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Leserbriefe zum RBBSchlesinger-Affäre nährt Kritik an Rundfunkbeiträgen

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Gegen Patricia Schlesinger, zurückgetretene Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg und ARD-Vorsitzende, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Untreue und Vorteilsnahme. 

Immenser Schaden für die ARD – Der Fall Schlesinger legt Probleme des öffentlich-rechtlichen Systems offen – Leitartikel von Steven Geyer (11.8.)

Rundfunkbeiträge müssen ins Programm fließen, nicht in Intendantengehälter

Die gesamte ARD-Spitze verdient Spitzengehälter – Frau Schlesinger um 303.000 Euro oder Herr Buhrow vom WDR um 450.000 Euro. Dazu kommen dann noch Dienstwagen, gegebenenfalls mit Fahrer. Der monatliche Rundfunkbeitrag je Haushalt beträgt 18,36 Euro. Umgelegt auf die beiden genannten Gehälter müssen also die Beiträge von 1375 Haushalten bei Frau Schlesinger sowie 2042 Haushalte bei Herrn Buhrow mit ihrem Rundfunkjahresbeitrag herhalten, um diese Gehälter zu finanzieren, nicht mitgerechnet Dienstwagen und Fahrer. Dabei sprechen wir nur von zwei ARD-Intendanten, es gibt aber 16. Die genannten Haushalte zusammengenommen repräsentieren etwa 7000 bis 10.000 Einwohner. Es sind wir, die Bürger dieses Landes, die solche Gehälter mit dem Rundfunkbeitrag zahlen.

Und was bekommen wir dafür? Das möge sich jeder Zuschauer einmal selbst kritisch fragen. Solche Positionen sind – und da schließe ich durchaus auch weitere Spitzenjobs mit ein – eindeutig zu hoch bezahlt. Auch wenn ich diese Gehälter kritisiere, bin ich ein Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mir wäre eine Medienlandschaft nur mit Anstalten wie RTL, SAT oder Netflix als Streamingportal zuwider. Die Öffentlich-Rechtlichen stellen sicher, dass in höchstem Maße unabhängige Nachrichten gesendet werden und dass auch Nischenproduktionen zum Zuge kommen. Aber unsere Rundfunkbeiträge sollten in das Programm fließen und nicht bei überbezahlten Intendanten und Dienstwagen versickern. Hans Joachim Wilke Köln

Helfen kann dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nur ein radikaler Neuanfang

Herr Buhrow ist an führender Stelle bei den ÖRR seit Jahrzehnten Teil dieses Systems und hätte vieles, was er jetzt beklagt, anders machen können. Hat er aber nicht, da er in mehrfacher Hinsicht Profiteur dieses Konstrukts ist. Also unglaubwürdig. Wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt? Wenn er sagt: „Wir sind Diener der Gesellschaft“ ist das für mich der pure Hohn und zeugt von wenig Selbstreflexion. Dabei ist die berechtigte Kritik am ÖRR durch die zwangsverpflichteten Gebührenzahler seit Jahren bekannt. Nach meiner Einschätzung sind inzwischen circa 80 Prozent der Leute unzufrieden und lehnen ARD, ZDF und Deutschlandradio in der aktuellen Form ab.

Es bedurfte wohl erst der Aufdeckung der unsäglichen Vorkommnisse beim RBB, damit das auch bei den Verantwortlichen spürbar ankommt. Hoffentlich haben das sowohl Politik als auch Sendeanstalten endlich begriffen. Es nützen keine weiteren, hauseigenen Analysen und Reformen, die ohnehin keine sind, es hilft nur noch ein radikaler Neuanfang. Insbesondere da ich mir sicher bin, dass der RBB kein Einzelfall ist. Alles muss auf den Tisch und die Verantwortlichen abgezogen werden.Anne Kölbel Much

