Auf Musikfestival entführtIsraelische Armee befreit vier Hamas-Geiseln lebend aus Gazastreifen

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Andrei Kozlov ist umringt von Militär und verlässt den Hubschrauber.

Der 27-jährige Andrei Kozlov verlässt nach seiner Befreiung aus dem Gazastreifen einen israelischen Militärhubschrauber.

Acht Monate nach dem Großangriff auf Israel sind vier Geiseln lebend aus der Gewalt der Hamas gerettet worden

Die Geiseln seien am Samstagmorgen bei einer „komplexen“ Befreiungsaktion in Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens in Sicherheit gebracht worden, teilte das israelische Militär mit. Das Forum der Geiselfamilien nannte die Befreiung einen „wundersamen Triumph“, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach von einem „Zeichen der Hoffnung“.

Bei den befreiten Geiseln handelt es sich nach Armeeangaben um die 26-jährige Noa Argamani, den 22-jährigen Almog Meir Jan, den 27-jährigen Andrey Kozlov und den 41-jährigen Schlomi Ziv. Die vier Israelis waren demnach beim Großangriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober verschleppt worden, als sie ein Musikfestival im Süden Israels besuchten.

Von Israelischer Armee befreit: Geiseln in Krankenhaus nahe Tel Aviv gebracht

Die vier befreiten Israelis seien bei guter Gesundheit, teilte die Armee mit. Sie seien zur Untersuchung in ein Krankenhaus nahe Tel Aviv gebracht worden. In Onlinenetzwerken veröffentlichte Aufnahmen zeigten, wie Argamani von ihrem Vater in Empfang genommen wurde. Im israelischen Fernsehen war zu sehen, wie die 26-Jährige mit Präsident Isaac Herzog telefonierte.

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Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte, die Befreiungsaktion zeige, „dass Israel nicht vor dem Terrorismus kapituliert“ und weiter mit „Kreativität und Mut“ handeln werde, um die Geiseln nach Hause zu bringen.

„Krieg muss enden“: Bundeskanzler Scholz äußert sich zur Befreiung der Geiseln

Nach Angaben der Armee wurden die Geiseln an zwei verschiedenen Orten in einem Wohngebiet in Nuseirat befreit. Armeesprecher Daniel Hagari sagte, ein Soldat sei während der Gefechte mit „bewaffneten Terroristen“ schwer verletzt worden. „Die Botschaft an die Hamas heute Morgen ist klar: Wir sind entschlossen, alle Geiseln nach Hause zu bringen.“

„Noa, Almog, Andrey und Schlomi: Wir sind sehr überglücklich, euch zu Hause willkommen zu heißen“, erklärte der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant im Onlinedienst X. Er bezeichnete die Befreiungsaktion der Armee als „heroisch“. Auch das Forum der Geiselfamilien reagierte erleichtert und rief die israelische Regierung auf, sich für die Freilassung der verbliebenen Geiseln einzusetzen.

Scholz nannte die Befreiung der vier Israelis „ein wichtiges Zeichen der Hoffnung“ für die Angehörigen der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. „Die Hamas muss endlich alle Geiseln freilassen“, schrieb der Bundeskanzler auf X. „Der Krieg muss enden.“

Gazastreifen: Armee verstärkt Angriffe auf Nuseirat

Die Armee hatte zuletzt ihre Angriffe auf den zentralen Gazastreifen und insbesondere auf Nuseirat verstärkt. Am Samstagmorgen hatte die israelische Armee mitgeteilt, dass sie „terroristische Infrastruktur in der Gegend von Nuseirat“ ins Visier nehme.

Ein Sprecher des Al-Aksa-Krankenhauses in Deir al-Balah sagte, bei israelischen Luftangriffen auf Ziele im Zentrum des Gazastreifens, darunter das Flüchtlingslager in Nuseirat, seien am Samstag mindestens 15 Menschen getötet worden.

Am Donnerstag hatte Israel eine vom UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) betriebene Schule in Nuseirat im Gazastreifen angegriffen und eigenen Angaben zufolge dabei „17 Terroristen“ getötet. Nach Angaben eines örtlichen Krankenhauses wurden bei dem Angriff mindestens 37 Menschen getötet. Israelischen Angaben zufolge nutzten rund 30 Mitglieder der Hamas und der islamistischen Miliz Islamischer Dschihad drei Klassenzimmer in der Schule, um von dort aus „ihre Terrorkampagne zu steuern“.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor acht Monaten beschuldigt Israel die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu nutzen. Die Hamas streitet dies ab. (afp)