Schock in Lissabon: Eine beliebte Standseilbahn ist gekippt und entgleist. Zahlreiche Menschen kamen ums Leben.
16 Tote in PortugalStandseilbahn-Unfall in Lissabon – doch kein Deutscher unter den Todesopfern

Rettungskräfte arbeiten an der Stelle, an der eine Standseilbahn entgleist ist.
Copyright: Armando Franca/AP/dpa
Eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons wurde am Mittwochabend binnen Sekunden zu einer Todesfalle: Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn „Elevador da Gloria“ kamen am Abend im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt nach aktuellen Angaben der Behörden 16 Menschen ums Leben, 21 Passagiere wurden zum Teil schwer verletzt.
Zuvor war von 17 Toten berichtet worden. Es habe einen Zählfehler gegeben, berichtete der staatliche portugiesische TV-Sender RTP. Unter den Opfern seien Bürger zehn verschiedener Nationalitäten, so der Sender.
Deutsche unter den Opfern in Lissabon
Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass auch Deutsche von dem schweren Unglück betroffen sind. „Über die Anzahl gibt es derzeit noch keine verlässlichen Angaben“, hieß es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur aus dem Ministerium in Berlin. Der Zivilschutz in Lissabon sprach von zwei Deutschen unter den Verletzten, die Angaben zur Nationalität der Todesopfer sollen erst später folgen.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die deutsche Botschaft in Lissabon stehe „eng mit den örtlichen Behörden im Austausch“, um die Identität der Opfer zu klären.
Unter den Verletzten sollen mindestens elf Ausländer sein: zwei Deutsche, zwei Spanier, eine Französin, ein Italiener, ein Schweizer sowie jeweils ein Mensch aus Kanada, Korea, Marokko und den Kap Verde.
Polizei bestätigt: Doch kein Deutscher unter den Todesopfern
Anders als zuvor in portugiesischen Medien berichtet, befinden sich unter den Todesopfern des Standseilbahn-Unglücks in Lissabon keine Deutschen. Das stellte die portugiesische Polizei am Freitag klar. Zuvor hatte es bereits aus dem Auswärtigen Amt in Berlin geheißen, dass keine deutschen Staatsangehörigen unter den Todesopfern seien. Mehrere deutsche Staatsangehörige seien aber von dem Unglück betroffen.
Die Polizei veröffentlichte am Freitag eine Liste der 16 Todesopfer. Demnach handelt es sich um fünf Portugiesen, drei Briten, zwei Südkoreaner, zwei Kanadier, eine Französin, einen Schweizer, einen US-Bürger und einen Ukrainer.
Bürgermeister Carlos Moedas: „Es ist ein schrecklicher Abend für Lissabon“
„Portugal trauert“, sagte Bürgermeister Carlos Moedas im Interview mit „SIC Notícias“ sichtlich niedergeschlagen bereits wenige Stunden nach dem Vorfall: „Es ist ein schrecklicher Abend für Lissabon, sehr schrecklich.“ Fernsehbilder zeigten, wie die Bahn auf der Seite lag und stark beschädigt wurde. In Liveübertragungen verschiedener TV-Sender sah man lange Zeit viel Rauch, viele Trümmer. Sirenen heulten pausenlos, die Rettungsteams arbeiteten hektisch und unermüdlich.

Der Unfall des auch bei Touristen beliebten „Elevador da Gloria“ habe sich am Mittwochabend aus noch unbekannter Ursache ereignet, berichteten lokale Medien.
Copyright: Armando Franca/AP/dpa
Eine Augenzeugin sagte in „SIC Notícias“, die Bahn sei mit lautem Getöse entgleist, die abfallende Straße hinuntergerutscht und gegen ein Gebäude am Restauradores-Platz im Zentrum Lissabons gekracht. „Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind weggerannt.“ Schnell seien Sanitäter und Polizisten an der Unfallstelle gewesen, erzählte die junge Frau, die noch sichtlich mitgenommen war. „Es war wie im Actionfilm“, sagte eine andere Augenzeugin.
Präsident fordert rasche Aufklärung nach Bahn-Unglück in Lissabon
Der Nachrichtensender „SIC Notícias“ berichtete unter Berufung auf den Bahnbetreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, als Unfallursache werde ein Versagen der Bremsen vermutet. Die Kriminalpolizei sei mit mehreren Beamten vor Ort und habe bereits Ermittlungen aufgenommen. Einen solchen Unfall mit einer der Standseilbahnen hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.

Der Bereich des Unfalls wurde weiträumig abgesperrt. Die berühmte „Gloria“-Standseilbahn gehört zu den Hauptattraktionen in Portugals Hauptstadt.
Copyright: Armando Franca/AP/dpa
Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sous bedauerte den Unfall „zutiefst“ und forderte, dass der Vorfall „rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt“ werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.
Der „Elevador da Gloria“ wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto und legt dabei eine Strecke von rund 200 Metern zurück. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, für die die Strecke zu Fuß zu steil ist.
Die Stadtverwaltung von Lissabon ließ den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamten vor Ort gewesen, berichtete der Sender „SIC Notícias“.(red/dpa/afp)