Obwohl sie im Ruhestand ist, hatte Anne Murray ein von Auszeichnungen und einer neuen Albumveröffentlichung geprägtes, bewegtes Jahr.
Comeback 2025Kanadas erfolgreichste Sängerin meldet sich zurück – nach Jahren der Stille

Anne Murray wurde im Jahr 2025 für ihr Lebenswerk geehrt. Sie posierte dabei erstmals seit vielen Jahren wieder für Pressefotos.
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Für die kanadische Sängerin Anne Murray erwies sich das Jahr 2025 rund um ihren 80. Geburtstag im Juni als überraschend ereignisreich. Trotz ihres seit fast 20 Jahren bestehenden offiziellen Karriereendes häuften sich Anfragen aus dem Musikgeschäft, ihre bedeutende Laufbahn zu würdigen.
Anne Murray beendete ihre Karriere 2008 – nach Jahrzehnten großer Erfolge
Eigentlich hatte Murray, deren letzte Veröffentlichung ein Weihnachtsalbum aus dem Jahr 2008 war, laut einem Bericht der CBC (Canadian Broadcasting Corporation) nicht vor, noch einmal in die Öffentlichkeit zurückzukehren. In Gesprächen machte sie deutlich, dass sie Einladungen zu öffentlichen Auftritten grundsätzlich ablehne. Auf Drängen ihres langjährigen Managers Bruce Allen erklärte sie sich schließlich bereit, bei ausgewählten Ehrungen eine Ausnahme zu machen.
Im März wurde Anne Murray bei den Juno Awards mit einem Preis für ihr Lebenswerk geehrt – eine Auszeichnung, die in der Geschichte der Veranstaltung erst zum zweiten Mal vergeben wurde. Die Laudatio hielt Sarah McLachlan. In Kanada zählt Murray mit rund 55 Millionen verkauften Platten neben Shania Twain und Céline Dion zu den erfolgreichsten Sängerinnen der Musikgeschichte.
Über Jahrzehnte hinweg prägte sie die Charts mit Hits wie „Snowbird“, „Danny’s Song“, „A Love Song“ oder „You Needed Me“ und wurde früh zu einer festen Größe der kanadischen Pop- und Countrykultur. Neben Joni Mitchell war Murray außerdem die erste, der auch in den USA Millionenseller und Hits in Großbritannien und sogar Deutschland gelangen. In den 1980er-Jahren arbeitete sie sogar mit dem gebürtigen Kölner Star-Produzenten Jack White zusammen.
Ein weiterer Höhepunkt im Ehrungsjahr von Anne Murray folgte im Oktober 2025 mit einem prominent besetzten Tributkonzert in Nashville. Künstlerinnen und Künstler mehrerer Generationen interpretierten im traditionsreichen Opry House, der Heimat der Grand Ole Opry, ihre bekanntesten Songs. Für viele Beobachter befeuerte der Abend erneut die Forderung nach einer Aufnahme Murrays in die Country Music Hall of Fame. Häufig wird der Sängerin zugeschrieben, in den 1970er-Jahren als eine der Wegbereiterinnen die Country-Musik einem breiteren Pop-Publikum geöffnet zu haben.
Neue Platte „Here You Are“: Archivmaterial von Anne Murray veröffentlicht
Parallel zu den Ehrungen erschien mit „Here You Are“ Anne Murrays 33. Album, zugleich ihre erste Veröffentlichung mit bislang unveröffentlichtem Material seit 1996. Grundlage der Publikation ist eine Sammlung lange als verschollen geltender Aufnahmen, die von einem engagierten Fan in universitären Archiven wiederentdeckt wurden. Lynn Holt aus Las Vegas reiste eigens nach Kanada, nachdem die private Sammlung der Sängerin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war.
Insgesamt spürte Holt etwa 40 unvollendete Lieder auf, welche überwiegend als rohe Versionen auf analogen Kassetten existierten. Die außerordentliche Güte der Vokalaufnahmen, welche häufig bereits während der Probesessions entstanden, versetzte ihn in Erstaunen. Dem Vorhaben, dieses Material zu publizieren, begegnete Murray persönlich anfangs mit Skepsis. Ihre Begründung war, dass es sicherlich eine Ursache dafür gab, weshalb die Lieder seinerzeit nicht für ein Album ausgewählt wurden.
Anne Murray singt wieder: Familienprojekt und neue Version von „Straight From the Heart“
Die Arbeit an dem Projekt wurde zu einer Familienangelegenheit. Den Background-Gesang steuerte Anne Murrays Tochter Dawn Langstroth bei, während ihr Neffe Dale Parts in seinem Studio in Nova Scotia Gitarren- und Pedal-Steel-Passagen einspielte. Zudem ließ sich Murray dazu bewegen, für die Neuauflage von Bryan Adams’ „Straight From the Heart“ noch einmal selbst zu singen. Gemeinsam mit ihrer Tochter nahm sie neue Harmonien zu ihrer ursprünglichen Gesangsspur aus dem Jahr 1984 auf – ein Schritt, den sie als „beängstigend“ beschrieb, da sie über viele Jahre nicht mehr gesungen hatte.
Allerdings gab es in diesem Jahr auch persönliche Schwierigkeiten. Etwa sechs Wochen vor dem Ehrenkonzert in Nashville erlitt Murray bei einem Sturz eine Verletzung am Kopf, weshalb sie zeitweise auf eine Gehhilfe angewiesen war. Die Künstlerin bekräftigt ungeachtet der neuen Platte und der aktuellen Aktivitäten, dass sie ihren Ruhestand beibehält und keine zusätzlichen Auftritte beabsichtigt.
Befragt zu ihrem bleibenden Erbe, antwortete Murray CBC, dass ihr Preise oder künftige Würdigungen, wie etwa die Aufnahme in die Hall of Fame, nicht von Bedeutung seien. Vielmehr hoffe sie, dass man sich an sie als eine Person erinnert, die ihr Umfeld gut behandelt hat. Dies beziehe sich ausdrücklich auf ihre Bandmitglieder, das Team auf Tournee, die Busfahrer und sämtliche andere Personen, die über die Jahre zu ihrem professionellen Kreis gehörten.

