Ihre Hits sind bis zu 70 Jahre her, doch ein paar der großen Schlagerstars der 1950er und 1960er Jahre weilen zum Glück noch unter uns.
Von Freddy Quinn bis Peter KrausWas machen diese 7 Schlagerstars von einst heute?

Schlagerstars von einst unter sich: Peter Kraus und Cornelia „Conny“ Froboess Anfang der 1980er-Jahre auf der Bühne. Links neben ihnen die schwedische Sängerin Lill Lindfors. (Archivbild)
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Die 1950er Jahre waren in Deutschland eine Zeit des Wirtschaftswachstums, in der Schlagerstars wie Bill Johns, Peter Kraus und Freddy Quinn große Popularität erreichten. In den 1960er Jahren entwickelte sich der Schlager weiter, bekam neue Einflüsse durch Fernsehen, internationale Trends und jüngere Künstler. Viele Stars aus beiden Jahrzehnten prägten die Musikgeschichte nachhaltig – einige Legenden von damals leben noch, genießen ihren Ruhestand oder treten gelegentlich weiterhin auf.
Freddy Quinn (* 1931)
Freddy Quinn war neben Peter Alexander (1926-2011) der erfolgreichste Schlagersänger der 1950er Jahre. Viele halten den auch als Schauspieler erfolgreichen Vollblut-Entertainer bis heute für einen waschechten Hamburger. Dabei ist er gebürtiger Österreicher und zog erst Anfang der 1950er Jahre nach Hamburg, von wo aus er seine beispiellose Karriere startete. Unvergessen sind „Heimweh“ (1956), „Die Gitarre und das Meer“ (1959), „Junge, komm bald wieder“ (1963) oder „Hundert Mann und ein Befehl“ (1966), nur vier seiner sechs Nummer-eins-Hits. Als erster Künstler vertritt er Deutschland beim Eurovision Song Contest (1956, mit dem Rock'n'Roll-Titel „So geht das jede Nacht“).

Freddy Quinn mit Gitarre bei einem seiner letzten Auftritte 2006.
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60 Millionen Tonträger soll Freddy Quinn verkauft haben. Er singt erfolgreich Countrymusik, wagt sich im Zirkus aufs Hochseil und tourt bis 2006 häufig durch die heimischen Konzertsäle. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2008 beschliesst er, seine Karriere zu beenden. Seitdem hat er sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und gibt nur noch selten Interviews. Anfragen für ein Comeback lehnt er stets ab. In den letzten Jahren hat er mehrfach mit der „Bild“-Zeitung gesprochen und seine immer noch zahlreichen Fans beruhigt, dass er wieder eine Freundin namens Rosi habe und dass es ihm sehr gut gehe. Die Bühne vermisse er jedoch nicht. Er genießt voll und ganz seinen Rentneralltag mit seiner Rosi.
Peter Kraus (* 1939)
Er ist die deutsche Antwort auf Elvis Presley. So zumindest wird Peter Kraus seit Jahrzehnten vermarktet. Und tatsächlich tourt er noch heute mit seinen Rock'n'Roll-Hits wie „Hula Baby“ oder „Sugar Baby“ durch die Konzertsäle der Nation. Seine Jugendidole waren Sammy Davis Jr., Ella Fitzgerald und Frank Sinatra. Doch als er 1955 Bill Haleys „Rock Around the Clock“ hört, ist es um ihn geschehen. 1957 landet er mit „Susi-Rock“ seinen ersten Hit. Bis 1968 folgen über 40 weitere, darunter Hits mit Conny Froboess, mit Alice & Ellen Kessler oder mit Jörg Maria Berg als James Brothers. Kraus dreht Kinofilme und gehört zu den wenigen Stars der 50er Jahre, die bis heute erfolgreich im Fernsehen auftreten.

