Massive Klimafolgen in NRWVier von fünf Bäumen in deutschen Wäldern sind geschädigt

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Stürme, Dürre und Borkenkäfer haben auch in NRW zu dramatischen Schäden in den Wäldern geführt.

Stürme, Dürre und Borkenkäfer haben auch in NRW zu dramatischen Schäden in den Wäldern geführt.

Düsseldorf/Berlin – Den Bäumen in Deutschland geht es so schlecht wie noch nie seit dem ersten Zustandsbericht im Jahr 1984. Das geht aus der aktuellen Erhebung zum Zustand der Wälder in Deutschland hervor. Seit 2018 haben Stürme, Dürre und Borkenkäfer auch in NRW zu dramatischen Schäden in den Wäldern geführt.

„Unser Wald ist massiv vom Klimawandel betroffen“, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die von Stürmen und Trockenheit geschwächten Fichten-Wälder hätten den Borkenkäfern eine explosionsartige Vermehrung mit bis zu drei Käfer-Generationen pro Jahr ermöglicht.

Allein bei der Fichte führte dies in den vergangenen drei Jahren in NRW zu einem Schadholzanfall von mehr als 31 Millionen Kubikmetern. „Leider müssen wir feststellen, dass der Klimawandel schneller ist, als stabile Mischwälder entstehen“, sagte Heinen-Esser. Daher habe die Bewältigung der Waldschäden und die Wiederbewaldung für die schwarz-gelbe Landesregierung „höchste Priorität“, sagte die CDU-Politikerin aus Köln.

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Vor allem ältere Bäume vom Absterben bedroht

Das Land bietet den Waldbäuerinnen und Waldbauern breite Förder- und Unterstützungsangebote bei der Schadensbewältigung und Wiederbewaldung. Betrug die forstliche Förderung in NRW 2018 noch gut vier Millionen Euro, hat sich diese im Jahr 2020 auf über 57 Millionen Euro vervielfacht. Der Wald ist nicht nur für den Klimaschützer von elementarer Bedeutung, er ist auch Hort für Pflanzen und Tiere sowie ein wertvoller Lieferant von nachwachsenden Rohstoffen.

Bundesweit sind vor allem ältere Bäume über 60 Jahre vom Absterben bedroht, heißt es im Waldzustandsbericht, den die Bundesregierung am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat. Die aktuelle Schadholzmenge beläuft sich demnach auf 171 Millionen Kubikmeter, sagte Agrarministerin Julia Klöckner (CDU). Dem Bericht zufolge nimmt auch die Verlichtung der Baumkronen immer weiter zu.

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Demnach wiesen im vergangenen Jahr vier von fünf Bäumen lichte Kronen auf. Das betraf 89 Prozent der Buchen, 80 Prozent der Eichen und Kiefern sowie 79 Prozent der Fichten. Der Klimawandel habe einen großen Schaden angerichtet, nun gehe es darum, den Wald nachhaltig wiederzubewalden, sagte Klöckner. Dafür stünden Waldbesitzern und Forstwirten derzeit 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. 2020 sei aus diesem Topf mehr Geld beantragt worden, als vorgesehen war, sagte Klöckner.

NRW-Umweltministerin Heinen-Esser kündigte an, das Land werde sich auf Bundesebene für eine bessere Honorierung der Ökosystemleistungen des Waldes über eine dauerhafte „Baumprämie“ einsetzen. „Dort, wo Kohlenstoff gebunden wird – allen voran in unseren Wäldern – muss auch das Geld aus dem Emissionshandel ankommen“, sagte Heinen Esser.

Umweltverbände schlugen am Mittwoch angesichts der Befunde Alarm. Greenpeace beklagte, dass sich an der Waldbewirtschaftung nichts geändert habe und immer noch zu viele Flächen „kahlgeschlagen“ würden. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte die Bundesregierung auf, „endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen“ zu ergreifen, um dem Waldsterben Einhalt zu gebieten. (mit dpa)

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