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Spurlos verschwundenDer Fall Amy Lynn Bradley und 7 weitere mysteriöse Kreuzfahrt Vermisstenfälle

7 min
Suchbild Amy Lynn Bradley im Wasser.

Der Vermisstenfall Amy Lynn Bradley gehört zu den bekanntesten Vermisstenfällen der USA. (Archivbild)

Netflix zeigt in „Amy Bradley ist spurlos verschwunden“ einen rätselhaften Vermisstenfall – und wir stellen 7 weitere ungeklärte Fälle vor.

Am 16. Juli 2025 startete auf Netflix die neue True-Crime-Serie „Amy Bradley ist spurlos verschwunden“. Sie beleuchtet den rätselhaften Fall der damals 23-jährigen Amy Lynn Bradley, die im März 1998 spurlos von Bord des Kreuzfahrtschiffs „Rhapsody of the Seas“ verschwand. Die dreiteilige Doku zeigt erstmals intime Interviews mit ihrer Familie, bislang unveröffentlichte Fotos und Archivaufnahmen vom Tag ihres Verschwindens.

Der Fall Bradley gehört zu den bekanntesten ungelösten Vermisstenfällen auf hoher See: Die 23-Jährige wurde zuletzt am frühen Morgen auf dem Balkon ihrer Kabine gesehen, danach verlor sich jede Spur. Eine groß angelegte Suche von Küstenwache und FBI blieb ohne Ergebnis, ihre Leiche wurde nie gefunden. Immer wieder gab es angebliche Sichtungen in der Karibik, die den Verdacht auf Menschenhandel schürten. Bis heute ist ihr Verschwinden ungeklärt und zählt zu den bekanntesten Kreuzfahrt-Mysterien weltweit.

Doch Amy Lynn Bradley ist leider kein Einzelfall: Immer wieder verschwinden Menschen auf Kreuzfahrten spurlos. Wir stellen hier sieben weitere mysteriöse Fälle vor, die – wie Amy – bis heute ungeklärt sind.

Rebecca Coriam (Disney Wonder, 2011)

Rebecca Coriam war 24 Jahre alt, als sie 2011 spurlos von der „Disney Wonder“ verschwand. Die junge Britin arbeitete als Crew-Mitglied auf dem Kreuzfahrtschiff, das sich zu diesem Zeitpunkt vor der Küste Mexikos befand. Ein Überwachungsvideo zeigt sie am frühen Morgen beim Telefonieren – es ist das letzte bekannte Lebenszeichen. Ihre persönlichen Gegenstände wurden später unberührt in der Kabine gefunden. Trotz Ermittlungen des FBI und der Reederei gibt es bis heute keine gesicherten Erkenntnisse über ihr Verschwinden.

Den letzten Medienberichten zufolge gehen die Behörden davon aus, dass die 24-Jährige von der „Disney Wonder“ über Bord ging, möglicherweise durch eine hohe Welle oder einen Unfall am Crew-Pool. Andere Theorien deuten auf ein Verbrechen hin – von einem Streit im Umfeld einer Beziehung bis hin zu Mord, da Indizien wie fehlende Videoaufnahmen und widersprüchliche Beweise Zweifel nähren. Die Familie und Unterstützer glauben an eine Vertuschung seitens Disney, um negative Schlagzeilen zu vermeiden.


George Smith IV (Royal Caribbean, 2005)

Es war eine unruhige Nacht auf hoher See, die bis heute Fragen aufwirft. Im Juli 2005 verschwand der damals 26-jährige George Smith IV während seiner Hochzeitsreise mit seiner Frau Jennifer Hagel Smith auf der „Brilliance of the Seas“ der Reederei Royal Caribbean International. Das Kreuzfahrtschiff war auf dem Weg durchs östliche Mittelmeer. In der Nacht wurde Smiths Kabine verlassen aufgefunden, sie war blutverschmiert, und Blutspuren führten über das Geländer. Eine Leiche wurde jedoch nie gefunden.

Jennifer Hagel Smith wurde in der Nacht bewusstlos im Schiffsgang gefunden und später in die Kabine zurückgebracht. Sie gab an, sich an die Stunden davor nicht erinnern zu können, was bis heute Fragen aufwirft. Weniger als ein Jahr später akzeptierte sie einen Vergleich mit der Reederei über 1,1 Million Dollar. Während Jennifer von einem tragischen Unfall sprach, ist Georges Familie bis heute überzeugt, dass er Opfer eines Verbrechens wurde. Der TV-Film „Deadly Honeymoon“ aus dem Jahr 2010 ist lose vom Verschwinden von George Smith IV inspiriert, verändert jedoch Namen, Ort und Details der Handlung deutlich. 


Merrian Carver (Celebrity Cruises, 2004)

Still und unscheinbar checkte die 40-jährige Merrian Carver am 27. August 2004 auf dem Kreuzfahrtschiff „Mercury“ von Celebrity Cruises ein. Ein Kabinensteward sah sie zuletzt am nächsten Tag, danach verlor sich jede Spur. Fest steht, dass Carver bei keinem Hafenstopp an Land ging und ihre Bordkarte nie nutzte. Ob sie das Schiff bei der Ankunft am 3. September in Vancouver verließ, ist unklar. Ihren Rückflug trat sie jedenfalls nicht an.

