Leserbriefe zum TempolimitIrrt der Bundesverkehrsminister?

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Hintereinander aufgereiht stehen zahlreiche Verkehrsschilder, die die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde anzeigen.

Verkehrsschild für die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde

Verkehrsminister Volker Wissing nimmt an, dass die Mehrheit der Deutschen kein Tempo 130 auf Autobahnen wünscht. Leser sind anderer Meinung. 

Gefühlter Volkswille – Verkehrsminister bekräftigt Nein zum Tempolimit – Leitartikel von Steven Geyer (3.4.)

Stichhaltige Argumente gegen ein Tempolimit fehlen

Natürlich hat Verkehrsminister Herr Wissing das Recht, gegen ein Tempolimit zu argumentieren, dabei sollte er aber zumindest die unumstrittenen Fakten zugrunde legen. Herr Wissing behauptet: „Das wollen die Leute nicht“. Richtig aber ist, dass nahezu alle Umfragen seit Jahren das Gegenteil ergeben – die Zustimmung zu Tempo 130 pendelt zwischen 55 und 75 Prozent, sogar der ADAC vermeldet 54 Prozent Zustimmung seiner Mitglieder. Dagegen ist also nur eine Minderheit.

Ebenso ist durch zahlreiche Studien erwiesen, dass ein Tempolimit die Schadstoffmenge verringert. Streiten kann man darüber, wie viel Schadstoffe genau vermieden werden – unbestreitbar ist aber, dass die Menge verringert wird – bei Tempo 100 mehr, bei Tempo 130 etwas weniger.

Ebenso unwiderlegbar ist die Tatsache, dass die Unfallhäufigkeit und vor allem die Unfallschwere wegen geringerer Aufprallgeschwindigkeiten zurückgeht – auch hier kann man über das „wie viel“ streiten, nicht aber über das „ob“. Die Zahl der Todesopfer auf Autobahnen liegt zwar inzwischen deutlich niedriger als noch vor 20 Jahren, aber die Zahl der schweren Unfälle mit vielen Schwerverletzten ist nach wie vor immens hoch. Zahlreiche Studien belegen das.

Alle Nachbarländer in Europa haben schon lange Tempolimits auf Autobahnen erlassen – alle, außer Deutschland
Ingmar Keller

Völlig unbewiesen ist zudem die Behauptung des Verkehrsministers, bei einem Tempolimit – wir sprechen von 120 oder 130 – würde der Verkehr auf Landstraßen ausweichen. Diese Befürchtung hat sich noch in keinem einzigen Land mit Tempolimit bewahrheitet. Im Gegenteil: Das Autobahnfahren wird sogar entspannter, denn auch die Staugefahr, oft auch Unfallursache, geht deutlich zurück. Das ist eine Folge der Harmonisierung des Verkehrsflusses, wenn die Differenz zwischen „langsam“ und „schnell“ verringert wird. Auch die Kapazität der Autobahnen erhöht sich, was ebenso Staus – vor allem den bekannten Ziehharmonika-Effekt: plötzliches Bremsen eines Schnellfahrers hinter einem langsameren Fahrzeug – vermeidet.

Und noch eine Tatsache: Alle Nachbarländer in Europa haben schon lange Tempolimits auf Autobahnen erlassen – alle, außer Deutschland. Und sogar im „Autoland“ USA ist die Geschwindigkeit begrenzt. Die Autoindustrie hat in diesen Ländern keineswegs infolge der Tempolimits gelitten. Sind also alle anderen Länder außer Deutschland dümmer? Was fehlt, ist nur ein einziges stichhaltiges und nachweisbares Argument gegen Tempolimits auf Autobahnen – dies hat Herr Wissing bisher nicht geliefert. Ingmar Keller Köln

Tempolimitdiskussion: „Es braucht kein Gesetz, um das Richtige zu tun“

Warum fahren nicht einfach alle, die seit 20 Jahren für ein Tempolimit sind, nur 120 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn? Ich brauche doch kein Gesetz, um das Richtige zu tun! Cornelia Vanderbrück Köln

Tempolimit: Wissing vertritt nur eine Minderheit

Volker Wissing stellt sich mit seiner Behauptung, ein flächendeckendes Tempolimit habe in Deutschland keine Akzeptanz, gegen die Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands und Europas und ignoriert auch sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse und Umfrageergebnisse. Das ist an Ignoranz nicht mehr zu überbieten. Hat da etwa die Lobby der Autoindustrie ihre Hände im Spiel? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Aber wie schon Albert Einstein sagte: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir nicht ganz sicher!“ Klaus Günther Köln

Tempolimit: Unsinnige Scheindiskussion

Die Diskussion über ein Tempolimit ist doch mal wieder nur eine ideologische. Es ist niemand daran gehindert, maximal 130 auf der Autobahn zu fahren. Dazu braucht es doch kein Gesetz. Und wer glaubt, dass die paar Autofahrer, die schneller unterwegs sind, angeblich Millionen Tonnen von CO2 verursachen, der ist doch wohl völlig realitätsfremd.

Und wer bei der heutigen Verkehrsdichte – man denke an Baustellen und die ohnehin nur noch wenigen Kilometer Autobahn ohne Geschwindigkeitsbeschränkung – glaubt, eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit als 130 erreichen zu können, der muss schon morgens zwischen zwei und drei Uhr unterwegs sein.

Das ist doch eine völlig unsinnige Scheindiskussion mit angeblichen Fakten. Wie hoch ist denn heute die Durchschnittsgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen? Das kann doch niemand sagen und deshalb auch nicht feststellen, um wie viel Kilometer pro Stunde sie gesenkt werden müsste und was diese Senkung an Einsparung bedeuten würde.  Rainer Hartmann Siegburg

Tempolimitdiskussion: Einknicken vor der Autolobby?

Es ist erschreckend, wie sich Politiker, insbesondere von der FDP, immer wieder über die Mehrheitswünsche der Deutschen, der Verkehrsforscher, Umweltschützer, Ärzte und vieler anderer hinwegsetzen und die Zustimmung für ein allgemeines Tempolimit auf deutschen Autobahnen verweigern. In allen anderen europäischen Staaten ist das möglich, was hier einfach verdrängt wird.

Die Politiker knicken vor der starken Automobillobby ein und ignorieren den Nutzen für Leib und Leben der Verkehrsteilnehmer und die Umwelt. Damit tragen sie einen Teil der Schuld an den vermeidbaren Toten und Verletzten auf unseren Autobahnen. Juristen würden sagen, dass dies ein Unterlassen von präventiven Maßnahmen zur Vermeidung von Toten und Verletzten ist. Das alles ist den Entscheidungsträgern in der Politik völlig gleichgültig.

Gleiches gilt für das unselige Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis. Auch hier war und ist die Mehrheit der Bundesbürger gegen diese Freigabe. Das „Ankiffen“ in der Nacht zum 1. April hat gezeigt, wie viele Süchtige es bisher schon gab, und in Zukunft werden es wohl noch erheblich mehr. Kontrollen über die Einhaltung der Auflagen kann und wird es wirksam niemals geben. Auch hier machen sich die Politiker mitschuldig. Karl-Heinz Welteroth Köln

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