LeverkusenWie Clan-Oberhaupt El-Zein 1,5 Millionen Euro eingestrichen haben soll

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Der zerstörte Eingangsbereich

Köln/Leverkusen – Während seine vielköpfige Familie weiterhin in der Villa im Leverkusener Stadtteil Rheindorf lebt, sitzt das mutmaßliche libanesische Clan-Oberhaupt Badia El-Zein unter anderem wegen des Verdachts des Sozialhilfebetrugs in sechsstelliger Höhe weiterhin in Untersuchungshaft. Nach Ermittlungen der Schwerpunktabteilung gegen Organisierte Kriminalität (OK) der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft sollen der Clanchef und seine Söhne allein im Jahr 2020 Bargeld in der Höhe von 1,5 Millionen Euro eingestrichen haben.

Seit vier Jahren etwa soll der Beschuldigte außerdem über Strafzahlungen gegen Rivalen oder widerständige Sippenangehörige geurteilt haben. Das Geld soll er laut Staatsanwaltschaft mit Hilfe des Clans eingetrieben haben.

Der Al-Zein-Clan agierte demnach wie ein Familien-Unternehmen. Folglich wanderten die Sozialleistungen von gut 400.000 Euro in einen Topf, den die Frau des Clanchefs verwaltet haben soll. Abgehörten Telefonaten zufolge musste ein Opfer mehr als 14 Jahre lang Schutzgeld bezahlen. Für das Jahr 2017 verzeichnen die OK-Ermittler beispielsweise 5000 Euro aus einem weiteren Fall von Schutzgelderpressung. Teure Autos und weitere Bargeldzuflüsse komplettieren das Bild.

Hartz-IV-Familie zahlte 650.000 Euro für Villa in Leverkusen

2018 legte die Familie, die offiziell mit neun Kindern von Hartz-IV lebte, zwei Drittel des Kaufpreises für die Villa in Höhe von 650.000 Euro auf den Tisch. Woher die Mittel konkret stammten, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Allein zwischen Oktober 2019 und Mai 2020 sollen beim Al-Zein-Clan in Leverkusen knapp 240.000 Euro eingegangen, und 727.000 Euro ausgegeben worden sein.

In jener Zeit ging es Badia Al-Zein so gut, dass er mit seiner Frau darüber debattierte, wo er das viele Geld lassen sollte. Diese empfahl ihm eine höhere Summe in den Libanon zu transferieren.  Sie agierte den Erkenntnissen der Staatsanwälte zufolge als eine Art „Kassenwartin“. Sie soll es auch gewesen sein, die Anträge ans Jobcenter fertigte und die Sozialleistungen einsammelte.

Staatsanwaltschaft prüft Beschwerde gegen Freilassung von Clan-Mitgliedern

Im Gegensatz zu seinem Vater ließ das Amtsgericht den ebenfalls inhaftierten jüngeren Sohn Mohamed wieder frei. Laut Bild-Zeitung besteht kein dringender Tatverdacht mehr gegen ihn. „Derzeit wird noch geprüft, Beschwerde gegen die Freilassung einzulegen“, sagte Staatsanwalt Julius Sterzel. 

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Der 24 alte Al-Zein-Sohn soll als Strohmann für die Familie den Kauf der Leverkusener Villa inszeniert haben. Das Geld für den Erwerb stammte teils aus zweifelhaften Kanälen. Außerdem nahm der Sohn einen Bankkredit auf, den er zu 90 Prozent über Mietzuwendungen an die Al-Zein-Familie aus dem Leverkusener Jobcenter finanzierte.

Damit scheint nun Schluss zu sein. Zumindest hat die Staatsanwaltschaft darauf gedrungen, die Sozialleistungen an die Beschuldigten aus dem Clan zu stoppen. 

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