Skandale beim ESCEurovision zensiert Buhrufe gegen Israel – Sängerin gewinnt überraschend Televoting

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Eden Golan, die für Israel startet, jubelt nach dem Erreichen des Finales beim Eurovision Song Contest (ESC) 2024.

Eden Golan, die für Israel startet, jubelt nach dem Erreichen des Finales beim Eurovision Song Contest (ESC) 2024.

Erst wurden Buhrufe vom schwedischen Fernsehen zensiert, dann patzte ein Sender und verkündete bereits die Ergebnisse des Televotings.

Der Eurovision Song Contest 2024 geht erst am Samstag ins Finale, doch schon jetzt gibt es die ersten handfesten Skandale. Zuschauer berichten der Nachrichtenagentur AFP, wie schwedische Ordner während des zweiten Halbfinales einem Zuschauer eine palästinensische Flagge entrissen haben. Während des Auftritts der israelischen Vertreterin Eden Golan und ihrem Song „Hurricane“ beginnt zudem ein Großteil des Publikums an scheinbar unpassenden Stellen laut zu jubeln – der Jubel setzt immer dann ein, wenn andere Zuschauer versuchen, die Israelin auszubuhen.

ESC 2024: EBU zensiert Buhrufe gegen Israel

Im Fernsehen ist von Buhrufen allerdings so gut wie nichts zu hören. Mehrere Medien, darunter die schwedische Tageszeitung „Aftonbladet“ und eine der größten israelischen Tageszeitungen „Maariv“, berichten jedoch mit entsprechenden Videoclips, die eindeutig belegen, dass es diese Buhrufe gegeben hat und dass das schwedische Fernsehen bzw. die Europäische Rundfunkunion (EBU) dafür gesorgt hat, dass diese bereits während der Ausstrahlung akustisch unterdrückt wurden. Auch auf YouTube gibt es mittlerweile einige Clips, die die Stimmung in der Halle einfangen.

„Maariv“ berichtet außerdem, dass schon bei den Generalproben mehrere Zuschauer den Saal aus Protest verlassen haben sollen. Der Gegensatz von Buhruf und Jubel passt auch zur Stimmung in Malmö, wo der ESC nach dem Sieg der Schwedin Loreen vor einem Jahr ausgetragen wird.

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Im Stadtbild sind laut der AFP auf der einen Seite viele bunt und teils skurril gekleidete ESC-Fans aus aller Welt unterwegs und wollen eine Musikparty feiern. Auf der anderen Seite gibt es viele pro-palästinensische Banner an Häusern und Demonstrationen gegen Israel auf den Straßen.

Pro-palästinensische Demonstranten, die sich gegen die Teilnahme Israels an der 68. Ausgabe des Eurovision Song Contest (ESC) aussprechen, demonstrieren in Malmö.

Pro-palästinensische Demonstranten, die sich gegen die Teilnahme Israels an der 68. Ausgabe des Eurovision Song Contest (ESC) aussprechen, demonstrieren in Malmö.

Die Demonstrationen verlaufen völlig friedlich – die ESC-Organisatoren schützen dennoch den Wettbewerb mit einem riesigen Polizeiaufgebot und weiträumigen Umzäunungen.

RAI unterläuft Patzer: Eden Golan gewinnt italienisches Televoting

Denn am Samstagabend beim Finale soll der Protest auf keinen Fall sichtbar werden – kein Musikwettbewerb der Welt hat mehr Zuschauer, mehr als 160 Millionen werden erwartet. Sie dürfen sich in diesem Jahr auf einen ESC der Spitzenklasse freuen. Nach dem zweiten Halbfinale ist klar: In diesem Jahr haben wirklich alle Länder gute Sängerinnen und Sänger dabei, und es gibt auch viele beeindruckende oder witzige Inszenierungen.

Dass die Israelin zu den Favoriten gehört, belegen mittlerweile nicht nur die Wettquoten, wo Eden Golan nach ihrem überragenden Auftritt im zweiten Halbfinale einige Plätze gut gemacht hat. Sie liegt nun auf Platz zwei hinter dem weiterhin hochfavorisierten Kroaten Baby Lasagna und seinem „Rim Tim Tagi Dim“. Zuvor hatte sie lediglich den neunten Platz belegt.

„Maariv“ berichtete, der italienische Fernsehsender RAI habe versehentlich die Ergebnisse des nationalen Televotings als Laufschrift eingeblendet, wonach der Eden Golan bei den italienischen Zuschauern mit sage und schreibe 39,3 Prozent an erster Stelle lag.

Auf den Plätzen zwei und drei folgten die Niederlande und Albanien mit lediglich sieben bzw. sechs Prozent. Diese Ergebnisse unterliegen eigentlich strengster Geheimhaltung und dürfen vor dem Finale nicht bekannt gegeben werden. 

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