Vermisster Junge aus Le Vernet„Entscheidender Schritt in Ermittlungen“ im Fall Émile – Familie zu Rekonstruktion geladen

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Freiwillige nehmen in dem südfranzösischen Alpendorf Le Vernet an einer Suchaktion nach dem zweieinhalbjährigen Emile teil. +++ dpa-Bildfunk +++

Freiwillige nehmen in dem südfranzösischen Alpendorf Le Vernet an einer Suchaktion nach dem zweieinhalbjährigen Émile teil. (Archivbild)

Am 8. Juli 2023 verschwand der zweijährige Émile aus dem Alpenort Le Vernet in Frankreich spurlos. Jetzt kommt neue Bewegung in den Fall.

Rund achteinhalb Monate ist es her, dass der kleine Émile im französischen Alpendorf Le Vernet plötzlich spurlos verschwand. Die unzähligen Suchmaßnahmen, die die örtliche Polizei seither unternommen hat, liefen trotz zahlreicher neuer Spuren letztlich alle ins Leere.

Der Chefermittler in dem Fall gibt die Hoffnung, den Jungen lebend zu finden, allerdings nicht auf – im Gegenteil: Christian Rodriguez ist nach wie vor optimistisch, dass Émile noch lebt. Der damals zwei Jahre alte Junge verschwand am 8. Juli 2023 aus dem Garten seiner Großeltern und wird seither vermisst.

Vermisster Émile: Chefermittler zuversichtlich, dass Junge aus Le Vernet noch lebt

Laut der Schweizer Zeitung „20 Minuten“ erklärte der Ermittler jüngst, es sei durchaus „möglich“, dass Émile noch lebe und die Polizei ihn finde. Er wolle weiter „nach allen möglichen Wegen suchen“, um das mysteriöse Verschwinden des Jungen aufzuklären, so der Direktor der nationalen Gendarmerie in Frankreich gegenüber dem Sender „RTL France“.

„Es wurden erhebliche Mittel eingesetzt, auch heute noch. Die Ermittler versuchen, alle möglichen Spuren auszuwerten“, so Rodriguez. Demnach arbeiteten noch 20 Ermittler in Vollzeit an dem Fall, die Polizei würde weiterhin „wichtige Ressourcen“ an die Suche nach Émile binden. Sie suchen nach dem entscheidenden Hinweis oder einer konkreten Spur – aktuell allerdings können sie weiterhin keinen Hauptverdächtigen präsentieren.

Neue Entwicklungen im Fall des vermissten Émile: Rekonstruktion angeordnet

Christian Rodriguez jedenfalls bleibt vage, als es im Interview mit „RTL France“ um Ermittlungsfortschritte geht. Es werde „an allen möglichen Hypothesen gearbeitet“, sagt er. Einige der Theorien seien „wahrscheinlicher als andere“. Konkrete Angaben dazu, welche Spuren möglicherweise heißer seien, macht er nicht.

Möglicherweise hält sich der Ermittler auch wegen der neuesten Entwicklungen in dem Fall bedeckt. Wie am Mittwoch, 20. März bekannt wurde, ist für nächste Woche eine Rekonstruktion in Le Vernet geplant.

Wie „RTL France“ berichtet, sollen alle Zeugen, die am Nachmittag des Verschwindens vor Ort waren, dazu vorgeladen werden. Konkret sind das der Großvater und die Großmutter mütterlicherseits sowie einige Onkel und Tanten, die anwesend waren, als Émile nach seinem Mittagsschlaf plötzlich entwischte. Vor Ort sollen so die Angaben der Zeugen bei einer Nachstellung überprüft und verifiziert werden.

Die Rekonstruktion soll zudem gefilmt und anschließend analysiert werden, um möglicherweise Ungereimtheiten zu finden.

„RTL France“ nennt Rekonstruktion in Fall Émile „entscheidenden Schritt“

Der Sender spricht von einem „entscheidenden Schritt in den Ermittlungen“. Erst vor kurzem wurde laut „RTL France“ bekannt, dass die Spur zweier bulgarischer Arbeiter, die in der Nähe arbeiteten, überprüft und verworfen wurde.

Im Februar war bekannt geworden, dass die Ermittler hunderte Datensätze und Aufnahmen auswerten, die während der bisherigen Suche gemacht wurden. Dass dabei aber keine kurzfristigen Erfolge zu erwarten seien, machte Staatsanwalt Jean-Luc Blachon klar. „Wir befinden uns in der langen Zeit der technischen Analysen“, so Blachon gegenüber dem französischen Fernsehsender „BFMTV“.

Familienmitglieder gehörten von Anfang an zum Kreis der Verdächtigen

Émiles Familie war nach dessen Verschwinden unter Druck geraten, zunächst der Großvater, später auch die Eltern. Mehrere Dorfbewohner berichteten davon, dass diese sich vom Leben in Le Vernet „abgekapselt“ haben sollen. Die Polizei durchsuchte bei einer Großrazzia Ende November unter anderem zwei Anwesen der Großeltern, es wurden auch Festplatten und Laptops beschlagnahmt.

Émiles Eltern haben sich bisher nur spärlich zum Verschwinden ihres Sohnes geäußert und unter anderem die Medien kritisiert. Anders als Rodriguez, der nun zumindest den Eindruck von Optimismus verbreitete, äußerte der Staatsanwalt die Sorge, „dass wir diesen Fall nicht zu einem Abschluss bringen können“.  Laut den von der Staatsanwaltschaft eingesetzten Sonderermittlern ist ein Unfall ebenso wahrscheinlich wie eine Entführung oder ein Mord. (pst)

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