„Tatort – Väterchen Frost“Boerne und Thiel kalauern über Prost und Proust

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Müssen tief graben: Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, l.) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) auf dem Friedhof

Am Sonntagabend lief zwei Tage vor Weihnachten ein neuer „Tatort“ aus Münster. Mit dem Münster-Fall von vor wenigen Wochen kann „Väterchen Frost“ nicht mithalten.

Der Fall

Frank Thiel (Axel Prahl) und Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) waren im vorweihnachtlichen Münster sicher, eine Ermittlung mit der Verurteilung des überführten Mörders abschließen zu können. Doch weil alle im Gerichtssaal erkältet waren, verschob der Richter den Prozess gegen den jungen Russen Kirill (Oleg Tikhomirov). Der sollte seinen Freund getötet haben. Er pochte auch seine Unschuld, doch die Würgemale am Hals des Toten stammten eindeutig von seinen Händen. Kurzerhand entführte sein Vater Artjom Sascha (Alexander Gersak) Kollegin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) und drohte, ihr etwas anzutun, sollten die Ermittlungen nicht noch einmal aufgerollt werden.

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Die Auflösung

Kirill war in der Tat unschuldig. Sein Freund hatte als Kurier für den südafrikanischen Diamantenschmuggler Jörn Weig (David Bennent) gearbeitet. Der wiederum arbeitete mit der Juwelierin Lang (Heike Trinker) zusammen. Deren Angestellte war die Schwester des Toten und hatte den Kontakt vermittelt. Als der Diamantenkurier nicht mehr mit den beiden zusammenarbeiten wollte, betäubte Weig ihn und seinen Freund und erwürgte ihn dann mit den Händen des Bewusstlosen. Und die Schwester musste auch noch dran glauben.

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Die Ermittler

Es ist in Münster immer ein schmaler Grat zwischen amüsantem Geplänkel und albernen Kalauern. Die Drehbuchautoren Jan Hinter und Stephan Cantz haben das „Tatort“-Team aus Münster erfunden und zahlreiche Fälle für die beliebtesten Ermittler der Reihe verfasst. Sie kennen die Figuren also in und auswendig. Die richtige Balance fanden sie in diesem Krimi aber nur selten. Wenn etwa Staatsanwältin Klemm ankündigte, über die Feiertage den siebenteiligen Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ lesen zu wollen, Thiel dazu nur „Na, dann Prost“ einfiel und Boerne ihn mit „Nein, Proust“ korrigierte, rief das allenfalls ein müdes Lächeln hervor.

Eine gute Entscheidung war es hingegen, Nadeshda Krusenstern mehr Raum zu geben. Zwar war ihr Stockholm-Syndrom-Handlungsstrang arg an den Haaren herbeigezogen, aber die Chemie zwischen Kempter und Gersak stimmte.

Fazit

„Väterchen Frost“ wird dem „Tatort“ wieder sehr gute Quoten bescheren, als Glanzstück der Ermittler aus Münster wird er aber nicht in die „Tatort“-Geschichte eingehen. Dabei war die abstruse Handlung das kleinste Problem. Wer fragt bei Thiel und Boerne schon nach realitätsnahen Geschichten? Doch das Ganze war zu unausgegoren. Was sollten etwa die deplatzierten Traum-Sequenzen, die Thiel heimsuchten? Mit dem vergnüglichen Münster-Fall „Lakritz“ von vor wenigen Wochen konnte „Väterchen Frost“ nicht mithalten.

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