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Der Megastar, der auf die Coolness verzichteteWas macht Cliff Richard heute?

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So fing alles an: Mit „Move It“ wurde Cliff Richard schon im Teenageralter zum Rockstar. (Bild: John Pratt/Keystone Features/Getty Images)

So fing alles an: Mit „Move It“ wurde Cliff Richard schon im Teenageralter zum Rockstar. (Bild: John Pratt/Keystone Features/Getty Images)

Kein anderer britischer Solokünstler hatte so viele Top-Ten-Hits wie Sir Cliff Richard. Der Sänger, der als Rock'n'Roller begann, ehe er sich für ein betont familienfreundliches Image entschied, wird am Dienstag, 14. Oktober 2025, 85 Jahre alt. Was macht er heute?

Heute gilt er als Gentleman und darf sich Sir nennen: Cliff Richard wird am 14. Oktober 85 Jahre alt. (Bild: 2022 Getty Images/Ryan Pierse)

Heute gilt er als Gentleman und darf sich Sir nennen: Cliff Richard wird am 14. Oktober 85 Jahre alt. (Bild: 2022 Getty Images/Ryan Pierse)

Ein Teenie-Idol: Der damals 18-jährige Cliff Richard wird von Fans bestürmt.  (Bild: Keystone/Hulton Archive/Getty Images)

Ein Teenie-Idol: Der damals 18-jährige Cliff Richard wird von Fans bestürmt. (Bild: Keystone/Hulton Archive/Getty Images)

Nur zwei Künstlern ist es gelungen, in jeder Dekade von den 1950-ern bis den 2000-ern mindestens einen Top-Ten-Hit in den britischen Charts zu haben. Der eine, Elvis Presley, ist als „King of Rock'n'Roll“ in die Musikgeschichte eingegangen. Der andere gilt als so uncool, dass zahlreiche Radiosender ihn auf die rote Liste mit Acts, deren Musik nicht gespielt werden darf, gesetzt haben: Cliff Richard.

Familientaugliche Unterhaltung: 1962 spielten Cliff Richard und seine Band Ths Shadows für Prinzessin Margaret und den Bischof von Bath (rechts, sitzend). (Bild: Keystone/Hulton Archive/Getty Images)

Familientaugliche Unterhaltung: 1962 spielten Cliff Richard und seine Band Ths Shadows für Prinzessin Margaret und den Bischof von Bath (rechts, sitzend). (Bild: Keystone/Hulton Archive/Getty Images)

Dabei fing der am 14. Oktober 1940 als Harry Webb geborene Brite seine Karriere ebenfalls als Rock'n'Roll-Sänger an. Schon sein Künstlername deutet darauf hin: Cliff wurde gewählt, weil er wie „Cliff Face“ (Felswand) klang, was wiederum an „Rock“ (Felsen) erinnerte. Der Autor seines ersten Hits „Move It“ wiederum schlug den Nachnamen „Richard“ vor, als Hommage an Webbs musikalisches Vorbild Little Richard. Und jene Debütsingle unter seinem neuen Namen schlug sofort ein: „Move It“ wurde zum Hit, verpasste den ersten Platz der Singles-Charts nur knapp und gilt heute als erster authentischer Rock'n'Roll-Song außerhalb der USA.

Anhaltender Erfolg dank Imagewechsel

Cliff Richard war stets ein Familienmensch und der Hahn im Korb: Hier sieht man den Popstar mit seiner Mutter Dorothy (oben, rechts) und seinen drei Schwestern.  (Bild: Peter Hustler/Central Press/Getty Images)

Cliff Richard war stets ein Familienmensch und der Hahn im Korb: Hier sieht man den Popstar mit seiner Mutter Dorothy (oben, rechts) und seinen drei Schwestern. (Bild: Peter Hustler/Central Press/Getty Images)

Cliff Richard war nie verheiratet, aber immer wieder liiert: Eine seiner Partnerinnen war zeitweise Schauspielerin Una Stubbs, die man hierzulande vor allem als „Sherlock“-Vermieterin Mrs. Hudson kennt. (Bild: Central Press/Hulton Archive/Getty Images)

Cliff Richard war nie verheiratet, aber immer wieder liiert: Eine seiner Partnerinnen war zeitweise Schauspielerin Una Stubbs, die man hierzulande vor allem als „Sherlock“-Vermieterin Mrs. Hudson kennt. (Bild: Central Press/Hulton Archive/Getty Images)

1968 trat Cliff Richard für Großbritannien beim Eurovision Song Contest an und belegte mit „Congratulations“ den zweiten Platz. (Bild: Reg Burkett/Daily Express/Getty Images)

1968 trat Cliff Richard für Großbritannien beim Eurovision Song Contest an und belegte mit „Congratulations“ den zweiten Platz. (Bild: Reg Burkett/Daily Express/Getty Images)

In den 1960-ern entschied sich Richard jedoch für einen Imagewechsel. Er stellte seinen christlichen Glauben mehr in den Fokus seiner Musik und grenzte sich vom wilden, von weit publizierten Exzessen geprägten Bild des typischen Rockmusikers ab. Den für viele Pop- und Rockstars wichtigen Coolness-Faktor legte er ab. Der gewagte Schritt zahlte sich aus und sicherte dem Sänger, dessen breiter Massenappeal ihm zeitweise auch ein zweites Standbein als Schauspieler ermöglichte, eine langlebige Karriere, von denen andere nur träumen können.

