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John Harrison und seine Rekord-Uhr-ErfindungExakt ausgependelt

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John Harrison

John Harrison

Köln – Als John Harrison im Alter von sechs Jahren an den Pocken erkrankte und das Bett hüten musste, gab ihm sein Vater eine Taschenuhr. Zum Zeitvertreib. Der junge Harrison lauschte stundenlang dem Klicken und Surren des Mechanismus, untersuchte das komplexe Räderwerk. Er hatte seine Berufung gefunden.

Rund 30 Jahre später konnte Harrison derart exakt laufende Pendeluhren konstruieren, dass mit ihrer Hilfe das Längenproblem gelöst werden konnte: die exakte Bestimmung des Längengrades, dank der ein Schiff auf hoher See seine Position ermitteln kann. Man musste nur eine seiner Uhren auf die Zeit am Nullmeridian in Greenwich stellen und diese dann mit der Zeit vor Ort vergleichen.

Ruf ruiniert

Harrison brachte seine Erfindung Ruhm und Wohlstand. Doch als er kurz vor seinem Tod ein Buch veröffentlichte, in dem er behauptete, eine Pendeluhr konstruiert zu haben, die auch nach 100 Tagen noch auf die Sekunde genau gehen würde, machte er sich damit zur Zielscheibe des öffentlichen Gespötts. Rezensenten verrissen sein Werk als inkohärent, absurd, ja geisteskrank. Als Harrison 1776 im Alter von 83 Jahren starb, war sein Ruf ruiniert.

Bis der englische Uhrmacher Martin Burgess 200 Jahre später auf Harrisons Pläne stieß und sich an die Konstruktion der wundersamen Uhr machte. Die Arbeit sollte 30 Jahre dauern, bis es am 6. Januar dieses Jahres endlich so weit war: Die Pendel wurden in Schwingung versetzt, die Uhr in einem versiegelten Plastikkasten gegen korrigierende Eingriffe geschützt.

Hundert Tage später stand fest: Harrisons Zeitmesser hatte nur fünf Achtel einer Sekunde verloren, aber einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als „genaueste mechanische Uhr mit einem freischwingenden Pendel“ gewonnen. Die Zeit war auf John Harrisons Seite.

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