Attacken auf KunstwerkeSuppe, Urin oder Schwefelsäure – 25 Angriffe auf Kunst, die für Schlagzeilen sorgten

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Die mit Suppe beschüttete Mona Lisa im Pariser Louvre.

Die mit Suppe beschüttete Mona Lisa im Pariser Louvre.

Ob organisierte Klimaaktivisten oder verwirrte Einzeltäter: Eine Sammlung der schlimmsten Fälle von Kunstvandalismus.

Mal geht es um politische Ziele – wie kürzlich im Pariser Louvre oder im Potsdamer Museum Barberini. Oder beim Tomatensuppen-Attentat in London. Mal bleiben die Motive im Dunkeln. Attacken auf Kunstwerke oder regelrechte Bilderschändung sorgen immer wieder für Schlagzeilen.

Einige Kunstwerke wie die „Mona Lisa“, die „Nachtwache“ oder die „Kleine Meerjungfrau“ wurden mehrmals absichtlich beschädigt. In Deutschland wurde der Fall Hans-Joachim Bohlmann (1937-2009) berühmt, der in den 1970er und 1980er Jahren gleich mehrfach zuschlug.

Organisierte Klimaaktivisten oder verwirrte Einzeltäter

Bei vielen Vandalen wurde eine psychische Störung diagnostiziert. Und die Dunkelziffer ist hoch, denn ein großer Teil der Schäden wie kleine Kratzer, ein Kaugummi, ein Bleistiftstrich usw. bleibt oft unbemerkt von der Öffentlichkeit oder wird erst später entdeckt.

Das mit Öl beschmierte Kunstwerk von Gustav Klimt im Leopold Museum.

Das mit Öl beschmierte Kunstwerk von Gustav Klimt im Leopold Museum. (Archivbild)

In den meisten Fällen konnten die Kunstwerke restauriert werden. Doch die Restaurierung ist kostspielig und zeitaufwändig. In vielen Fällen wird das Kunstwerk anschließend vor weiteren Angriffen, zum Beispiel mit einer Verglasung, geschützt.

Kunst-Vandalismus über die Jahre

Paris – Januar 2024: Zwei Umweltaktivistinnen der Gruppe „Riposte alimentaire“ schütten Suppe auf das im Pariser Louvre mit einem Panzerglas geschützte weltberühmte Bild von Leonardo da Vinci.

Wien – November 2022: Erneut schlagen Klima-Aktivisten von „Letzte Generation“ zu. Sie werfen Öl auf ein mit Glas geschütztes Gemälde von Gustav Klimt im Wiener Leopold Museum. Einer der Aktivisten klebt sich mit der Hand an das Schutzglas.

Rom – November 2022: Wieder trifft es Vincent Van Gogh: Vier Klimaaktivisten von Ultima Generazione (deutsch: „Letzte Generation“) begießen das Meisterwerk „Der Sämann“ von 1888 mit Erbsensuppe. Das Gemälde trägt keinen Schaden davon, da es sich hinter Glas befindet.

Den Haag – Oktober 2022: Klimaschützer werfen eine „unbekannte Substanz“ auf „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Jan Vermeer. Das Gemälde wurde nicht beschädigt, da es sich hinter einem Glasschutz befindet.

Potsdam – Oktober 2022: Klimaaktivisten werfen Kartoffelbrei auf ein Gemälde von Monet. Auch dieses Gemälde wird nicht beschädigt, da der Brei nur auf das schützende Glas vor dem Gemälde trifft.

London – Oktober 2022: Klimaschützerinnen bewerfen Vincent van Goghs „Sonnenblumen“ von 1888 in der Londoner National Gallery mit Tomatensuppe. Erneut schützt Glas das Gemälde vor einer Beschädigung.

Berlin – August 2022: In der Gemäldegalerie trifft es ein Bild von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553): „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“. Zwei Aktivistinnen kleben sich am Rahmen fest. „Stoppt den fossilen Wahnsinn“, steht auf ihren T-Shirts.

Dresden  August 2022: Eines der berühmtesten Bilder der italienischen Renaissance, Raffaels „Sixtinische Madonna“ (1512/13), wird Ziel einer Klebeaktion in der Gemäldegalerie Alte Meister. Nur der Rahmen wird beschädigt.

Kartoffelbrei auf Monet.

Kartoffelbrei auf Monet. (Archivbild)

Glasgow, London, Manchester  Juni 2022: In mehreren Museen kleben sich Aktivisten an die Rahmen von Gemälden. Die Gruppe Just Stop Oil fordert die britische Regierung dazu auf, keine neuen Öl- und Gasprojekte mehr zuzulassen.

Paris – Mai 2022: Ein Mann versucht im Louvre, mit einer Damenperücke verkleidet und in einem Rollstuhl sitzend, die Glasscheibe vor der „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, einem der berühmtesten Kunstwerke überhaupt, einzuschlagen. Danach beschmiert er die Scheibe mit Torte. Für den Mann nach eigener Aussage ebenfalls ein „Aufruf zum Umweltschutz“. Die „Mona Lisa“ bleibt unbeschadet.

