„Tatort“-KritikVerzogene Bubis sollen perfekten Mord geplant haben – echt jetzt?

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Meret Becker und Mark Waschke im neuen „Tatort” aus Berlin.

Der Fall

Am hellichten Tag wurde die Studentin Mina auf dem Gendarmenmarkt mitten in Berlin erschossen. Die Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) fanden heraus, dass der Schuss von einem Seminarraum der elitären „Berlin School of Law“ abgegeben worden war.

Dort hatte zum Tatzeitpunkt ein Colloquium mit vier Studenten stattgefunden, die alle Mitglied einer Studentenvereinigung waren. Schnell konzentrierten sich die Ermittler aber auf Benjamin Renz (Anton von Lucke).

Der Student aus einfachen Verhältnissen wollte unbedingt in den exklusiven Zirkel aufgenommen werden und musste dafür diverse Prüfungen bestehen. In einer hatte er das perfekte Verbrechen entworfen. Sollte der Mord an Mina der Beweis sein, dass man als Täter davonkommen kann, wenn man seine Tat nur gut genug plant?

Die Auflösung

Viel ging es in diesem Krimi um das titelgebende perfekte Verbrechen. Ist es möglich? Um diese Frage kreiste das Buch von Autor Michael Comtesse. Am Ende war das Motiv für den Mord dann allerdings ganz und gar nicht perfekt, sondern sehr simpel: Es ging um Eifersucht.

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Wolfram Liere (Max Krause) war eifersüchtig, weil sein Vater Richard (Peter Kurth) Benjamin, die „Perle des Proletariats“, so sehr förderte. Außerdem wollte er seinem Vater beweisen, dass er die Regeln neu definieren und dessen hohe Ansprüche erfüllen konnte.

Das Thema

Soziale Spannungen und Ungerechtigkeiten sind häufig Thema des „Tatort“, so auch in „Das perfekte Verbrechen“. Leider drifteten Autor Comtesse und Regisseurin Brigitte Maria Bertele von Beginn an in eine Welt abgedroschener Klischees ab.

Die Elitestudenten gaben sich konservativ, residierten in einer opulenten Villa, schlürften Champagner, warfen mit lateinischen Phrasen um sich und gingen zur Beruhigung der Nerven gerne mal auf die Jagd.

Was auch sonst? Und wenn sie sich in ihrem elitären Zirkel trafen machten sie einen auf mittelalterlicher Geheimbund mit schwarzen Kutten, Masken und der symbolischen Exekution einer Ratte.

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Und auch am anderen Ende der gesellschaftlichen Skala ging es nicht ohne Übertreibungen. Da wurde die Miete, die Benjamins Eltern künftig zahlen sollten, nicht einfach nur erhöht, sie wurde verdoppelt. Das alles war leider so unglaublich überzeichnet, dass es nur noch als Karikatur zu betrachten war.

Fazit

Wenn man die Frage erörtern will, ob ein perfektes Verbrechen möglich ist, dann geht das nicht mit ein paar verzogenen Bubis, die zwar überheblich sind, denen man eine solche Tat aber nicht wirklich zutraut. Die Überlegenheit war nur Behauptung.

Und weil die Figuren so krass überzeichnet waren, kam auch keine echte Empathie auf. So wurde ein eigentliches spannendes Thema verschenkt. Von einem perfekten Krimi war dieser „Tatort“ weit entfernt.

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