Peter Kraus steht während einer TV-Aufzeichnung im November 2021 auf der Bühne.
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Dem Rock'n'Roll ist er treu geblieben, auch als dieser Stil nicht mehr so gefragt war. Kaum bekannt: Seine damalige Plattenfirma Polydor ermöglicht ihm 1963 mit dem französischen Jazztrompeter Aimé Barelli an seiner Seite das Album „Bossa Nova (Der neue Rhythmus)“, ein für Schlagerstars seltener Ausflug in die Bossa Nova- und Sambamusik. Im Februar 2023 hat er jedoch seinen endgültigen Abschied von der Bühne verkündet. Seitdem war er hin und wieder im Fernsehen zu sehen, beispielsweise im Herbst 2025 beim „HeidiFest“ von Heidi Klum im Münchner Hofbräuhaus.
Cliff Richard (* 1940)
Cliff Richard entwickelte sich in Großbritannien ab Ende der 1950er Jahre zum Pop- und Rock'n'Roll-Idol. Obwohl er primär als britische Pop-Ikone gilt, zählt seine deutsche Schlagerkarriere zu einem bemerkenswerten Kapitel seines Erfolgs in Kontinentaleuropa. Wie viele internationale Stars dieser Zeit nahm auch Cliff Richard zahlreiche seiner Hits in deutscher Sprache auf.
Sein wohl bekanntester deutschsprachiger Schlager ist „Rote Lippen soll man küssen“ aus dem Jahr 1963, eine Coverversion seines englischen Hits „Lucky Lips“. Ende 1963 steht Richard damit auf Platz eins der deutschen Single Charts. Weitere populäre deutsche Aufnahmen, oft in Zusammenarbeit mit seiner Begleitband The Shadows, sind unter anderem „Das ist die Frage aller Fragen“ (Original: „Spanish Harlem“) und „Du bist mein erster Gedanke“ (Original: „Quiereme mucho“).
Richard, der im Oktober 2025 seinen 85. Geburtstag feierte, ist weiterhin aktiv und hat sich nicht aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er veröffentlicht nach wie vor neue Musik, darunter 2022 das Album „Christmas With Cliff“ und 2024 das Live-Werk „The Final Reunion“, und gibt immer noch Konzerte. Ende 2025 ist er mit seiner „Can't Stop Me Now“-Tour in Australien und Großbritannien unterwegs. Zudem zeigt sich Sir Cliff Richard als begeisterter Tennisfan häufig bei großen Turnieren wie Wimbledon.
Conny Froboess (*1943)
Längst hat sie sich von der Musik verabschiedet, doch in den 50er und 60er Jahren gehört sie zum Schlager-Establishment. Cornelia Froboess wird gleich mit ihrer ersten Single 1951 „Pack die Badehose ein“ als „Kleine Conny“ zum Kinderstar. Mit den Riesenhits „Diana“ und „I Love You, Baby“ schafft sie 1957 den Sprung zum Teenie-Idol.

Auch Cornelia Froboess ist ein gern gesehener Gast in Talkshows. 2019 war sie noch bei Bettina Böttinger im „Kölner Treff“. (Archivbild)
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Bis Mitte der 60er Jahre reihte sie Hit an Hit, auch im Duett mit Peter Kraus, Rex Gildo oder Peter Alexander. Ihren größten Triumph feiert sie 1962 mit „Zwei kleine Italiener“, dem deutschen Beitrag zum Eurovision Song Contest. Wochenlang auf Platz 1 der deutschen Hitparade, ein guter 6. Platz beim ESC-Finale in Luxemburg und auch international ein großer Erfolg.
In den 1960er Jahren zieht sie sich zunehmend vom hektischen Schlageralltag zurück und konzentriert sich mehr und mehr auf die Schauspielerei. Sie spielt jahrzehntelang Theater und feiert Erfolge mit Stücken von Ibsen, Wedekind und Goethe, arbeitet aber weiterhin auch für Film und Fernsehen. Von 2013 bis 2020 übernimmt sie in der fünfteiligen Filmreihe „Ostwind“ die Rolle der Gestütsbesitzerin Maria Kaltenbach. Im April 2022 verliert sie ihren Mann, den Regisseur und Theaterleiter Hellmuth Matiasek. Seither ist es ruhiger um die vielseitige Künstlerin geworden. Im März 2024 besucht sie ein Konzert von Peter Kraus und gibt der ARD-Sendung „Brisant“ ein kurzes Interview.
Bibi Johns (* 1929)
Als die Schlagerlegende der 1950er Jahre zu ihrem 90. Geburtstag in der Talkshow „3 nach 9“ auftritt, staunen viele Zuschauer darüber, wie jugendlich und energiegeladen sie wirkt. Ihr Geheimnis? Sie ist Optimistin, sagt sie im Gespräch. Optimistische Schlager prägen seit jeher ihre Karriere – und auch privat bleibt die Schwedin ihrer positiven Art treu. Seit den 1960er Jahren lebt sie in Pullach bei München.

