So wird der „Tatort“ aus MünchenOpfertum, Manipulation und eine verkrampfte Story

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„Tatort”-Ermittlungen in „Irmis Stüberl”.

Rotkäppchen versucht es immer wieder, und Rotkäppchen verliert immer wieder. Eine eigene Kosmetiklinie, eine Erfindung, die den grandiosen Namen „Wurststar“ trägt und bei „Die Höhle der Löwen“ punkten sollte, eine fancy Altbauwohnung, der Streit mit dem Ex über den gemeinsamen Sohn und das Sorgerecht, das ihr entzogen werden soll. Nichts klappt, nichts hält, nichts bleibt und will funktionieren.

Für „Tatort“-Fans

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An Weihnachten gibt es mehrere neue „Tatort“-Folgen

„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.

Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.

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Rotkäppchen heißt eigentlich Silke Weinzierl (Nina Proll), zu Fasching ist sie mit Klein-Mädchen-Märchen-Kleid und rotem Cape in München unterwegs. Sie sucht eine Schlafgelegenheit, denn das mit der Wohnung, das hat ja auch nicht gehalten, und sie knutscht (wenn das die korrekte Übersetzung des bayrischen Begriffs „umeinander g’schmust“ ist) in „Irmis Stüberl“ mit einem älteren Herren, der später tot an der Isar gefunden wird.

Weinzierl gerät sehr schnell auf den Radar von Leitmayr (Udo Wachtveitl, l.) und Batic (Miroslav Nemec) und glitscht ihnen doch immer wieder durch die Finger. Dass Fasching ist und sie mal als Rotkäppchen, mal als 20-er-Jahre-Blondie und mal als Prinzessin unterwegs ist und die ganze Stadt auf den Beinen, hilft dabei. Das Mordopfer war in schmutzige Geschäfte verstrickt, und als Weinzierl dadurch ihre Chance wittert, endlich einmal auf der hellen Seite des Lebens zu landen, gerät sie ernsthaft in Gefahr.

Der Mordfall gerät im Laufe dieser 90 Sonntagabendminuten immer mehr in den Hintergrund, die Protagonistin ist Silke Weinzierl, ist ihr verdrehtes Leben. Weinzierl ist eine Frau, die beständig dazwischen schwankt, sich als Opfer der Umstände oder des Lebens zu stilisieren und sich auf der anderen Seite für schlauer und gewieferter als alle anderen zu halten.

Weinzierl lügt und manipuliert

Weinzierl ist insofern ein überaus ärgerlicher Charakter, zumal sie lügt und manipuliert. Unter Ersterem leidet ihr Sohn, der bei dem Vater, seiner neuen Frau und dem gemeinsamen Kind lebt und gern altersgemäß (er ist 14) Mist baut. Immer wieder macht sie Versprechungen, nie kann sie sie halten. Letzteres, das Manipulieren, versucht sie auch bei Ivo Batic. Sie will ihn anstacheln mit Steve-Jobs-Lebensweisheiten, probiert erfolglos, ihn zu bestechen und als lebenskleinkarierten Beamten dastehen zu lassen.

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So richtig, das muss man leider feststellen, geht die Münchner Handlung nicht auf – zu rangeflanscht wirken die Hintergründe um den älteren Herrn, den sich Rotkäppchen am Anfang angelt, zu gekrampft der Exkurs ins niederländisch-südafrikanische Milieu von Geldwäschern und Drogengangstern.

Aus München hat es definitiv schon stärkere Sonntagabendstücke gegeben – und deswegen kann man ihnen „Kehraus“ auch nicht so richtig übel nehmen. 

„Tatort: Kehraus“, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste

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