Gefordert sind Klarheit, Transparenz und Bodenhaftung

Vor wenigen Tagen habe ich im TV ein Interview mit Tom Buhrow zu den Vorgängen beim RBB gesehen, in dem er sich schützend vor die Mitarbeitenden des WDR gestellt hat. Herr Buhrow hat ganz offensichtlich etwas nicht verstanden: Nicht die WDR-Mitarbeiter stehen in der Kritik, weshalb es nicht notwendig ist, sich vor sie zu stellen, sondern es stehen unter massiver Kritik die Führungsebene des RBB und mittlerweile der ganze öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR). Über diesen „Generalverdacht“ beklagt Tom Buhrow sich nun – und ich wundere mich, dass er sich wundert.

Die größten Feinde des ÖRR sitzen in der Führungsetage des RBB, weil sie mit ihrem Verhalten nicht nur den Ruf des RBB, sondern den guten Ruf des ÖRR gleich mit ruinieren! Allein den Journalisten und Redaktionen ist die in der Regel außerordentliche Qualität der Berichterstattung, der Informationen und auch der Kommentare zu verdanken. Meinungsvielfalt, verlässliche Recherche, kluge Köpfe, mutige Interviews, hartnäckige Nachfragen und auch gute Unterhaltung: Das ist es, was ich am ÖRR schätze. Und im Falle des RBB auch die Interviews mit den eigenen Vorgesetzten zu den aktuellen Vorgängen. Widerspruch und die Sachlichkeit zeichnen die Journalisten des RBB aus.

Nicht weit entfernt vom WDR ruiniert der lokale Chef der großen Kirche in der Nähe des Hauptbahnhofs beharrlich seine komplette „Firma“. Die Vorwürfe an zahlreiche fromme Herren des „Bodenpersonals“ sind unglaublich, aber wahr! Die Mitglieder laufen in Scharen davon. Die „Firma“ steht unter Generalverdacht. Und der Chef macht weiter, als wäre nichts geschehen und begreift nicht, dass er längst nicht mehr Teil der Lösung, sondern Teil des Problems ist. Das einzige, was hilft, ist Haltung, Klarheit, Transparenz, Wahrheit, Bodenhaftung. Und am besten fängt man damit bei sich selbst und beim WDR an.Dieter Zurek Leverkusen

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Abfindung für die RBB-Intendantin wäre der Gipfel der Unverschämtheit

Tom Buhrow, der mit 413.000 Euro jährlich höchstdotierte Intendant des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, ist verärgert und enttäuscht über das Finanzgebaren seiner Ex-Kollegin Patricia Schlesinger, obwohl auch er einen erfreulicherweise mit Massagesitzen ausgestatteten Dienstwagen privat nutzt, der nicht unter 120.000 Euro zu bekommen ist. Allein der WDR ist mit über 4500 Mitarbeitern personell überbesetzt und aufgebläht und so fällt es nicht schwer, bei einem unkontrollierten Jahresetat von 8,2 Milliarden Euro des öffentlich-rechtlichen Rundfunks recht großzügig zu sein.

Dass inzwischen 84 Prozent der zur Zwangsabgabe gezwungenen Deutschen keine Gebühren mehr zahlen wollen, ist doch wohl ein deutliches Signal und nicht verwunderlich. Der Gipfel der Unverschämtheit ist allerdings die Tatsache, dass ernsthaft über eine mögliche Abfindung, Gehaltsfortzahlungen und entsprechende Pensionsbezüge diskutiert wird. Davon kann die Kassiererin eines Supermarktes nur träumen, der man wegen Unterschlagung eines lächerlichen Pfandbons fristlos gekündigt hat.Rainer Freudenhammer Sankt Augustin

System Schlesinger ist keine Tageserscheinung

Das System Schlesinger ist doch keine Tageserscheinung in der ARD – die ARD ist mit einem gesetzlichen Bürgergeld für ihre Finanzierung eben kein Privatunternehmen. Herr Buhrow hatte im vorigen Jahr den ARD-Vorsitz inne und gibt sich jetzt ahnungslos und enttäuscht. Worüber enttäuscht? Über seine Aufgabenerfüllung als Kontrolleur im Amt des ARD-Vorsitzes oder über das Online-Magazin „Business Insider“, das den Fall Schlesinger ins Rollen gebracht hat?Karl Sonntag Pulheim

