„Yamato - Drummers of Japan“Eine Riesentrommel lässt die Kölner Philharmonie erbeben

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Die Trommler tragen traditionelle Kostüme und tragen ihre Trommeln, die sie an ihre Körper geschnallt haben. Im Hintergrund weitere Trommeln, deren Schlagfläche zur Kamera zeigt. Alles ist in rotes Licht getaucht.

Yamato - Drummers of Japan

In der Kölner Philharmonie spielte das japanische Taiko-Ensemble „Yamato“. Ein Hingucker war dabei die Odaiko - eine Trommel, die eine halbe Tonne wiegt.

Wer eine 500 Kilogramm schwere Trommel auf die Bühne holt, neigt nicht gerade zum Understatement. Es ist eine Odaiko, ein großes Fass, die aus einem einzigen Baumstamm gefertigt ist. Über ihr hält ein oberkörperfreier Trommelmeister beidhändig einen Holzschlägel, der wie ein dicker Baseballschläger aussieht. Das Publikum macht sich auf einen Donnerschlag gefasst.

Im Rahmen des Sommerfestivals in der Philharmonie ist das Taiko-Ensemble von Yamato in Köln zu Gast, das bis zum 16. Juli siebenmal auftreten wird. Die japanischen Musiker haben traditionelles Schlagwerk im Gepäck, aber auch Flöten, Marimbas, Zimbeln (genannt Chappa) und das Shamisen, eine Art dreisaitige Laute mit dünnem Hals und einem Klang, den man sofort mit Japan verbindet.

Taiko-Ensemble Yamato beginnt in Köln mit einem Ritual

Das gilt auch für die Kostüme. Die Musiker tragen Röcke mit traditionellen Mustern und die Männer unter ihnen einen weiten Umhang, der ihre drahtigen Oberkörper freilässt. Deko und Inszenierung ergänzen sich nahtlos. Zu Beginn der Show tragen vier Perkussionisten Laternen in der einen und einen Schlagstock in der anderen Hand.

Wie bei einem Ritual tanzen sie synchron um vier Trommeln, die sie mit ihren Schlägen bearbeiten. Dabei stemmen sie die Laternen hoch oder wirbeln sie in Sprüngen über ihre Köpfe hinweg. Kleine Kampfschreie ergänzen das Spiel um ein paar Höhen. Einige der großen Trommeln stehen seitlich auf großen Podesten, sodass ihre Schlagfläche zum Publikum zeigt. Im Scheinwerferlicht sehen sie aus wie Monde. Das Bühnenbild zeigt einen Sternenhimmel und oben den Ansatz des Erdkreises. Die Musik schafft eine mysteriöse Aura.

Die „Drummers of Japan“ bringen viel Humor in ihre Aufführung in die Kölner Philharmonie

Wer deswegen eine bierernste Aufführung erwartet, bekommt eine Überraschung, als einer der Trommler sich ein Mikro schnappt und das Publikum mit gebrochenem Deutsch animiert. „Der erste Song heißt: Leidenschaft. Ich habe eine Frage an Sie: Haben Sie Leidenschaft?“ Das Publikum grölt. Dann wird er zum Trommelmeister, gibt mit seiner Lampe einen Takt vor, den das Publikum zu Donnerschlägen nachklatscht.

Seine pantomimischen Einlagen sorgen für Erheiterung. Er schnappt sich eine Zimbel, mit der er im Scheinwerferlicht tanzt, indem er in die Hocke geht und mit dem Hintern wackelt, sein Gesichtsausdruck bringt das Publikum immer wieder zum Lachen. Dann holt er sich zwei Freunde dazu, die sich mit Zimbelschlägen gegenseitig überbieten oder sie so ins Scheinwerferlicht halten, dass sie den anderen damit blenden.

Sie werfen sich unsichtbare Bälle zu und fangen sie wieder ein. Sie spielen Tennis, erhöhen das Tempo, schaffen einen steigernden Rhythmus mit harten Schlägen. Dann brechen sie ihn radikal, hechten in Zeitlupe den unsichtbaren Bällen zu und fangen sie mit einem sanften „Kling“.

Neben Trommeln kommen auch Marimbas, Flöten und Shamisen zum Einsatz

Auch ein kleines Trommel-Duell zwischen zwei Musikern sorgt für gute Laune. Nach kleinen Soloeinlagen überbieten sie sich gegenseitig, indem sie jeweils eine noch dickere Trommel heranziehen und den Konkurrenten mit Blicken voller Genugtuung strafen. Am Ende stehen sieben Trommeln und vier Musiker da. Es mündet darin, dass der Sieger in einer Kaskade über alle Trommeln hinweg spielt.

Dabei sind die Perkussionisten perfekt aufeinander eingestimmt. Selbst wenn das ganze Ensemble auf der Bühne steht und zwei der Musiker mit tragbaren Trommeln Pirouetten machen, kommen die Schläge stets auf den Punkt genau. Man sieht ihren Körpern an, wie strapaziös das Spiel ist, und sie treiben es noch weiter auf die Spitze, indem sie ein kleines Trommel-Workout hinzufügen. Beim Spielen klettern sie auf die Podeste mit den Monden, klemmen ihre Beine darunter und machen beim Spielen Situps, bei denen ihre Oberkörper in der Luft hängen.

Für etwas Abwechslung sorgt ein Shamisen-Solo, das die Gemüter beruhigt. Eine kleine Oase für Freunde des leisen Tons, die sich aber auch verliert, als weitere Shamisen-Spieler auf die Bühne kommen. Die Trommeln geben einen schnelleren Rhythmus vor, die Shamisen-Spieler werden zu Metalheads, lassen ihre offenen Haare und Zöpfe beim Headbangen flattern.

Fazit zum Auftritt der japanischen Trommler

Für ein klassisches Philharmonie-Publikum ist das Verhältnis von Musik zu Entertainment vielleicht etwas zugunsten des Letzteren geeicht. Das sitzt aber auch nicht in der beinahe ausverkauften Spielhalle. Und das bedeutet auch nicht, dass die Qualität der Musik dadurch abfällt.

Vielmehr zeigt Yamato die ganze melodische Vielfalt, die mit Percussion entstehen kann. Durch die sehr unterschiedlichen Trommeln entsteht eine subtile Klangvielfalt. Am Ende erwischt man sich dabei, wie man auch lange nach der Show mit den Fingern trommelt.

Zur Veranstaltung

Yamato – Drummers of Japan. Karten zwischen 49.90 und 89,90 Euro, Stehplätze ab 2 Stunden vor dem Konzert für € 29,90. Weitere Termine vom 13.07. bis zum 16.07. in der Kölner Philharmonie. Alle Infos gibt es hier.

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