Ein Berliner Palliativmediziner soll 15 Patienten getötet haben. Nun muss er sich vor dem Landgericht verantworten.
ProzessauftaktBerliner Palliativarzt wegen Mordes an 15 Patienten vor Gericht

Die Prozessbeteiligten sowie die Vorsitzende Richterin Sylvia Busch (M) und Staatsanwalt Philipp Meyhöfer (2.v.r.) stehen beim Mordprozess gegen einen Palliativarzt, der in Berlin 15 Menschen getötet haben soll, im Landgericht Berlin.
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Unter großem öffentlichen Interesse hat in Berlin der Mordprozess gegen einen Palliativmediziner begonnen. Der 40-Jährige steht im Verdacht, zwischen September 2021 und Juli 2024 insgesamt 15 Menschen – zwölf Frauen und drei Männer durch die Verabreichung eines tödlichen Medikamentengemischs getötet zu haben.
Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen vor. Die Betroffenen seien weder über die Mittel aufgeklärt noch habe es eine medizinische Notwendigkeit gegeben. Laut Anklage reicht das Alter der mutmaßlichen Opfer von 25 bis 87 Jahren.
Aufwendiger Prozess um mutmaßliche Patiententötungen beginnt in Berlin
Zum Zeitpunkt der Taten war der Angeklagte für einen Pflegedienst in der Hauptstadt tätig. Als Palliativmediziner war seine Aufgabe, schwerkranke Menschen zu begleiten und ihre Leiden zu lindern. Der Prozess vor dem Landgericht Berlin ist mit großem Aufwand geplant: Bis Ende Januar 2026 sind 35 Verhandlungstermine angesetzt, rund 150 Zeugen und Zeuginnen könnten gehört werden. 13 Angehörige von verstorbenen treten als Nebenkläger auf.

Das Gesetzbuch „Strafrecht“ steht auf einem Tisch in einem Verhandlungssaal im Kriminalgericht Moabit. (Symbolbild)
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Er soll sich als Herr über Leben und Tod geriert haben: In schwarzem Sakko und weiß-gemustertem Hemd sitzt er im Saal 700 hinter seinen drei Verteidigern. Aufmerksam, äußerlich regungslos verfolgt er, wie Staatsanwalt Philipp Meyhöfer die Anklage mit perfiden Details verliest, ab und an blickt er während der rund 20 Minuten auf. Zu den Vorwürfen schweigt der 40-Jährige mit den dunkelblonden, kurzen Locken. Parallel zum laufenden Verfahren prüfen die Ermittler weitere Verdachtsfälle aus dem Umfeld des Arztes.
Aktuell gibt es noch 71 Fälle, in denen ein Anfangsverdacht besteht. Auch der Tod der krebskranken Schwiegermutter des Arztes gehört dazu, wie Sprecher Sebastian Büchner sagte. (dpa)