So war der Dortmund-„Tatort“Schlechte Schießbudenfiguren baumeln am Handlungsgerüst

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Rick Okon (l.) und Sascha Geršak 

Der Fall

Manager in Angst: Josef Micklitza meldet der Dortmunder Polizei einen Toten. Es ist sein Vermögensberater, der ihn nachts zu einem konspirativen Treffen am Hafen bestellt hat.  Die Auflösung Später stellt sich heraus, dass Micklitza mit seinem Bruder, einem Club-Besitzer, zu dem Treffen erschienen ist und dieser das Gespräch mit einem beherzten Griff zur Pistole abgekürzt hat.

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Nur: warum wollte Micklitza dann gleich anschließend bei der Polizei vorsprechen? Außerdem: Der Vermögensberater wollte ja nur helfen. Über Luftgeschäfte seines windigen Chefs aufklären, dessen Finanzdienstleistungen sich als Pyramidenschema entpuppen. 

Das war schlecht

„Gier und Angst“ haben die Drehbuchautoren Sönke Lars Neuwöhner und Martin Eigler — letzterer führte auch Regie — diesen 21. Fall des Teams Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch (Anna Schudt) betitelt. Als wären sie barocke Vanitas-Dichter. Und diese Emotionen müssen hier für allerlei Unsinn herhalten, besonders schlau oder auch nur nachvollziehbar verhält sich nämlich keiner der Protagonisten.

Auch nicht die Polizei. Weder der junge KHK Jan Pawlak (Rick Okon), der seine vermisste, drogensüchtige Frau überraschend an der Seite des schießwütigen Club-Besitzers wiederfindet, als hätte sich das nicht in fünf Minuten ermitteln lassen. Noch Teamchef Faber, offizieller Träger des Horst-Schimanski-Gedächtnis-Parkas, der glaubt, den Fall aufklären zu können, indem er seinen Mitarbeiter beschatten lässt. 

Das war noch schlechter

Die entscheidenden Hinweise gibt indes die schwangere Witwe des Toten. Das hätte sie bereits in der zweiten Szene tun können, da fehlte ihr aber leider die Zeit. Die findet sie dann ausgerechnet während ihre Wehen einsetzen. Sie bestätigt nur, was wir Zuschauer bereits wussten: Vermögensberater sind Betrüger, Bankdirektoren korrupt und Clubbesitzer kriminelle Heroinpusher. Und betreiben sogar ein James-Bond-Bösewicht-mäßiges Hauptquartier in einem verlassenen Schwimmbad (vielleicht ist ein geschlossenes Hallenbad aber auch der einzig realistische Aspekt dieses „Tatort“-Falles).

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Nichts in „Gier und Angst“ entwickelt sich organisch, es gibt nur ein arg wackeliges Handlungsgerüst, an dem allerlei Schießbudenfiguren baumeln, die verdiente Theaterschauspieler mit Müh und Not zu Leben erwecken. 

Eine Chance für die Liebe

Für Soap-Fans: Anna Schudts Lover aus der Kriminaltechnik entpuppt sich als fieser Stalker. Woraufhin sie und Hartmann sich ganz, ganz vorsichtig einander wieder annähern. Vielleicht räumt er nächstes Mal sogar seine vermüllte Wohnung auf. Oder zieht ins Schwimmbad.

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