Berlin  Oktober 2020: In drei Berliner Museen beschädigen Unbekannte mehr als 60 Objekte mit einer öligen Flüssigkeit. Betroffen sind das Neue Museum, das Pergamonmuseum sowie die Alte Nationalgalerie. Motiv und Täter sind noch unbekannt.

Kopenhagen – 2020, 2003, 1998, 1964: Kaum ein Kunstwerk wurde so oft attackiert wie die „Die kleine Meerjungfrau“ in der dänischen Hauptstadt. Der Bronzefigur von 1913, die einem Märchen des Dichters Hans Christian Andersen („Den lille Havfrue“) nachempfunden ist, wurde 1964 und 1998 der Kopf abgesägt. 1984 fehlte ihr plötzlich der rechte Arm. 2003 wurde die 175 Kilogramm schwere Statue vermutlich mit Sprengstoff von ihrem Felsen ins Wasser befördert. 2007 und 2017 folgten Farbattacken. Zuletzt schmierten 2020 Unbekannte die Worte „Racist Fish“ auf die Statue.

Potsdam  Mai 2017: Im Innenhof des Potsdamer Museums Barberini wird eine Skulptur von Wolfgang Mattheuer (1927-2004) mit roter Farbe beschmutzt. Angeblich plante der Täter eine „Kunstaktion“.

Moskau – September 2016: Urin oder „therapeutischer Schlamm“? Die Flüssigkeit, die Alexander Petrunko in der Galerie Lumière Brothers auf die Bilder des US-amerikanischen Fotografen Jock Sturges wirft, kann nicht endgültig bestimmt werden. Der Mann wird für acht Tage eingesperrt, die Ausstellung geschlossen. Grund für seine Tat sind die Motive von Sturges, die auch in seiner Heimat kontrovers diskutiert werden: nackte, minderjährige Mädchen.

Houston – Juni 2012: Ein Mann sprüht schwarze Farbe über das Pablo-Picasso-Gemälde „Woman in a Red Armchair“. Die Kunst-Attacke wurde sogar mit einem Handyvideo festgehalten. Der Täter bezeichnet seine Tat als „Akt des politischen Ungehorsams“. Den Restauratorinnen und Restauratoren gelingt es, das Bild zu retten.

Paris  August 2009: Eine Touristin bewirft Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ (um 1503) im Louvre mit einer Teetasse. Das Porzellan zerbricht am Panzerglas, ohne Schaden anzurichten.

Paris – Januar 2006: „Fountain“, ein berühmtes Kunstwerk der Dada-Bewegung in Form eines Keramikurinals des französisch-amerikanischen Künstlers Marcel Duchamp, wird von einem 77-jährigen Mann mit einem Hammer beschädigt. Die Skulptur im Pariser Centre Pompidou mit einem Schätzwert von 4,8 Millionen Dollar kann restauriert werden. Bereits 1993 hatte derselbe Attentäter das Urinal bei einer Ausstellung im südfranzösischen Nimes beschädigt – er hatte hinein uriniert.

Berlin  April 2004: Ein Besucher der wegen angeblicher Kinderpornografie kritisierten Ausstellung „When Love Turns to Poison“ (Wenn Liebe zu Gift wird) zerstört zahlreiche Werke der Schau. Der Mann reißt Fotoarbeiten von Thomas Hauser von der Wand, auf der unter anderem Mädchen in durchsichtigen Unterhosen zu sehen sind.

Moskau – Januar 2003: Die Ausstellung „Vorsicht, Religion!“ im Andrej-Sacharow-Museum wird von Vandalen attackiert. Die Attentäter, die die Ausstellung als antireligiös ansehen, schütten schwarze und rote Farbe auf die Exponate.

Amsterdam – Januar 1997: Alexander Brener, ein russischer Performancekünstler, besprüht das Kunstwerk „Suprematism“ von Kazimir Malevich im Stedelijk Museum mit grüner Farbe. Nach der Verhaftung stellt er dies als Performance gegen „Korruption und Kommerzialismus in der Kunstwelt“ dar. Die Farbe kann entfernt werden – Brener musste ins Gefängnis und 10.000 Euro Strafe zahlen.

Amsterdam  April 1990: Ein Niederländer besprüht Rembrandts 1642 vollendetes Meisterwerk „Nachtwache“ mit Schwefelsäure. Aufseher greifen ein, entfernen die Flüssigkeit und verhindern Schlimmeres. Der Täter war geistig verwirrt.

München – April 1988: Hans-Joachim Bohlmann (1937-2009) übergießt in der Alten Pinakothek drei weltberühmte Werke von Albrecht Dürer mit Säure: den „Paumgartner-Altar“, die „Glimsche Beweinung“, und die „Schmerzensmutter“ (1494/97). Die Bilder wurden dabei möglicherweise bis zu 70 % zerstört (und waren erst 2010 wieder vollständig restauriert). Bohlmann ist ein Serientäter: Er beschädigt zwischen 1977 und 1988 über 50 Kunstwerke. Der durch ihn verursachte Schaden wird auf etwa 130 Millionen Euro geschätzt.

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