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Kommentar

Kommentar zur Demo
Die Mitte setzt ein Zeichen – doch das allein reicht nicht

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Lesezeit 3 Minuten

Die Mitte demonstriert gegen ausufernden Rechtsextremismus. Diese Botschaft droht zu verpuffen, wenn sie nicht aufgegriffen wird.

In vielen Städten Deutschlands und Nordrhein-Westfalens ist die selten mobilisierte politische Mitte auf die Straße gegangen. Hunderttausende Menschen haben am ganzen Wochenende ein Zeichen gesetzt, dass ihnen der Rechtsruck im Land nicht egal ist. Sie wollen, dass völkische Gedankenspiele von Rechtsextremisten ein gesellschaftliches Tabu bleiben müssen. Und sie machen klar, dass Menschen mit Migrationshintergrund ein unverrückbarer Teil dieses Landes sind. Sie dürfen nicht in Angst versetzt werden.

In Köln waren mehr als 70.000 Demonstrierende zur Deutzer Werft gekommen, um sich für Demokratie und Vielfalt einzusetzen. Es lag der Geist der Ukraine-Demo von Rosenmontag im Jahr 2022 in der Luft. Am Sonntag war also das zu spüren, was Köln für so viele Menschen ausmacht. Sie lieben und schätzen die Stadt trotz aller Probleme, weil es ein gemeinsames Grundverständnis für die Regeln des Zusammenlebens gibt. Und weil sich das Gefühl in bestimmten Momenten eben auch erleben lässt.

Köln kann stolz auf sich sein!

Köln steht für Toleranz und Weltoffenheit. Von Köln gehe immer ein Signal aus, wenn Menschenrechte, Frieden oder die Demokratie in Gefahr seien, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Und das ist toll, Köln kann stolz auf sich sein!

Köln stellt sich quer

Die Kölner Großdemo für Vielfalt in Bildern

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Die Plakate der Demonstrierenden sind deutlich: „Wir bleiben bunt“, „Bunt statt braun“, „Liberté, Egalité, FCK AFD“

Demonstrierende stehen vor der Bühne auf der Deutzer Werft (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Blick von oben auf die Demonstration an der Deutzer Werft.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Mehr als 70.000 Menschen sollen laut Veranstalter am Sonntag in Köln zusammen gekommen sein, um für Menschenrechte und gegen die AfD zu demonstrieren.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

„Ganz Köln hasst die AfD“, steht auf einem Plakat.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. mottowagen für rosenmontagszuf karneval. Foto: Uwe Weiser

Auch ein Mottowagen ist bei der Kundgebung zu sehen.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

„Kein Kölsch für Nazis“, „Fuck AFD“ und „Arsch huh Zäng ussenander“ steht auf Plakaten.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Auch auf dem Rhein wird demonstriert.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Oberbürgermeisterin Henriette Reker spricht auf der Kundgebung.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Viele Schilder, die die AfD als demokratische Partei ablehnen, sind zu sehen.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

„Köln ist bunt“, steht auf einem großen Banner.

Demo Köln Stefan Villinger

Zehntausende Menschen wollen ein Zeichen gegen Rechts setzen.

Demo Köln Stefan Villinger

„Blau ist das neue braun - nie wieder Nazis“, heißt es auf einem Plakat.

Demo Köln Stefan Villinger

Ein Regenbogen-Mensch schmeißt auf einem Plakat ein Hakenkreuz weg.

Demo Köln Stefan Villinger

„Lieber solidarisch als solide arisch“, heißt es auf einem Plakat.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Menschen strömen zur Kundgebung auf der Deutzer Werft.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Auf der Deutzer Werft haben sich am Sonntagmittag wieder viele Menschen versammelt.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Die Menschen haben viele Fahnen und Plakate dabei, um ihre Meinung gegen Nazis kundzutun.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Auch die „Kein Veedel für Rassismus“-Fahne ist dabei.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

Menschen strömen zur Deutzer Werft.

21.01.2024, Köln: Großdemo gegen Rechts auf der Deutzer Werft. Zehntausende demonstrieren gegn Nazis und die AFD. Foto: Uwe Weiser

„Kölle, do bes bunt“ - ist immer wieder auf den Plakaten zu lesen.

Viele Menschen stehen vor einer Bühne.

Demonstrierende kommen am Sonntagmittag bereits vor dem offiziellen Beginn der Demonstration an der Deutzer Werft zusammen.

