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„Freier“?Peinlicher Versprecher bei „Aktenzeichen XY“ sorgt für Verwirrung

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Rudi Cerne in der „XY“-Kulisse.

Rudi Cerne moderiert „Aktenzeichen XY“ seit 2002. (Archivbild)

Bei einem brutalen Mordfall in der Oktober-Ausgabe der ZDF-Sendung scheint Rudi Cerne durcheinander zu kommen. 

In der aktuellen Ausgabe der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ kam es zu einem sprachlichen Patzer, der bei einigen Zuschauerinnen und Zuschauern für Verwirrung sorgte. Moderator Rudi Cerne sagte in der Anmoderation zum Fall des in Berlin ermordeten, 50-jährigen Yves Seigel: „Einiges spricht dafür, dass es eine Beziehungstat gewesen sein könnte. Yves Seigel war homosexuell und HIV-positiv. In der Vergangenheit kontaktierte er immer wieder auch Freier, die ihn in seiner Wohnung besucht haben dürften.“

Rudi Cerne bringt bei „XY“ Wörter durcheinander

Schaut man sich den Fall genauer an, ist der Begriff „Freier“ in diesem Zusammenhang sachlich falsch, weil „Freier“ Personen bezeichnet, die für sexuelle Dienstleistungen bezahlen – nicht diejenigen, die solche Dienstleistungen anbieten. Das ZDF wiederholte die Wortwahl in seiner eigenen Online-Zusammenfassung des Falls auf „ZDFheute.de“. Zudem wirkt die altmodische Formulierung, in der Homosexualität, HIV-Status und angebliche Kontakte zu Freiern in einem Atemzug genannt werden, wie aus einer stigmatisierenden TV-Moderation der 1990er-Jahre.

Im Gegensatz dazu berichtete das Portal „Queer.de“ mit der korrekten Formulierung. Dort heißt es: „Auch ein sexueller Hintergrund wird nicht ausgeschlossen. Yves Seigel war homosexuell und könnte nach Angaben von ‚Aktenzeichen XY‘ in der Vergangenheit immer wieder Sexarbeiter in seine Wohnung eingeladen haben.“

Damit ist sprachlich korrekt beschrieben, dass Seigel möglicherweise private Kontakte zu Sexarbeitern pflegte. In der offiziellen Pressemitteilung der Berliner Generalstaatsanwaltschaft wird der Begriff „Freier“ gar nicht verwendet. Die Ermittlerinnen und Ermittler bitten lediglich um Hinweise zu den Lebensumständen und Kontakten des Opfers. Von einem sexuellen Hintergrund steht hier jedoch nichts.

Ermittlungen zum Mord an Yves Seigel laufen weiter

Der Fall selbst bleibt weiterhin ungeklärt. Yves Seigel, 50 Jahre alt und fast vollständig blind, wurde Mitte Mai 2025 tot in seiner Wohnung im Berliner Stadtteil Reinickendorf aufgefunden. Laut Polizei wurde der Mann mit mehreren Messerstichen getötet. Die Ermittler gehen von einem Raubmord aus, da persönliche Gegenstände entwendet wurden.

Seigel soll zuletzt am 15. Mai lebend gesehen worden sein; seine Leiche wurde etwa acht Tage später entdeckt. Der Fall wurde in der aktuellen XY-Ausgabe erneut aufgegriffen, um mögliche Zeugen zu erreichen. Besonders wichtig für die Ermittlungen ist ein verschwundenes Mobiltelefon der Marke Nokia, das dem Opfer gehörte und bislang nicht gefunden wurde.

Hinweise nimmt die 6. Mordkommission des Landeskriminalamts in der Keithstraße 30 in Berlin-Tiergarten unter der Rufnummer (030) 4664-911666 oder per E-Mail an LKA116-Hinweis@polizei.berlin.de entgegen. Auch an jede andere Polizeidienststelle oder die Internetwache können Hinweise gegeben werden. (jag)