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Skandal um Venus MediciEndlich eine Heimat für die unfreiwillige Nazibraut

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Die Bronzekopie der Venus Medici aus den Uffizien in Florenz steht während der Jahrespressekonferenz im Grassi Museum neben Direktor Olaf Thormann und Skadi Jennicke (Die Linke), Kulturbürgermeisterin der Stadt Leipzig.

Die Bronzekopie der Venus Medici steht während der Jahrespressekonferenz im Grassimuseum. 

Ein Bundesamt ließ eine Venus Medici entfernen, weil man sie für sexistisch halten könnte. Die Aufregung darüber geht fehl.    

Was macht eigentlich das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen? Nach einem flüchtigen Besuch beim BADV denkt sich der Laie: Das wissen die dort selbst nicht. „Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Rückforderung des Lastenausgleichs bei Schadensausgleich“, hat ein amtlich bestellter Poet auf der Behörden-Website gedichtet, als wären damit alle Fragen des Universums geklärt und jede weitere Störung der Bürogeschäfte überflüssig.

Möglicherweise war die Venus Medici ein Geschenk Mussolinis

Seit dieser Woche ist es mit der Ruhe beim Bundesamt allerdings vorbei, was nicht am Lastenausgleich liegt, sondern an offenen Vermögensfragen. Das BADV entscheidet auch über die Rückgabe während der NS-Zeit geraubter Kunstwerke und hielt es anscheinend für eine ebenso naheliegende wie gute Idee, das eigene Foyer mit einer aus alten, bislang nicht zurückgeforderten Nazibeständen stammenden Kopie der berühmten „Venus Medici“ zu schmücken. Das antike Original gehört den Uffizien in Florenz, ihre Berliner Doppelgängerin war zuletzt im Besitz Hermann Görings, möglicherweise als Geschenk des italienischen Diktators Mussolini. 1945 wurde sie in einem See vor Görings Anwesen in der Brandenburger Schorfheide versenkt, im Jahr 1990 geborgen und anschließend restauriert.

Viele Jahre regte der heikle Behördenschmuck niemanden auf. Dann warnte die Gleichstellungsbeauftragte des BADV, die nackte Liebesgöttin könnte als sexistisch empfunden werden, und empfahl, die unfreiwillige Nazibraut an den Leihgeber, die Bundeskunstverwaltung, zurückzugeben. So geschah es, und als es mit einem Jahr Verzögerung ruchbar wurde, schrien die üblichen Verdächtigen: „Skandal“.

Sicher lässt sich darüber streiten, ob die Venus aus den falschen Gründen des Amtes verwiesen wurde. Aber nicht darüber, dass sie an ihrem neuen Standort, dem Leipziger Grassimuseum für Angewandte Kunst, deutlich besser aufgehoben ist. Dort wird die Herkunft des Bronzegusses ausführlich erläutert und die Göttin symbolisch aus Görings Umarmung befreit. Auch eine Art Schadensausgleich.