Ein rassistisches Video deutscher Touristen auf Zypern sorgt für Aufsehen und Konsequenzen in der Heimat.
Verwendung des N-WortesRassismus-Video aus Zypern sorgt für Eklat – Göttinger Polizei ermittelt

Nächtliche Straßenansicht im Ferienort Protaras, Zypern. (Symbolbild)
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Ein Kurzvideo, das mutmaßlich im zypriotischen Ferienort Agia Napa aufgenommen wurde, beschäftigt derzeit Polizei und Staatsanwaltschaft in Göttingen. In dem etwa 19 Sekunden langen Clip sollen sechs junge Männer zu sehen sein, von denen einige auf Deutsch rassistische Parolen gegrölt haben sollen. Das Video wurde in sozialen Netzwerken geteilt und führte zu ersten Konsequenzen – unter anderem durch zwei Sportvereine in der Region Göttingen.
Die Szene zeige mehrere junge Männer auf einer Straße bei Nacht. Einige von ihnen sollen keine Oberbekleidung getragen und Flaschen in den Händen gehalten haben. Mindestens zwei sollen laut und wiederholt rassistische Ausdrücke skandiert haben, darunter das N-Wort. Eine Person im Video soll den Arm mit flacher Hand nach vorne gestreckt haben – eine Geste, die an den Hitlergruß erinnert. Ob sie diesen bewusst gezeigt haben, ist bislang wohl nicht geklärt.
Ermittlungen wegen Volksverhetzung – Polizei spricht von „brisantem Fall“
Laut „Göttinger Tageblatt“ wurde die Aufnahme in der Nacht zum 12. Juli zunächst in einer privaten Snapchat-Gruppe mit dem Namen „Agia Napa 2025“ verbreitet. Von dort gelangte sie in andere Kanäle. Der genaue Aufnahmeort liegt nach Informationen der Zeitung auf der Straße „Dimokratias“ im Zentrum von Agia Napa – zwischen einem Supermarkt und mehreren Bars.
Die Polizei in Göttingen hat nun Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts auf Volksverhetzung eingeleitet. Polizeisprecher André Baumann bezeichnete den Fall gegenüber dem „Göttinger Tageblatt“ als „absolut brisant“. Zuständig sei das Staatsschutzkommissariat.
Beteiligte offenbar aus Göttingen – Video erreicht Öffentlichkeit
Laut Informationen des „Göttinger Tageblatts“ sollen mehrere der im Video gezeigten Männer aus dem Raum Göttingen stammen. Einige sollen im vergangenen Jahr an einem Gymnasium in der Stadt ihre Reifeprüfung abgelegt haben.

Ferat Kocak (Die Linke).
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Die Öffentlichkeit wurde durch die Veröffentlichung des Clips durch den Berliner Bundestagsabgeordneten Ferat Koçak (Die Linke) auf das Video aufmerksam. Er teilte es am Wochenende mit seinen rund 127.000 Followern auf Instagram. Das Video wurde inzwischen gelöscht. Eine Koçak nahestehende antirassistische Gruppe verbreitete das Material ebenfalls online.
Sportvereine reagieren – Mitglied muss pausieren
Zwei Sportvereine aus der Region Göttingen, in denen einige der Beteiligten aktiv waren oder noch sind, haben umgehend auf den Vorfall reagiert. In einer Stellungnahme erklärte der Vorstand vom SC Hainberg am Dienstag (15. Juli): „Wir verurteilen jede Form von Rassismus, Herabsetzung oder Beleidigung“.
Man distanziere sich „ausdrücklich von den Aussagen und dem Inhalt des Videos“. Der Verein kündigte ein internes Verfahren an. Bis zur Klärung müsse das betreffende Mitglied alle Aktivitäten ruhen lassen.
Bovender SV bezieht Stellung: „Kein Platz für Diskriminierung“
Auch der Bovender SV, bei dem zwei der Männer früher Mitglied der Fußballabteilung gewesen sein sollen, veröffentlichte eine Stellungnahme: „In unserer Gemeinschaft, die auf den Werten von Respekt, Toleranz und Gleichheit basiert, haben diskriminierendes Verhalten und Vorurteile keinen Platz“.
Unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung müsse jeder Mensch das Recht haben, in einem respektvollen Umfeld zu leben. „Diskriminierung schadet dem sozialen Zusammenhalt und fördert ein Klima der Angst“, heißt es in dem Beitrag weiter. Vereinsvorsitzender Alexander Schneehain erklärte gegenüber dem „Göttinger Tageblatt“, dass den Betroffenen zuvor kein rassistisches Verhalten aufgefallen sei.
Der Vorfall weckt Erinnerungen an ein ähnliches Video von Pfingsten 2024, das auf Sylt aufgenommen wurde. Damals grölten mehrere Partygäste in einem Lokal rassistische Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Der Fall sorgte bundesweit für Empörung und wurde von Politikern, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz – verurteilt. Ob auch die zypriotischen Behörden im aktuellen Fall Ermittlungen aufgenommen haben, ist bislang unklar.