Bibi Johns bei der Aufzeichnung der Talkshow „3 nach 9“ im Eventstudio im Weserhaus. (Archivbild)
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Mit der quirligen „Bella Bimba“ wird sie 1954 in Deutschland über Nacht zum Star. Zu diesem Zeitpunkt hat sie bereits mehrere Schallplatten in den USA veröffentlicht und ist dort ebenfalls erfolgreich aufgetreten. „Die Gipsy-Band (Polly-Dolly-do)“ steht 1956 in Deutschland auf Platz eins. Es folgen Hits wie „Im Hafen unserer Träume“ und „Mal Regen und mal Sonnenschein“.
Auch in ihrer Heimat Schweden ist sie ein Star und macht mit dem Titel „Bibis Bossa Nova“ viele Skandinavier erstmals mit dieser Musikrichtung vertraut. Später spielt sie in Filmen, feiert Erfolge im Fernsehen und entwickelt sich zu einer angesehenen Malerin. Dennoch genießt sie auch ihren Ruhestand: „Ich hänge nicht an der Vergangenheit.“ An ihrem 94. Geburtstag erkundigt sich das Musikmagazin „schlager.de“ nach ihrem Wohlbefinden – abgesehen von einer altersbedingten Augenkrankheit geht es ihr gut. Sie lebt weiterhin zufrieden allein in ihrem Haus in Pullach.
Siw Malmkvist
Siw Malmkvist zählt seit den 1950er-Jahren zu den beliebtesten Sängerinnen Schwedens. Ab 1960 ist die heute 88-Jährige auch in Deutschland mit Schlagern wie „Liebeskummer lohnt sich nicht“, „Augustin“ oder „Harlekin“ ein großer Star. Sie tritt regelmäßig in TV-Shows auf und steht mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern auf der Bühne. Ihre Vielseitigkeit zeigt sie nicht nur im Schlager, sondern auch in Pop, Musical und Chanson. Über Jahrzehnte ist Malmkvist in zahlreichen Unterhaltungssendungen präsent und ein festes Gesicht im europäischen Showgeschäft.

Die schwedische Sängerin Siw Malmkvist tritt auch heute noch ab und zu in Deutschland auf. (Archivbild)
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Später spielt sie Hauptrollen in großen Musicalproduktionen wie „Show Boat“, „Anatevka“ oder „Funny Girl“ und zeigt, dass sie weit mehr kann als leichte Unterhaltung. Außerdem wirkt sie in Theaterstücken und Fernsehfilmen mit und beweist immer wieder ihr Talent als Schauspielerin. Sie ist bis heute ein gern gesehener Gast in deutschen Schlagersendungen – so etwa Ende 2024 im „Schlager-Spaß mit Andy Borg“, wo sie ein Hit-Medley singt.
Gitte Hænning
Gitte Hænning veröffentlicht bereits Mitte der 1950er-Jahre ihre ersten Platten in Dänemark und wird bald zum Kinderstar in ganz Skandinavien. In Deutschland gelingt ihr 1963 der Durchbruch mit „Ich will ’nen Cowboy als Mann“ und dem Duett „Vom Stadtpark die Laternen“ mit Rex Gildo. Später folgten weitere Erfolg mit Gildo – die beiden galten als Traumpaar des deutschen Schlagers.

Gitte Hænning steht bereits seit Mitte der 1950er-Jahre auf internationalen Bühnen. (Archivbild)
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In den folgenden Jahren etabliert sie sich als eine der erfolgreichsten Schlagersängerinnen des Landes, nimmt parallel Jazz-Alben wie „My Kind of World“ auf und entwickelt sich vom lieblichen Mädchen-Image zur modernen Popsängerin mit großen Hits wie „Freu dich bloß nicht zu früh“, „Die Frau, die dich liebt“, „Ich will alles“ oder „Lampenfieber“.
Sie tritt in zahlreichen TV-Shows auf und nimmt 1973 mit „Junger Tag“ für Deutschland am Eurovision Song Contest teil. Ab den 1990er-Jahren widmet sie sich verstärkt dem Jazz und tourt bis heute mit eigenen Programmen. Bis Ende 2025 wird sie weiter Konzerte geben – unter anderem am 13. Dezember im Düsseldorfer Savoy-Theater. Hin und wieder ist sie aber auch mit ihren alten Hits in klassischen Schlagersendungen wie bei Florian Silbereisen oder im „ZDF-Fernsehgarten“ zu sehen.


