassen, der das amerikanische Kino schwächt. Und auch in diesem Jahr ist das amerikanische Kino wieder sehr stark, sehr erfinderisch und sehr kreativ.“
Die Filmfestspiele dauern bis zum 24. Mai. Mit Regisseuren wie Spike Lee, Richard Linklater, Wes Anderson und Stars wie Tom Cruise, Joaquin Phoenix, Emma Stone, Kristen Stewart, Scarlett Johansson oder Denzel Washington ist das US-Kino tatsächlich stark vertreten. (mit dpa)