Jeff Bezos will in Venedig heiraten, dagegen regt sich Widerstand. Dabei ist der drittreichste Mann gar nichts Besonderes.
Streit um Venedig-HochzeitJeff Bezos ist auch nur Tourist


Lauren Sánchez und ihr Verlobter Jeff Bezos
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Derzeit ankert die „Koru“ noch vor Kroatien. Doch in ein paar Tagen wird die zweitgrößte Segeljacht der Welt das Adriatische Meer überqueren und in den Hafen von Venedig einlaufen, an Bord Amazon-Gründer Jeff Bezos, und seine Braut, die Journalistin Lauren Sánchez. Hier, in der Lagunenstadt, wollen sie das Ehe-Gelübde ablegen.
Die Kosten des Festes sollen, selbst berufenen Experten zufolge, zwischen 11 und 30 Millionen Euro liegen, der genaue Betrag kann dem drittreichsten Mann der Welt herzlich egal sein. Jedenfalls soll es sich um die teuerste Hochzeit in der Stadt seit 1500 Jahren handeln. Eingeladen sind unter anderem George Clooney und Leonardo DiCaprio, Kim Kardashian und Oprah Winfrey und auch die Plätze 1,2 und 4 auf der Liste der Multimilliardäre, Elon Musk, Mark Zuckerberg und Bill Gates. Elton John, Lady Gaga und Mick Jagger werden angeblich singen.
Venedig galt von jeher als idealer Ort für höfische Feste und Triumphzüge
Venedig galt von jeher als idealer Ort für höfische Feste und Triumphzüge, als Theatrum Mundi, eine Weltbühne, auf der die Reichen und Mächtigen ihren Reichtum und ihre Macht in barocker Pracht zur Schau stellen konnten.
Gegen Bezos modernes Sonnenkönigtum protestiert eine Gruppe von Einheimischen. Sie nennt sich, wohl in Anspielung auf den Weltraum-Fimmel des Unternehmers, „No Space for Bezos“. Venedig sei nicht meistbietend zu verkaufen, man bereite eine Blockade der Kanäle vor, mit Schlauchbooten, Quietsche-Entchen und Aufblas-Flamingos.
Selbstredend ist Jeff Bezos eine Reizfigur. Vor allem, seit er sich Macho-Muskeln an den schmächtigen Nerdkörper trainieren ließ, als müsse er erst noch in die Rolle des James-Bond-Bösewichts hineinwachsen. Eigentlich geht es jedoch um die Frage, wem die Stadt gehört, wie viel öffentlicher Raum noch privatisiert wird. Venedig ist bereits weitgehend entvölkert, die Zahl der Gästebetten übersteigt die der Einwohner.
Die Prunk-Hochzeit bildet lediglich die Spitze dieses Übertourismus, der Überkapitalist macht es nicht anders als die Massen auf dem Markusplatz: Er missbraucht die Stadt als Kulisse. Fast kann Jeff Bezos einem Leid tun, 234 Milliarden Dollar und trotzdem bleibt er – ob er sich nun ins All schießen lässt oder Venedig okkupiert – nur Tourist.