Gold- und Platinauszeichnungen en masse: Cliff Richard soll im Verlauf seiner über 60-jährigen Karriere 250 Millionen Tonträger verkauft haben. (Bild: Keystone/Getty Images)

Gold- und Platinauszeichnungen en masse: Cliff Richard soll im Verlauf seiner über 60-jährigen Karriere 250 Millionen Tonträger verkauft haben. (Bild: Keystone/Getty Images)

Im Gegensatz zu den meisten Künstlern der Rock'n'Roll-Ära blieb Richard auch nach dem Ende der 1950-er gefragt. Gemeinsam mit seiner Backingband The Shadows hatte er in der Zeit zwischen dem Rock'n'Roll-Hype und dem Aufkommen der British Invasion weiterhin Hit, die sich regelmäßig in den Top 5 der UK-Charts platzieren konnten. 1968 vertrat er sein Land beim im London ausgetragenen Eurovision Song Contest.

Und wieder auf Platz 1: 1979 landete Cliff Richard mit „We Don't Talk Anymore“ einen weltweiten Hit.  (Bild: Keystone)

Und wieder auf Platz 1: 1979 landete Cliff Richard mit „We Don't Talk Anymore“ einen weltweiten Hit. (Bild: Keystone)

1996 musste das Wimbledon-Turnier wegen Regens pausiert werden. Cliff Richard überbrückte die Zeit mit einem Spontanauftritt - ganz ohne Begleitband. (Bild: 2016 Getty Images/Clive Brunskill)

1996 musste das Wimbledon-Turnier wegen Regens pausiert werden. Cliff Richard überbrückte die Zeit mit einem Spontanauftritt - ganz ohne Begleitband. (Bild: 2016 Getty Images/Clive Brunskill)

Auch in Deutschland begann 1963 seine Erfolgssträhne, als er mit „Lucky Lips“ einen Nummer-Eins-Hit hatte. Bis in die 1980-er hinein sollte Richard ein regelmäßiger Gast auch in den Charts der Bundesrepublik bleiben. 1979 hatte er mit „We Don't Talk Anymore“ einen weiteren Welthit, der auch die deutschen Charts toppte. 2009 brachten Richard und The Shadows anlässlich des 50. Jubiläums ihrer ersten Kollaboration ein neues gemeinsames Album mit dem Titel „Reunited“ raus.

Erster zum Ritter geschlagener Rockstar

Cliff Richard liebt Tennis und gründete 1991 die gemeinnützige „Cliff Richard Tennis Foundation“, die Grundschulkinder an den Sport heranführen soll. (Bild: MJ Kim/Getty Images)

Cliff Richard liebt Tennis und gründete 1991 die gemeinnützige „Cliff Richard Tennis Foundation“, die Grundschulkinder an den Sport heranführen soll. (Bild: MJ Kim/Getty Images)

Auch mit fast 85 immer noch Stammgast: Cliff Richard ließ sich auch 2025 das Tennisturnier in Wimbledon nicht entgehen. (Bild: IMAGO / News Licensing)

Auch mit fast 85 immer noch Stammgast: Cliff Richard ließ sich auch 2025 das Tennisturnier in Wimbledon nicht entgehen. (Bild: IMAGO / News Licensing)

Heute ist Cliff Richard, der 1995 als erster Rockstar von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wurde, immer noch aktiv. 2022 veröffentlichte er „Christmas With Cliff“ - sein insgesamt 46. Studio-Werk. Dem Weihnachtsalbum war 2020 die LP „Music... The Air That I Breathe“ vorausgegangen, das hauptsächlich aus Coverversionen bestand. Das Album erreichte in Großbritannien und Schottland die Top 10 der Album-Charts, warf aber keine Hit-Singles ab.

Mit seiner Meinung hielt sich der Sänger selten zurück. Vor allem das vermeintlich schlechte Benehmen seiner Kollegen ließ ihn immer wieder ratlos zurück. Ob Alice Cooper in den 70-ern, Oasis in den 90-ern oder Miley Cyrus in den 2010-ern: Über all diese Künstlerinnen und Künstler beschwerte er sich in Interview wegen Schockeffekten, selbst destruktivem Verhalten oder offen zur Schau gestellter Sexualität.

Tennis ist da schon eher Sir Cliffs Ding. Bei Wimbledon ist der begeisterte Tennisspieler ein regelmäßig gesehener Gast. 1996 hatte er dort für Schlagzeilen gesorgt, als die Spiele wegen Regens pausiert werden mussten. Richard griff zum Mikro und rettete die Stimmung mit einem spontanen Auftritt - ganz ohne Backingband. Nur 2022 sang er dort ein weiteres Mal. Im Publikum kann man den Rocksänger, der die Coolness aufgab, aber jährlich beobachten. (tsch)