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„Verbeugung vor Sabine Töpperwien“Eine Frau kommentiert im Radio das WM-Finale

Lesezeit 3 Minuten
Sabine Töpperwien

Köln – Die Endspiele der beiden anstehenden Fußball-Großereignisse werden im Radio erstmals von Frauen kommentiert. Sowohl bei der Europameisterschaft im Sommer als auch bei der WM 2022 sollen bei den Final-Partien Reporterinnen im Einsatz sein. Das teilte die ARD am Freitag mit. „Diese Entscheidungen sollen den Wunsch der ARD unterstreichen, Frauen im Sportjournalismus weiterhin zu fördern“, hieß es in einer Pressemitteilung.

Für die EM, die in diesem Sommer nach aktuellem Stand trotz der Coronavirus-Pandemie in zwölf Ländern ausgetragen werden soll, ist als Final-Reporterin für den Endspielstandort London am 11. Juli Julia Metzner (SWR) vorgesehen. Sie mache „in der Bundesliga-Konferenz der ARD-Hörfunkwellen (...) einen tollen Job. Sie hat dieses Finale verdient“, sagte Steffen Simon, ARD-Teamchef für die EM. Welche Reporterin das WM-Finale 2022 kommentieren wird, steht laut Mitteilung noch nicht fest.

Bereits tags zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet, dass am 18. Dezember 2022 erstmals eine Frau das Finale einer Fußball-WM am deutschen Rundfunkmikrofon kommentieren werde.

Eine Würdigung der Lebensleistung

Mit diesen Entscheidungen würdigt die ARD auch die Lebensleistung von Fußball-Reporterin Sabine Töpperwien. Die 60-Jährige hatte am vergangenen Donnerstag mitgeteilt, Ende des Monats in den Ruhestand zu gehen. „Ein tolles Zeichen der Sportchefs und auch eine Verbeugung vor der langjährigen Sportfunkchefin Sabine Töpperwien. Sie hat mit ihrem Zitat, dass sie es wohl nicht mehr erleben wird, dass eine WM im Finale von einer Frau kommentiert wird, den Ball bei uns Chefs ins Rollen gebracht“, kommentierte Valerie Weber, Programmdirektorin NRW, Wissen und Kultur beim WDR.

Die Reaktionen auf das bevorstehende Ende ihrer Laufbahn als Sport-Journalistin hat Hörfunk-Reporterin Sabine Töpperwien überwältigt. „Ich bin gerührt. Ich bin stolz. Ich bin überrascht, weil ich mit so einer riesigen und unglaublichen Resonanz nicht gerechnet habe“, sagte die langjährige Leiterin der Sportredaktion im WDR-Hörfunk.

Fantastischer Schlusspunkt einer langen Karriere

Sie habe gedacht, „in Corona-Zeiten ist alles so runtergefahren. Und ich bin eine Radio-Frau und keine Fernseh-Frau. Das wird die Nation nicht so bewegen.“ Umso überwältigender sei sie über die Würdigungen von vielen Seiten aus ganz Deutschland. „Das ist ein fantastischer Schlusspunkt für meine Laufbahn“, sagte Töpperwien, „weil ich sehr viele Steine in den Weg bekommen habe“.

Vielen TV- und Radio-Kolleginnen gilt sie als Vorbild. „Ich fand Sabine Töpperwien immer toll“, schrieb ZDF-Journalistin Katrin Müller-Hohenstein (55) in der „Zeit“. Sie sei „Pionierin, die vielen anderen Frauen nach ihr die Tür ein Stück aufgestoßen hat. Etwa mir.“

Ähnlich geht es Stephanie Baczyk (34), seit 2019 als erste Frau im Kommentatoren-Einsatz für die „Sportschau“ in der ARD. „Wie besonders ihre Rolle tatsächlich ist, realisiere ich erst Jahre später, als ich selbst Sportjournalistin werden will“, schrieb sie im „Spiegel“. „Dass Frauen im Fußball heute selbstverständlicher am Start sind, ist mit Sabines Verdienst.“

Töpperwien hatte am vor einer Woche mitgeteilt, Ende des Monats in den Ruhestand zu gehen. Die Schwester des ehemaligen ZDF-Sportreporters Rolf Töpperwien (70) nannte gesundheitliche Gründe für ihren Abschied. Sie kommentierte über 700 Fußball-Spiele, knapp 600 davon waren Bundesliga-Partien. Zudem war sie die erste Frau in Deutschland, die live aus einem Fußballstadion berichtete.  (dpa)