„Hier ruht Sugar Baby“Peter Kraus feiert 85. Geburtstag und äußert sich zu seinem Karriereende

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Peter Kraus

Peter Kraus wird 85. (Archivbild von 2023)

Er war Deutschlands Antwort auf Elvis Presley und blickt auf eine beeindruckende Filmkarriere zurück: Peter Kraus wird 85 und rockt immer noch.

Peter Kraus ist vielleicht der lebende Beweis dafür, dass Musik jung hält. Schließlich wird der Sänger, Schauspieler und Entertainer am Montag (18.3.) 85 Jahre alt - und rockt noch immer jede Bühne. Davon kann man sich an seinem Ehrentag bei seinem Auftritt in der Münchner Isarphilharmonie überzeugen. „Meinen halbrunden Geburtstag feiere ich diesmal mit meinen Fans“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Peter Kraus feiert seinen Geburtstag auf der Bühne

Als Ehrengäste an seinem großen Tag wird Kraus seine Freunde Günther Sigl, Frontmann der Spider Murphy Gang, und den Gypsy-Jazz-Gitarristen Joscho Stephan begrüßen. Neben diesen Stargästen erwartet das Publikum eine typische Kraus-Show, in der er die größten Hits seiner über 65-jährigen Karriere präsentieren wird, darunter „Schwarze Rose, Rosemarie“, „Sweety“ oder „Hula Baby“. Nicht fehlen darf natürlich sein Evergreen „Sugar Baby“, den er als sein Markenzeichen und seine Visitenkarte bezeichnet. In seiner österreichischen Heimat Gamlitz wird er oft mit einem fröhlichen „Hallo Sugar Baby“ begrüßt, was er völlig in Ordnung findet.

„Sugar Baby“ ist wohl sein größter Hit und ein zeitloser Klassiker der deutschen Popgeschichte. Die Single verkaufte sich 1958 über 600.000 Mal und belegte wochenlang Platz zwei der deutschen Charts. Doch darauf reduzieren kann man Peter Kraus nicht. Im Gegenteil. Der Sohn des österreichischen Regisseurs Fred Kraus ist ein Pionier: Bereits Mitte der 1950er-Jahre holte er mit seiner Debüt-Single „Susi-Rock (Bluejean Bop)“ den Rock'n'Roll ins Nachkriegs-Deutschland – höchst erfolgreich.

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In den ersten vier Jahren seiner Karriere veröffentlichte Kraus 36 Titel, die sich insgesamt über zwölf Millionen Mal verkauften. Er sang erfolgreich mit Stars wie Connie Francis, Conny Froboess oder den Kessler Zwillingen im Duett und ist ein versierter Interpret des klassischen Blues. Daneben verfolgte der Künstler seit Mitte der 1950er Jahre eine Schauspielkarriere. In rund 30 Kino- und Fernsehfilmen avancierte er zum Filmstar.

Peter Kraus – Der „deutsche Elvis“

Für die Medien war er stets der „deutsche Elvis“, vor allem wegen seiner Leidenschaft für Oldtimer. Peter Kraus freute sich über den Vergleich, fand ihn aber immer unpassend. „Natürlich war er mein Vorbild“, gibt er zu. Von Elvis Presley habe er den Hüftschwung und das Styling übernommen.

Peter Kraus machte 2021 auch bei „The Masked Singer“ mit. (Archivbild)

Peter Kraus machte 2021 auch bei „The Masked Singer“ mit. (Archivbild)

Doch musikalisch schlug Kraus bald eine romantischere Richtung ein. Trotzdem wäre es fast zu einem persönlichen Treffen mit dem King of Rock'n'Roll gekommen. „Leider hat mir meine Plattenfirma damals einen Strich durch die Rechnung gemacht“, erinnert er sich, „die Plattenbosse hatten Angst, dass es auf den Fotos heißen würde: Original schüttelt Kopie die Hand.“

Peter Kraus erinnert sich an Anfänge mit Max Greger und seiner Band

PR und Marketing spielten schon in den Anfängen der Musikindustrie eine Rolle, aber die Anforderungen haben sich seitdem stark verändert. Wäre er heute ein aufstrebender Künstler, würden ihn die Herausforderungen von Social Media und ähnlichen Plattformen reizen?

Der deutsche Jazz-Saxophonist und Bandleader Max Greger mit dem Sänger Peter Kraus und der SWR Big Band.

Der deutsche Jazz-Saxophonist und Bandleader Max Greger mit dem Sänger Peter Kraus und der SWR Big Band. (Archivbild)

„Nein, überhaupt nicht“, sagt er und erinnert sich an die Anfänge des Musikgeschäfts: „Damals war alles Neuland. Es gab kaum junge Musiker, mit denen ich eine Band hätte gründen können. Deshalb war ich mit der Max Greger Band viel unterwegs.“ Mit Greger, der 2015 starb, stand er auch später noch oft auf der Bühne.

Kraus erinnert sich, dass sie manchmal zwei Konzerte an einem Tag spielten, an verschiedenen Orten wie Kinos, Festsälen und Theatern. Er erwähnt auch, dass sie dabei außergewöhnliche Erlebnisse hatten. Heute sei da so nicht mehr möglich, da solche Ereignisse sofort in den sozialen Medien verbreitet würden.

Peter Kraus geht auf Tournee

Auf seinem letzten Album aus dem Jahr 2022 präsentierte Peter Kraus eine neue musikalische Ausrichtung. Unterstützt von namhaften Musikern wie Till Brönner, Helge Schneider und Götz Alsmann interpretierte er deutsche Versionen von Klassikern wie „Mr. Bojangles“, „Blue Bajou“ oder „Summertime“. Kraus betonte, dass diese Musik in seiner Kindheit eine große Rolle gespielt und seine musikalische Entwicklung beeinflusst habe, inspiriert von Künstlern wie Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Nat King Cole.

Nach seinem Auftritt am Geburtstag sollen in diesem Jahr noch weitere Einzelauftritte sowie eine Tour im Herbst folgen. Seine letzte? „Wer weiß, sie ist jedenfalls nicht als Abschieds-, sondern als Geburtstags-Tour betitelt.“ Aber, so fügt er hinzu: „Irgendwann muss Schluss sein.“

Peter Kraus denkt nicht über den Tod nach

Auch wenn er sich heute noch – dank sportlicher Aktivitäten und gesunder Lebensweise – fit fühle, könne sich das ja schnell ändern. Vielmehr genießt er seine Musik und sein Leben mit seiner Ehefrau Ingrid: „Wir streiten nie und lachen viel. Ich bin immer noch in sie wie am ersten Tag verliebt. Auch das hält mich jung.“

Positives Denken hat der überwiegend auf einem Bauernhof in Österreich lebende Künstler verinnerlicht: „Ich denke nie an den Tod“, sagt er, „und was mal auf meinem Grabstein stehen wird, interessiert mich auch nicht. Von mir aus: ‚Hier ruht Sugar Baby‘“.

Ein Wiedersehen mit Kraus gab es für seine Fans am vergangenen Wochenende in einer Show von Florian Silbereisen. Auch sein Auftritt in „Die große Schlagerüberraschung“ stand ganz im Zeichen seines hohen Geburtstages. Den „Volle-Power-85-Hitmix“ eröffnete er mit dem 80er-Jahre-Klassiker „I Love Rock'n'Roll“, bevor er die musikalische Reise durch die Jahrzehnte mit „Under the Moon of Love“ von Showaddywaddy und „Tutti Frutti“ von Little Richard abrundete. Alles natürlich mit dem für ihn typischen Hüftschwung. (mit dpa)

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