„Köln stellt sich quer“Großdemo in Deutz beendet – laut Veranstalter 70.000 Teilnehmer

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Am Sonntagmittag versammelten sich Zehntausende Demonstrierende auf der Deutzer Werft.

Das Bündnis „Köln stellt sich quer“ hat unter dem Motto „Demokratie schützen, AfD bekämpfen“ von 12 Uhr bis 14 Uhr zu einer Kundgebung auf der Deutzer Werft aufgerufen. Laut Veranstalter haben sich rund 70.000 Demonstrierende versammelt.

KVB-Bahnen fahren wieder über Deutzer Brücke

Das Programm mit Kölner Größen aus Politik und Kultur ist beendet. Die Menschen strömen nun zurück über die Deutzer Brücke und zum Bahnhof Deutz/Messe zurück.

Köln stellt sich quer

Die Kölner Großdemo für Vielfalt in Bildern

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Zeitweise konnten die Bahnen der KVB nicht über die Deutzer Brücke fahren, zu viele Menschen hielten sich dort auf. Mittlerweile fahren die Bahnen der Linie 1, 7 und 9 jedoch wieder ihren normalen Linienweg, wie KVB-Sprecher Matthias Pesch bestätigt.

Reker: „Auf die Kölner kann man sich einfach verlassen“

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) freute sich über die vielen Teilnehmer: „Ich finde das wirklich beeindruckend, dass von Köln aus immer ein Signal geht, wenn unsere Menschenrechte oder unser Frieden oder unsere Demokratie in Gefahr ist. Und auf die Kölner kann man sich einfach verlassen.“ Gleichzeitig dürfe es nicht nur bei der Demonstration bleiben. „Wichtig ist jetzt, dass wir alle nicht nur uns hier treffen und uns beweisen, dass wir einer Meinung sind, sondern dass wir in den Dialog treten mit denen, die den Eindruck vermitteln, sie könnten den leeren Versprechungen der AfD nachlaufen und unsere Demokratie in Gefahr bringen.“

Schwarze Kanus mit der Aufschrift „FCKAFD“ auf dem Rhein.

Kanuten haben eindeutige Botschaften auf ihre Kanus geschrieben.

Auch die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur (Grüne) war am Sonntag bei der Großdemo in Köln. Sie wolle zeigen, „dass unsere Demokratie wehrhaft ist, dass wir aufstehen gegen Rechtsextremismus, gegen Faschismus, dass wir die Mehrheit sind.“ Sie freue sich, dass es nicht nur in Köln, sondern allerorten in Nordrhein-Westfalen derzeit ähnliche Bewegungen gibt. Viele ihrer Freunde seien Kinder von Gastarbeitern. „Die fühlen sich nicht mehr sicher. Ich will nicht, dass Nordrhein-Westfalen ein Land ist, in dem sich Menschen, die unser Land wieder aufgebaut haben, nicht sicher fühlen.“ Es sei wichtig, nun Solidarität zu zeigen. „Und dann muss der Kampf gegen die rechtsextreme AfD in den Parlamenten und auf der Straße weitergehen.“

Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin von „Correctiv“ war am Sonntag überwältigt: „Wir hatten natürlich niemals damit gerechnet, dass wir mit einer Recherche sowas auslösen können.“ Dowideit glaubt, dass die Menschen nur auf einen Anstoß gewartet hätten, um auf die Straße zu gehen. „Ich hoffe, dass die Leute jetzt, wenn diese Demonstration vorbei ist, sagen: ‚Ich muss mich in irgendeiner Form für die Demokratie engagieren.‘“

Anna Maria Bianco hat ein Schild zur Demo gebastelt.

Rosa Maria Bianco hat ein Schild zur Demo gebastelt.

Höhner und Cat Ballou singen gemeinsam

Zum Auftakt der Kundgebung standen die Höhner auf der Bühne. „Wir möchten die Demokratie verteidigen. Deutschland darf nicht nach rechts rücken“, sagte Frontmann Patrick Lück auf der Bühne. Lück: „Wir sind hier, weil wir gemeinsam ein musikalisches Zeichen setzen wollen“. Dann sangen Höhner und Cat Ballou zusammen „Wann jeiht d'r Himmel widder op?“.

Für die Kölner Band Cat Ballou sei der Zeitplan zwar gerade sehr eng, aber die Teilnahme an der Demo sei eine Herzensangelegenheit, sagte Frontmann Oliver Niesen. „Es ist ein wichtiges Zeichen, heute hier zu sein. Es ist rührend zu sehen, wie viele Menschen heute hier sind. Das gibt wieder Zuversicht.“

Demozug zieht zurück zur Deutzer Werft statt zum Neumarkt

Die Deutzer Brücke war am Mittag voll mit Menschen, die in Richtung rechter Rheinseite laufen. Die vom Ottoplatz in Deutz gestartete Demonstration unter dem Motto „Breiter Protest zu den aktuellen Enthüllungen zum Treffen rechtsextremer Politiker*innen“ in Richtung Neumarkt hat darum in Absprache mit der Polizei kurzfristig ihre Route geändert. Statt des ursprünglich anvisierten Zieles Neumarkt sind die hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Höhe der Nord-Süd-Fahrt umgeschwenkt und haben sich dem scheinbar nicht enden wollenden Tross zur Deutzer Werft angeschlossen. Laute Sprechchöre wie „Ganz Köln hasst die AfD!“ oder „Alle zusammen gegen den Faschismus!“ waren überall zu hören.

Demonstrierende treffen sich am Deutzer Bahnhof.

Demonstrierende treffen sich am Deutzer Bahnhof.

Bereits ab dem Vormittag sammelten sich am Sonntag zahlreiche Menschen an den Stationen der KVB, um in Richtung Innenstadt zu fahren. Kleine Gruppen, Familien mit Bollerwagen oder Einzelpersonen sind teils mit Schildern, Trillerpfeifen und Plakaten ausgerüstet, in den Zügen herrschte akute Platznot.

Schon am Dienstag gingen bei einer spontan angemeldeten Demonstration am Heumarkt rund 30.000 Kölnerinnen und Kölner gegen den Rechtsruck auf die Straße. Der Heumarkt und seine Seitengassen platzten aus allen Nähten. (red)

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