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LeserbriefeSchluss mit Ausgrenzung und Diskriminierung

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Die Regenbogenfahne in Köln vor der Kulisse von Dom und Groß St. Martin (r)

„Das Sys­tem des Schwei­gens durch­bre­chen“ – Mit der Kam­pa­gne #Ou­tIn­Church outen sich 125 Men­schen, die für die ka­tho­li­sche Kir­che ar­bei­ten, als nicht he­te­ro­se­xu­ell (26.1.)

Amtskirche vernachlässigt Christi Botschaft

Die katholische Kirche hat sich von jeher gerne aufgemacht festzulegen, wer – wie sie meint – im Sinne Jesu würdig genug ist, zu ihr zu gehören und wer nicht. So haben Frauen im klerikalen Amt nichts zu suchen, wiederverheiratete Geschiedene sind nicht zu den Sakramenten zugelassen, den Zölibat brechende Priester ihres Amtes zu entheben. Was die Homosexualität angeht, ist die „Exklusivität“ der Kirche kaum noch zu toppen. Sie stehe der schöpferischen Weisheit entgegen und sei in keinem Fall zu billigen, heißt es im katholischen Katechismus.

Einmal mehr bleibt festzustellen, dass die Kirche eisern daran festhält, Jesus und seine Botschaft misszuverstehen. In pharisäerhafter Weise, wie unlängst wieder in so mancher Reaktion auch von oberster Leitung auf das Münchener Missbrauchsgutachten zu hören war, deutet sie Jesu eindeutige Liebesbotschaft an jeden von uns als Geschöpf Gottes um in eine lieblose, ausgrenzende und damit gänzlich unchristliche Kirchenlehre, die – um im Wortlaut des Katechismus zu bleiben – in keinem Fall zu billigen ist und von der ich mich als Katholikin scharf distanziere.Susanne Eckhardt Köln

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Historische Entwicklung wird ignoriert

Der Autor des 3. Buch Mose, Kapitel 20, Vers 13 definiert Homosexualität als Unzuchtsverbrechen. Darauf beruft sich die römisch-katholische Amtshierarchie heute noch – das heißt, queere Menschen werden auf den Stand der Erkenntnis von mindestens 1200 vor Christus reduziert. Die Forschungszeit von über 3000 Jahren dazwischen wird bis heute ignoriert. Diese antichristliche Amtshierarchie vergeht sich an nicht-heterosexuellen Menschen. Sie steht damit im krassen Gegensatz zu den mitmenschlichen Botschaften des historischen Jesus und zu unseren Menschenrechten, etwa Artikel 3 des Grundgesetzes.

Harald Jochmann Köln

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Im Mai 2021 fanden in Köln Segnungsgottesdienste für homosexuelle Paare statt, hier in der Kirche Christi Auferstehung in Lindenthal.

Hoffen auf einen fortschrittlichen, aufgeschlossenen Papst

Es ist ein mutiger und bewundernswerter Schritt, dass sich so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche als „queer“ geoutet haben, obwohl sie gravierende berufliche Folgen befürchten müssen. Es wäre wünschenswert, dass alle homosexuellen Priester diesen Mut aufbringen und sich zu ihrer Veranlagung bekennen würden. Die Menge dieser Priester wäre so groß, dass Papst und höherer Klerus positiv reagieren müssten, wenn sie nicht noch weitere personelle Verluste in der Kirche in Kauf nehmen wollten.

Die notwendigen Konsequenzen müssten darin bestehen, dass Homosexualität nicht mehr als Sünde oder Krankheit betrachtet wird, dass der antiquierte Katechismus entsprechend geändert wird, dass im kirchlichen Arbeitsrecht die Diskriminierung von Homosexuellen beendet wird, dass das Segnungsverbot homosexueller Paare aufgehoben wird und dass schwule Priester mit ihren Lebensgefährten offen in den Gemeinden leben dürfen, was letztlich die Abschaffung des widernatürlichen Zwangszölibats bedeutet.

Alle diese Veränderungen werden, wenn die Kirche noch eine Zukunft haben will, mit Sicherheit kommen. Das ist allerdings eine Frage der Zeit und eines fortschrittlichen, aufgeschlossenen und empathischen Papstes, auf den wir leider wohl noch länger warten müssen.Prof. Dr. Claus Werning Frechen