Kunstbuch von Thesy Teplitzky„Kölner Porträts“ aus dem Wallraf-Richartz-Museum vorgestellt

Carl Begas’ romantisches „Selbstbildnis mit Johann Peter Weyer“ aus dem Jahre 1813
Copyright: Aus dem besprochenen Band/RBA Köln Lizenz
Köln – Gerade 18 Jahre zählte Carl Joseph Begas, als er sein „Selbstbildnis mit Johann Peter Weyer“ (1813) malte. Es ist ein Freundschaftsbild, das vermutlich auch heute noch einige Mädchenherzen höher schlagen lässt, wobei die beiden hübschen Jünglinge hier wohl eher die im Hintergrund angedeutete weite Welt erobern wollen.
Das Wallraf-Richartz-Museum ist nicht nur eine Schatzkammer der Kunstgeschichte, sondern auch eine Art illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Auf den Porträts der Sammlung sind zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten verewigt, deren Geschichten die Autorin Thesy Teplitzky anhand der Gemälde und weiterer Bildbeispiele erzählt. Zu den Porträtierten gehören unter anderem die Maler Peter Paul Rubens und Carl Joseph Begas.
Thesy Teplitzky: „Kölner Porträts vom später Mittelalter bis zur Romantik“, Greven Verlag Köln, 184 Seiten, 140 Abbildungen, 29.90 Euro.
Der dunkelhaarige Begas stellt sich selbst als Maler mit Palette und Pinsel an der Staffelei dar, der blonde Weyer zeigt mit Zirkel, Grundriss und Kapitell die beruflichen Attribute eines Architekten vor. Und während der Blick des angehenden Baumeisters optimistisch in die Ferne geht, sieht Begas seinem Publikum selbstbewusst entgegen – weil er offensichtlich überzeugt ist, dass er dessen kritischen Blick nicht scheuen braucht.
Was ist nun aus diesem Freundespaar des frühen 19. Jahrhunderts geworden? Hat es die Welt erobert wie erträumt. Oder wenigsten ein paar Mädchenherzen gebrochen? Zumindest auf die erstem beiden Fragen weiß Thesy Teplitzky die Antworten – die Autorin hat sie in einem im Greven Verlag erschienenen Kunstband mit „Kölner Porträts vom späten Mittelalter bis zur Romantik“ aufgeschrieben. Wie beim Begas’schen Selbstbildnis stammen die insgesamt zehn Gemälde, an denen Teplitzky Episoden der Kunst-, Landes- und Kölner Stadtgeschichte erzählt, aus der Sammlung des Kölner Wallraf-Richartz-Museums.
Haben sich die romantischen Träume des Freundespaars erfüllt?
Unter den „Kölner Porträts“ finden sich einige der großen Meisterwerke des Wallraf – Rembrandts Selbstbildnis von 1669 oder Peter Paul Rubens’ „Selbstbildnis im Kreise der Mantuaner Freunde“ –, aber auch sprechende Fundstücke, die sich, wie Carl Begas’ Gemälde, weit geringerer Bekanntheit erfreuen. In jedem Fall ist das gewählte Porträt aber nur der Ausgangspunkt, von dem Teplitzky zu zahlreichen weiteren Bildern und den Lebensgeschichten der Dargestellten kommt.
So begegnen wir der mittelalterlichen Stifterfamilie von dem Wasserfass, dem wohlhabenden Ehepaar Schellenberger, das sich um das Jahr 1500 verewigen ließ, dem Kunsthändler Everhard Jabach und mit Ferdinand Franz Wallraf auch dem Mann, auf den Name und Sammlung des ältesten Kölner Museums zurückgehen. Ein großer Sammler wurde übrigens auch aus dem Jüngling Johann Weyer – und der Kölner Stadtbaumeister noch dazu. Sein Freund Begas brachte es immerhin zum königlich-preußischen Hofmaler und begründete in Berlin eine kleine Künstlerdynastie. Aber das ist eine Geschichte, von der schon das Freundesbildnis höflich schweigt.