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„Es ist bösartig“Andreas Gabalier wehrt sich gegen Nazi-Vorwürfe – und äußert sich zu FPÖ-Nähe

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Der österreichische Sänger Andreas Gabalier steht während der Fernsehshow „Der große Schlagerabschied“ auf der Bühne.

Andreas Gabalier rechnet mit seinen Kritikern ab. (Archivbild)

Der selbsternannte „Volks-Rock’n’Roller“ wehrt sich im BR-Podcast gegen Kritik – vom Hakenkreuz-Streit bis zur LGBTQ-Debatte.

In dem vierteiligen BR-Podcast „Gabalier – Hinter der Lederhose“ äußert sich Andreas Gabalier zu den zahlreichen Kritikpunkten, mit denen er im Laufe seiner Karriere konfrontiert war. Im Zentrum steht ein dreistündiges Interview, das in der vierten Folge in Auszügen zu hören ist.

Die Podcasterin Carrie Kremer konfrontiert den Schlagersänger unter anderem mit der Debatte um das Cover seines Albums „Volks-Rock’n’Roller“ von 2011, dessen Körperhaltung zu Spekulationen über ein mögliches Nazi-Symbol geführt hatte.

Andreas Gabalier äußert sich im ARD-Podcast „Gabalier – Hinter der Lederhose“

Gabalier weist dies im Gespräch zurück und will sich nicht mehr rechtfertigen: „Es ist bösartig, man will gar keine Aufklärung.“ Auch der Fotograf Michael Mey, der das Shooting betreute, betont: „Das war eine situative Hampelmann-Nummer.“ Gabalier schildert, dass er sich nach anfänglicher Verteidigung zurückgezogen habe: „Man will dieses Bild haben.“ 

Auf Kritik an Textzeilen mit traditionellen Geschlechterrollen reagiert Andreas Gabalier im Podcast mit dem Hinweis auf eine humorvolle Komponente: „Das ist Musik, Unterhaltung. (...) Wir tun hoffentlich niemandem weh damit, aber anscheinend schon.“ Die Podcasterin entgegnet: „Ich habe das Gefühl, dass du Frauen eher als Püppchen darstellst, und damit fühle ich mich nicht wohl.“ Gabalier sieht das anders und spricht von „Liedern, die eine riesengroße Portion Selbstironie, Augenzwinkern und Kabarett beinhalten“.

Auch sein Song „Liebeleben“, der unter anderem gleichgeschlechtliche Liebe thematisiert, wird angesprochen. Gabalier bezeichnet ihn als „größten Flop meiner Laufbahn“. Er habe festgestellt, dass Kritiker seine Offenheit nicht ernst genommen hätten.

Über das Spannungsverhältnis zwischen Publikumserwartungen und persönlichem Ausdruck sagt er: „Man bedient seine Bubble und muss nicht jedem gefallen, und das versuch ich seitdem auch nicht mehr.“ Trotz dieser Aussagen zählt Gabalier weiterhin zu den populärsten Künstlern der deutschsprachigen Schlager- und Volksmusikszene.

„Volks-Rock’n’Roller“ wehrt sich gegen Image als rechter Provokateur

Im Podcast werden auch Gabalier zugeschriebene politische Kontakte thematisiert, darunter Verbindungen zur FPÖ. Der Sänger möchte das Thema allerdings nicht vertiefen und reagiert schmallippig: „Das sind uraltnachbarschaftliche Freundschaften. Ende.“ Zur Sprache kommt außerdem seine Dankesrede bei den Amadeus Austrian Music Awards 2015, bei der er sagte: „Man hat’s nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht.“ Dieser Satz wurde damals als Seitenhieb auf ESC-Siegerin Conchita Wurst gewertet und sorgte für Buhrufe im Saal.

Heute sagt Gabalier über den Abend: „Wir haben damals ein Bier zu viel gehabt.“ Er betont: „Es wäre schön, wenn Leistung auch ein bisschen zählen würde.“ Homophobie weist er zurück: „Ich habe drei schwule Pärchen in meinem Bekanntenkreis, mit denen ich das ganze Jahr einen sehr, sehr lieben Draht habe.“ Der Podcast ist über die ARD-Audiothek abrufbar. Gabalier empfiehlt das Format: „Klarheit im Tiefgang.“ (jag)