Die Polizisten Sabrina Maar und Walter Steinbrech informierten in Gummersbach über die Gefahr, beim Einkauf Opfer von Trickdieben zu werden.
SprühfarbeOberbergs Polizei weckt mit Aktion das Bewusstsein für Trickdiebstahl beim Einkauf

Vom Landeskriminalamt stammt die Schablone, mit der Sabrina Maar die Warnung in Niederseßmar sprühte. Sie hält bis zum nächsten Regen.
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Die Szene würde es ziemlich sicher ins Lehrbuch für Langfinger schaffen: Gerade erst hat die Seniorin mit Sonnenhut den Aldi-Markt in Niederseßmar betreten, da hat Sabrina Maar sie zwischen Mangos und Bio-Zitronen schon in ein intensives Gespräch verwickelt. Von der 83-Jährigen völlig unbemerkt tritt Walter Steinbrech an ihren Einkaufswagen, in dem die Handtasche locker baumelt. Er hat nun alle Zeit der Welt.
Maar und Steinbrech sind keine Komplizen, sondern Kollegen und Polizisten obendrein. Mit der Aktion in Niederseßmar will die Polizei in dieser Woche das Bewusstsein schärfen – für die Gefahr, beim Einkauf Opfer von Trickdieben zu werden. Anlässe gibt es genug: Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwer irgendwo in Oberberg zwischen den Regalen, an der Kasse oder auf dem Parkplatz beklaut wird. Besondere Schwerpunkte in einzelnen Kommunen könne man dabei nicht feststellen, berichtet Polizeisprecherin Monika Treutler am Rande der Aktion in Niederseßmar. Die Zahlen seien überall auf hohem Niveau.

Ratschläge für den effektiven Schutz vor Langfingern gab Walter Steinbrech Supermarktkunden im Gespräch.
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Dafür habe man klassische Maschen identifiziert, die bei den Langfingern besonders beliebt, weil ziemlich sicher erfolgreich seien: Neben der direkten Ansprache – etwa unter dem Vorwand, man könne etwas nicht lesen – gehörten das Ausnutzen der Hektik am Kassenband und beim Einladen der Einkäufe ins Auto dazu. „Ein Täter gibt vor, er sei mit dem Einkaufswagen vorn ans Fahrzeug gestoßen. Die Betroffenen eilen hin und lassen den offenstehenden Kofferraum außer Acht“, beschreibt Steinbrech den Ablauf.
Die erste Marktbesucherin, die von den Kommissaren Maar und Steinbrech an diesem Nachmittag angesprochen wird, ist Anne Assenmacher. Die 75-Jährige hat ihre Geldbörse im Einkaufskorb unter zwei Flaschen Schlagsahne verstaut und ist sich ziemlich sicher, dass sie in den Gängen potenzielle Diebe bemerken würde. „Aber an der Kasse könnte es mir gut passieren, dass ich bestohlen werde. Das Band läuft so schnell, ich habe mit dem Wegräumen zu tun – in der Situation wäre ich vielleicht ein leichtes Opfer“, überlegt die Gummersbacherin nach dem Gespräch mit Steinbrech.
Das Geld wird beim Einkauf durch Reißverschluss vor Dieben geschützt
Nachdem Nina Turetzek zweimal Zeugin geworden ist, wie Seniorinnen an der Kasse plötzlich erfolglos nach ihren Portemonnaies suchte, nimmt sie zum Einkauf grundsätzlich einen kleinen Rucksack mit, in dem das Geld durch Reißverschluss und Knopfleiste doppelt gesichert ist. „In beiden Fällen hat das Personal sofort den ganzen Markt abgesucht, aber es wurde nichts gefunden“, erinnert sich die 36-Jährige.
Haben die Diebe erst einmal zugeschlagen, sei das die Regel, bestätigt Monika Treutler. „Die Aufklärungsquote beim Trickdiebstahl ist unterdurchschnittlich.“ Zugleich wollen ihre Kollegen mit dem Vorurteil aufräumen, dass nur ältere Menschen Opfer der Trickdiebe werden. Im Gegenteil. „Jüngere parken ihren Einkaufswagen und schwirren dann durch den halben Laden, das ist gefährlich und entsprechend oft trifft es junge Menschen“, erklärt Maar.
Je näher am Körper, desto besser das Versteck für das Portemonnaie, raten die beiden Polizisten. Im Winter eigneten sich verschließbare Innentaschen, im Sommer vor allem die Bauchtasche – schick hin oder her. Zum Abschluss der Präventivaktion sprühte die Polizei in Niederseßmar und der Gummersbacher City Warnsymbole auf den Asphalt, die demnächst in ganz Oberberg zu sehen sein sollen.
Hier können Opfer Hilfe bekommen
Nicht selten treffe es die Opfer von Trickdiebstählen empfindlich, berichtet die oberbergische Polizei. Aufwendige Behördengänge, um neue Personalausweise, Führerscheine und andere Dokumente zu beantragen, seien das eine. An die Existenz gehe es aber dann, wenn etwa eine Seniorin oder ein Senior mit kleiner Rente bestohlen wird, die das Geld für den gesamten Wocheneinkauf in ihr Portemonnaie gesteckt hatte.
In Oberberg können sich Menschen, die in eine solche Situation geraten, an die Außenstelle des Weißen Rings wenden. Der Verein unterstützt Kriminalitätsopfer, wird von Barbara Reichler angeführt und ist erreichbar unter der Telefonnummer 0151/55 16 46 56.