Der britische Filmregisseur Terence Davies wurde mit elegischen Familiendramen wie „Distant Voices, Still Lives“ bekannt.
Terence Davies gestorbenFilme über eine Vergangenheit, die nie vergeht

Der britische Filmregisseur Terence Davies ist im Alter von 77 Jahren gestorben.
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Selbst unter Filmkünstlern zählte der britische Regisseur Terence Davies zu den legendären Sturköpfen seiner Zunft. Komme was da wolle, er blieb seinem unverwechselbaren Stil treu und Produzenten gegenüber unerbittlich – ein Grund, warum er seit 1976 lediglich vier Kurzfilme und acht abendfüllende Spielfilme drehen konnte. Davies gab sich und dem Publikum gerne Zeit, in seine Geschichten einzutauchen, und ließ die Kamera wie einen gemächlichen Geist durch die nostalgischen Kulissen bedrückender Familien- oder Ehedramen fahren.
Terence Davies führte uns in eine enge, von Gewalt geprägte Welt
Unter Filmliebhabern wurde er vor allem mit zwei aufeinander folgenden Arbeiten berühmt: „Distant Voices, Still Lives“ (1988) und „The Long Day Closes“ (1992). Beide sind autobiografisch gefärbt und führen in Davies‘ Kindheit nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, in eine enge, durch Gewalt bestimmte Welt.
Später fand Davies fremde Stoffe für seinen Stil und verlegte sich auf Dichterbiografien und Literaturverfilmungen. Für „The Deep Blue Sea“ reduzierte er das gleichnamige Theaterstück von Terrance Rattigan über eine unglückliche Liebesgeschichte auf wenige Schauplätze und die drei Hauptpersonen. In den Dialogszenen saugt sich die Kamera immer wieder an den Gesichtern der Schauspieler fest, und man fühlt geradezu, wie sich die Uhr beim quälenden Nachmittagstee rückwärts dreht.
Jede Einstellung bewies bei Davies, dass man eine schon tausendmal erzählte Geschichte wie zum ersten Mal entdecken kann. Er machte aus der Leinwand eine Bühne, um eine leidenschaftliche Liebe nicht als großes Kinomelodram, sondern im gedämpften Tonfall eines Kammerspiels zu erzählen.
Lange fließende Kameraeinstellungen waren sein Markenzeichen, durch sie verband er Erinnerungen und Gegenwart, als deutliches Zeichen dafür, dass die Vergangenheit nie vergeht. Jetzt ist Terence Davies, der über seine Kindheit nie hinwegkam, gestorben. Er wurde 77 Jahre alt.