Verständnis für Erhöhung der Rundfunkgebühren sinkt

Das ist ungeheuerlich, was da im Skandal um Frau Schlesinger aufgedeckt wird. Erschreckend, was alles aus der Kasse des Gebührenzahlers ohne eigentliche Notwendigkeit entnommen wird. Wieso muss eine Intendantin ein Luxusbüro vergleichbar mit dem eines Vorstandsvorsitzenden auf Kosten des Gebührenzahlers haben? Beim Rundfunk gibt’s nichts zu repräsentieren, da sollte in erster Linie Bescheidenheit angesagt sein. Insbesondere, wenn alles von zwangsweise eingetriebenen Rundfunkbeiträgen finanziert wird.

Hinzu kommen noch horrende Gehälter, Luxusdienstwagen und sonstige Vergünstigungen. Und wenn dann noch auf Kosten des Gebührenzahlers gefeiert wird, ist das ein skrupelloser, gut getarnter Griff in die Kasse des Gebührenzahlers. Sollte dem so sein, müssten etwaige Abfindungen und Pensionsansprüche ersatzlos gestrichen werden. Und erschreckend ist auch, dass das Ganze noch von Kontrollgremien genehmigt wird. Hier ist der Verdacht der Vetternwirtschaft naheliegend – bist du gut zu mir, bin ich gut zu dir. Sollte die Kasse dann wieder klamm sein, geht’s bis zum Bundesverfassungsgericht, um die nächste Gebührenerhöhung zu erstreiten.

Es muss endlich einmal gespart werden, um dadurch die Gebühren künftig zu senken. Die Pressehoheit sollte eigentlich wieder verstärkt in den Händen der Printmedien liegen. Es kann nicht sein, dass denen mit der Finanzierung durch den Rundfunkbeitrag das Wasser abgegraben wird und nach und nach traditionsreiche Verlagshäuser, wie jüngst in Aachen, schließen müssen – für mich eine krasse Wettbewerbsverzerrung, eigentlich ein Fall für das Kartellamt.Jürgen Koesling Odenthal

„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist dabei, sich selbst überflüssig zu machen“

Zweifellos ist der Schaden für die ARD und den gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit der Causa Schlesinger groß. Dies wäre aber kein Grund, um dieses System abzuschaffen, sondern eine Gelegenheit, sich auf alte Stärken zu besinnen und nicht, wie es vielfach heute geschieht, weiterhin die privaten Fernsehsender nachzuäffen. Die gebührenfinanzierten Medien tun fast alles, um sich immer weniger von der privaten Konkurrenz abzuheben. Dabei senken sie aber zunehmend ihr Niveau.

Das ZDF hat etwa damit angefangen, bei Serien und Spielfilmen den Abspann nicht mehr zu senden. ARD und inzwischen auch 3 Sat, angeblich ein Kultursender, sind dieser Tendenz inzwischen gefolgt. Der gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk ist jedenfalls auf dem besten Weg, sich selber überflüssig zu machen. Aber dann sollte dies konsequent und schnell geschehen und nicht zu einem immer wiederholten Drama werden – Wiederholungen bringt der öffentlich-rechtliche Rundfunk zur Genüge.Franz-Josef Kos Kerpen

Imageschaden beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk

In der Aufzählung der „wichtigsten Faktoren“, mit denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach dem Schlesinger-Debakel sein Image wieder auf Vordermann bringen könnte, fehlt ein entscheidendes Detail: der Verzicht auf die nervende, sprachverhunzende Genderei, der sich wohl alle Mitarbeiter, Männlein wie Weiblein, sklavisch unterwerfen.Paul Kellenbenz Köln