In der Masse von vielen Menschen ist ein Schild mit „Offenheit“ und „Toleranz“ und einem Regenbogen zu sehen.

Demonstrierende haben bunte Schilder und Fahnen mitgebracht, um ihren Widerstand gegen rechtsextreme Umtriebe zu setzen.

Ein Karnevalswagen steht auf der Demonstration an der Deutzer Werft.

Auch ein Karnevalswagen steht auf der Demonstration an der Deutzer Werft.

Demonstrierende ziehen über die Deutzer Brücke.

Die Demonstrierenden ziehen über die Deutzer Brücke.

Anna Maria Bianco hat ein Schild zur Demo gebastelt.

Rosa Maria Bianco hat ein Schild zur Demo gebastelt.

Demo Köln 21012024

Die Polizei sichert die Demonstration ab.

Die ersten Teilnehmer versammeln sich am Vormittag zur Großdemo auf der Deutzer Werft.

Die ersten Teilnehmer haben sich am Vormittag zur Großdemo auf der Deutzer Werft versammelt.

Demonstrierende treffen sich am Deutzer Bahnhof.

Demonstrierende haben sich am Deutzer Bahnhof versammelt, bevor sie zur Werft aufbrachen.

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Doch es bleibt die Frage: Was folgt nach den Signalen? Extreme Parteien haben seit Beginn der Demonstrationen vor einer Woche nicht an Stärke verloren. Die Positionen bei Wählerinnen und Wählern von AfD oder anderen Gruppen sind teils schon lange gefestigt. Sie werden durch einige Protestkundgebungen sicherlich nicht überzeugt werden.

Es ist an der Zeit, dass sich Parteien der Mitte nicht gegenseitig als größtes Übel beschimpfen. Das gilt etwa für Äußerungen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, die Grünen seien der Hauptgegner. Sind die Differenzen zwischen den Parteien wirklich so unverrückbar groß? In NRW regieren beide Parteien relativ geräuschlos gemeinsam. Sind also nicht viel mehr die Unterschiede zu den extremen Parteien herauszuarbeiten?

Für die Ampel-Regierung gilt: Ja, Kompromisse müssen innerhalb einer Koalition gefunden werden. Sie sollten dann aber nicht im selben Atemzug wechselseitig schlechtgeredet werden. Die Kraft ist vor allem sinnvoller darauf verwendet, grobe handwerkliche Schnitzer in Gesetzen zu vermeiden. Die Verwirrung, die viele Gesetzesvorstöße auslösen, muss reduziert werden. Ein ständiges Nachkorrigieren verfestigt den Eindruck, dass schlecht regiert wird.

Nicht wieder auf die Sofas setzen – stattdessen ein Ziel stecken

Gleichzeitig dürfen Sorgen und Nöte von Protestwählern nicht völlig übergangen werden. Es ist erschreckend, dass sich viele Wählerinnen und Wählern von der Nähe zu Rechtsextremisten nicht abschrecken lassen, für eine Partei zu stimmen. Viele Ängste und Sorgen werden aus dem Lager teilweise heftig übertrieben dargestellt. Dennoch ist manche kritisierte gesellschaftliche Entwicklung im politischen Diskurs aufzugreifen.

Demonstrationen für Demokratie und Vielfalt sind etwa nicht als Signal zu verstehen, dass sich in Migrationsfragen nichts ändern muss. Die jetzt leicht verschärften Abschieberegeln vor allem für kriminelle Geflüchtete sind ein Anfang.

Das Sicherheitsempfinden vieler Menschen bleibt aber weiterhin gestört – sei es wegen einer immer sichtbareren Drogenszene in vielen Großstädten, sei es wegen des Gefühls, dass sich bestimmte Straftaten häufen und zu selten Konsequenzen drohen. Ein innenpolitisches Konzept sollte her, um die empfundene Sicherheit zu erhöhen. Das kann man auch ohne plakative Übertreibungen erreichen.

Die politische Mitte darf sich jetzt auch nicht wieder auf die Sofas setzen und denken, mit der Demo-Teilnahme sei genug getan. Ein lohnendes Ziel könnte es sein: Überzeuge eine Nichtwählerin, einen Nichtwähler, bei der Europawahl und anderen Abstimmungen ein Zeichen gegen Extremismus zu setzen.