„FULLDEMO.cracy“ im Studio TrafiqueTheaterstück zwischen Game und Escape Room

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Das grotesk geschminkte Gesicht eines Clowns auf einer Videoleinwand.

Szene aus dem Live-Theater-Game FULLDEMO.cracy

Im Studio Trafique läuft ein Live-Theater-Game, das an Escape Rooms erinnert. Thematisch geht es um die Demokratie im Klimawandel.

Zu einem Live-Theater-Game mit Escape Room-Charakter laden die Kölner Theatergruppen Trafique und Wehr51 ins Studio Trafique. Bevor das Publikum in „FULLDEMO.cracy“ aktiv werden muss, wird es zuerst einmal in einem High-Tech-Raum mittels Videobildern in das (Katastrophen)-Szenario eingeführt.

Wir befinden uns in der fast schon gegenwärtigen Zukunft. Während in dem nicht näher bestimmten Land unkontrollierte Waldbrände wüten, tagt in der Hauptstadt ein Weltklimagipfel. Gleichzeitig haben anonyme Aktivisten mehrere Parlamentsgebäude besetzt ohne bislang über ihre Forderungen und Ziele Auskunft zu geben.

Kölner Studio Trafique zeigt ein interaktives Endzeitszenario

In diesem Endzeitszenario bewegt sich nun die Spielgruppe mit der Aufgabe, ins vakante Machtzentrum zu gelangen, um dort die bedrohte demokratische Ordnung zu retten und aktiv gegen die Auswirkungen des Klimawandels vorzugehen. Doch wie kann das Gelingen? Sind die Spielenden überhaupt Handlungsträger oder nur Figuren, die mehr oder weniger stark manipuliert werden?

Lange Zeit, sich Fragen zu stellen, bleibt allerdings nicht. Die Uhr in diesem Endzeit-Game tickt unerbittlich. Schon wird die Gruppe geteilt und die eine Hälfte hetzt angesichts der ablaufenden Zeit in den nahegelegen Altenberger Hof, wo sich ein zweiter Escape Room befindet. Fortan gilt es miteinander und in Konkurrenz mit der anderen Gruppe Aufgaben zu lösen, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Der genaue Spielverlauf soll hier natürlich nicht verraten werden. Dramaturgische Strukturen aus der Welt der Computerspiele setzen den Handlungsrahmen.

„FULLDEMO.cracy“ stellt Demokratie und Kapitalismus gegenüber

Zwischen Jump-and-Run-Sequenzen und der Suche nach hilfreichen Tools, gilt es für die Spielenden Entscheidungen zu treffen. Ob die nun im demokratischen Konsens gefällt werden oder einzelne Teilnehmer das Heft des Handelns in die Hand nehmen, hängt ganz von der Gruppendynamik ab. Spielerisch und im Diskurs gilt es Entscheidungen zu treffen, wobei die jeweilige Spielleiterin (Anna Marienfeld, Anna Möbus) mit zu befolgenden Anweisungen die Richtung vorgibt.

Zwischendrin taucht auf der Videoleinwand das grotesk geschminkte Gesicht eines Clowns (Björn Gabriel) auf, der mit süffisant sardonischem Tonfall das (Welt)Geschehen kommentiert. So ganz überzeugen kann das Computerspiel-Setting nicht, bleibt doch der Eindruck bestehen, dass der Ablauf weit weniger von den Entscheidungen der Mitspieler anhängt, als einem die Spielleitung suggeriert. Immerhin vermittelt sich spielerisch eine Ahnung davon, wie schwer es ist, unter Druck demokratische Entscheidungen zu treffen, ohne zu wissen, welche Konsequenzen daraus folgen. Und der kaum zu lösende Widerspruch zwischen demokratischem Diskurs und kapitalistischem Wettbewerb macht sich in schöner Regelmäßigkeit bemerkbar.


FULLDEMO.cracy im Studio Trafique. 6.-9. März, 20 Uhr. Alle Infos gibt es hier.

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