Erst am 7. September meldete ihre Familie sie als vermisst – sie hatten nicht gewusst, dass Merrian auf Kreuzfahrt war. Die Reederei meldete ihr Verschwinden erst nach dem Anruf ihres Vaters und spendete zuvor ihre persönlichen Sachen. Carver hatte nach ihrer Scheidung einige Jahre vor ihrem Verschwinden in einem emotionalen Moment geäußert, sich etwas antun zu wollen, was die Reederei später als Hinweis für einen möglichen Suizid deutete. Ihre Familie jedoch bestreitet diese These bis heute entschieden.


Matthias T. (AIDAbella, 2018)

Der 53-jährige Matthias T., langjähriger AIDA-Mitarbeiter, verschwand im Februar 2018 spurlos von der „AIDAbella“ vor der Küste Malaysias. Kollegen hatten ihn Medienberichten zufolge zuletzt an Bord gesehen, kurz darauf war er verschwunden. Ein Video soll gezeigt haben, wie er von Deck 5 ins Meer stürzte, doch trotz Suchaktionen konnte seine Leiche nicht geborgen werden. Die genauen Umstände blieben unklar.

Seine Ehefrau, die ihn als vermisst meldete, erhob schwere Vorwürfe gegen die Reederei und warf ihr mangelnde Aufklärung vor. AIDA äußerte sich damals nur knapp und verwies auf laufende Ermittlungen. „Es ist schon schwer genug, seinen Mann zu verlieren, aber die Ungewissheit macht es noch härter“, sagte seine Ehefrau zur „Bild“-Zeitung. „AIDA blockte total, ich musste eine Anwältin einschalten, um überhaupt Informationen zu bekommen.“ Die AIDAbella fährt auch weiterhin regulär für AIDA Cruises – eine große Renovierung ist für Anfang 2026 geplant.


Angelo Faliva (Coral Princess, 2009)

Angelo Faliva war Küchenchef auf der „Coral Princess“, als er im November 2009 verschwand. Das Schiff befand sich auf der Fahrt zwischen Cartagena (Kolumbien) und Aruba. Der 31-jährige Italiener wurde zuletzt von Kollegen in der Kombüse gesehen – kurz darauf war er unauffindbar. Seine Familie beschrieb ihn als in guter Verfassung und voller Pläne. Es gab keine Hinweise auf Flucht oder Suizid.

Die Reederei konnte keine lückenlose Dokumentation liefern. Videoaufzeichnungen aus den relevanten Bereichen fehlen bis heute. Die Angehörigen warfen dem Betreiber mangelnde Transparenz vor. Auch offizielle Stellen in Italien forderten umfassendere Ermittlungen, jedoch ohne Erfolg. In seinem Bericht kritisierte der renommierte „Corriere della Sera“ ausdrücklich, dass die Ermittlungen auf den Bermudas – dem offiziellen Flaggenstaat der „Coral Princess“ – in einer bürokratischen Sackgasse stecken geblieben waren und praktisch nicht vorankamen.


Blake Kepley (Holland America Line, 2011)

Für den damals 20-jährigen Blake Kepley sollte die Kreuzfahrt im Juli 2011 ein unvergessliches Erlebnis werden. Der junge Mann verschwand spurlos auf der „MS Oosterdam“ der Holland America Line, während das Schiff zwischen Sitka und Ketchikan in Alaska unterwegs war. Er wurde zuletzt in den frühen Morgenstunden gesehen und erst Stunden später als vermisst gemeldet. Trotz einer großflächigen Suchaktion der US-Küstenwache wurde keine Spur von ihm gefunden. Der Fall ist besonders rätselhaft, da es keine Kameraaufzeichnung gibt, die seinen möglichen Sturz zeigt.

Die Familie kritisierte das verspätete Reagieren der Crew sowie die unvollständige Aufarbeitung des Vorfalls. Kepleys Mutter beschreibt den Verlust ihres 20-jährigen Sohnes laut der Website „International Cruise Victims“ als „unvorstellbare Erfahrung“ und fordert dringend mehr Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen. Sie kritisiert, dass es auch heute noch keine flächendeckende Videoüberwachung oder automatische „Mann über Bord“-Alarmsysteme gibt, obwohl bereits viele Menschen auf See spurlos verschwunden sind.


Daniel Küblböck (AIDAluna, 2018)

Der Sänger wurde durch die erste Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“, in der er den dritten Platz belegte, bekannt. Im Anschluss hatte Daniel Küblböck Hits wie „You Drive Me Crazy“ und „Heartbeat“ und wurde auch bei der ersten Staffel der RTL-Dschungelshow „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ Dritter. Er nahm noch einige Platten auf, doch sein Erfolg ließ schnell nach. Küblböck war clever: Die Einnahmen aus seinem ersten Album „Positive Energie“ in Höhe von rund einer Million Euro investierte er in eine Solaranlage in Niederbayern, die ihm hohe Gewinne einbrachte.

Daniel Küblböck posiert für einen Fotografen.

Der Sänger Daniel Küblböck verschwand ebenfalls auf Hoher See. (Archivbild)

Der Sänger zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Im September 2018 brach Küblböck mit dem Kreuzfahrtschiff „AIDAluna“ von Hamburg nach New York City auf. An diesem Tag sprang laut den Aufnahmen einer Überwachungskamera eine Person von der Reling. Einen Tag nach Küblböcks Verschwinden stellte die kanadische Küstenwache die Suche nach ihm ein – wegen der geringen Überlebenschancen im kalten Nordatlantik. Seine Leiche wurde nie gefunden. Im März 2021 wurde er vom Amtsgericht Passau für tot erklärt.