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Leserbriefe zur „Schulz“-SchließungSorge um Kölsche Kneipenkultur

Lesezeit 3 Minuten
Außenansicht des Lokals „Schulz“ in der Landmannstraße in Neuehrenfeld: Ein geschmückter Maibaum ziert die rechte Seite des Eingangs zur Kneipe, auf deren Namen eine Leuchtreklame hinweist. Unter einem ausgezogenen Sonnenschutz stehen zwei Tische mit Stühlen, die von einigen Gästen genutzt werden.

Das „Schulz“ in der Landmannstraße in Neuehrenfeld muss schließen.

Die Schließung eines Lokals in Ehrenfeld wegen Lärmbelästigung von Anwohnern beleuchtet eine Interessenkollision in der Stadtgesellschaft.

Das „Schulz“ steht vor dem Aus – Verwaltung will das Lokal schließen, weil die Baugenehmigung nicht für eine Kneipe gilt (11.5.)

„Schulz“-Schließung: Schwerer Schlag für die Nachbarschaft

Ich bin selber Nachbar und Sohn des Eigentümers beider Häuser in direkter Nachbarschaft des „Schulz“. Die Häuser sind seit über 100 Jahren in Familienbesitz und seitdem es ein Lokal in der Landmannstraße 39 gibt, ist nicht eine einzige Lautstärke-Beschwerde unserer Mieter bei uns eingegangen. Wir haben in beiden Häusern eine sehr gute Gemeinschaft und das „Schulz“ wird von uns allen sehr geschätzt und auch häufig besucht.

Dass das Lokal nun aufgrund von Problemen mit den Nachbarn geschlossen werden soll, ist eine Schande, da es lediglich die Probleme von einzelnen Personen sind, die ihren persönlichen Krieg auf dem Rücken einer fassungslosen Kundschaft und des bald arbeitslosen Personals austragen. Das ist die eigentliche Rücksichtslosigkeit!

Alles zum Thema Bars und Kneipen

Ich selber wohne zur Straße raus und kann aus eigener Erfahrung berichten, dass das „Schulz“ eine Gastronomie ist, wie man sie sich nur wünschen kann: Ein angenehm durchmischtes Publikum, mit unglaublich bemühtem Personal. Im Sommer ist es problemlos möglich, auch mit offenem Fenster zu schlafen. Und wenn es dann mal am Wochenende lauter wird – sei’s drum, die Lautstärke des Lenauplatzes ist dann doch ein ganz anderes Kaliber.

Wie kann es sein, dass das Bauamt nach über 35 Jahren von jetzt auf gleich ohne Rücksicht auf Verluste die Schließung eines solch wichtigen Ortes der Begegnung und gemeinsamen Spaßes der Veedelsgemeinschaft veranlasst? Das im Artikel beschriebene „besondere öffentliche Interesse“ beruht offensichtlich auf dem Interesse von vereinzelten Nachbarn – in unserer Hausgemeinschaft sind knapp 30 Personen von der Schließung schockiert und auch sonst herrscht einhellige Fassungslosigkeit auf der Straße.

Von einem öffentlichen Interesse kann eigentlich nur gesprochen werden, wenn die offensichtlich fehlerhafte Baugenehmigung unbürokratisch korrigiert wird. Das Kölsche Lebensgefühl fällt so leider immer weiter der Bürokratie und Intoleranz zum Opfer. Für unsere Nachbarschaft ist das ein schwerer Schlag. Julian Kolb Köln

„Schulz“: Keine Rücksicht auf Nachbarn

Das zum Artikel veröffentlichte Foto suggeriert eine Beschaulichkeit, die es so insbesondere in den Nachtstunden nur selten gegeben hat. Die Betreiber haben zu keiner Zeit Rücksicht auf die in diesem Bereich der Landmannstraße teilweise seit Jahrzehnten wohnende Nachbarschaft genommen. Eine extensive Nutzung der Gehwegfläche, weit über die genehmigte Außengastronomie hinaus, führte zu lautstarken Steh-Events rauchender und trinkender Gäste bis weit nach Mitternacht. Die Pächter haben sich zu keiner Zeit ernsthaft bemüht, hier einzugreifen. Die Schließung ist daher nur konsequent. Wolfgang Reuter Köln

Kneipen wie das „Schulz“ gehören zum urbanen Leben

In Köln ist das gefährliche Geräuschempfindlichkeits-Virus ausgebrochen. Ausgangspunkt war wohl die Aachener Straße. Das Virus hat sich in alle Richtungen ausgebreitet, bis in die Landmannstraße in Ehrenfeld. Herr Lauterbach wird aufgefordert, schnellstmöglich für einen geeigneten Impfstoff zu sorgen, um anschließend für spezielle Straßenzüge eine Impfpflicht zu beschließen.

Zum urbanen Leben gehören gemütliche Kneipen wie das „Schulz“. Wer das nicht haben will, kann doch die laute Wohnung in der Landmannstraße gegen eine ruhige tauschen. Übrigens, die Lärmbelästigung durch eine alle paar Minuten quietschend um die Ecke fahrende Straßenbahn dürfte durchaus größer sein. Dass die Behörden in Köln solchen blödsinnigen Beschwerden stattgeben, wundert sowieso niemanden mehr. Norbert Wesseling Köln

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