Von Steven Spielberg bis Richard Dreyfuss: „Der weiße Hai“ wird 50, ist jetzt bei Netflix zu sehen – und hat Filmgeschichte geschrieben.
Kultfilm wird 50 Jahre altWas wurde aus den Stars von „Der weiße Hai“?

Steven Spielberg wurde durch „Der weiße Hai“ quasi über Nacht zu einem der einflussreichsten Regisseure Hollywoods.
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Vor 50 Jahren kam mit „Der weiße Hai“ ein Film in die Kinos, der das Kino für immer veränderte. Steven Spielberg machte mit dem Thriller nicht nur eine der furchterregendsten Kreaturen der Filmgeschichte unsterblich, sondern schuf zugleich den ersten modernen Blockbuster. Kaum ein anderes Werk hat Popkultur, Urlaubsgefühle und Meeresangst so nachhaltig geprägt wie dieser Kultklassiker aus dem Jahr 1975. Zum Jubiläum erlebt der Film nun ein Comeback und ist ab sofort unter anderem im Streaming bei Netflix verfügbar. Außerdem zeigt Arte den Dokumentarfilm „Der weiße Hai – Kultfilm mit Biss“.
Gleichzeitig geriet „Der weiße Hai“ über die Jahrzehnte auch in die Kritik, weil er Weiße Haie als stereotype, blutrünstige Monster darstellte und dadurch ihre Jagd befeuerte. Doch trotz dieser Debatte bleibt der Film ein Meilenstein des Kinos, der auch nach einem halben Jahrhundert nichts von seiner Wucht verloren hat. Was wurde aus seinen Stars?
Was wurde aus Roy Scheider alias Chief Martin Brody?
Nach „Der weiße Hai“ avancierte Roy Scheider zu einem der gefragtesten Charakterdarsteller der 1970er- und 1980er-Jahre. Er brillierte in Filmen wie „Brennpunkt Brooklyn“, „Atemlos vor Angst“ und dem Musical-Drama „All That Jazz – Hinter dem Rampenlicht“, das ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte. 1978 kehrte er in „Der weiße Hai 2“ zurück, lehnte aber einen weiteren Teil strikt ab.

Roy Scheider musste als Chief Martin Brody auch mal zur Pistole greifen. (Archivbild)
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Scheider war bekannt für sein kantiges Charisma und seine Vielseitigkeit, die ihn auch in Actionfilmen wie „Das fliegende Auge“ überzeugend machte. Neben der Leinwand blieb er dem Theater stets verbunden und setzte sich engagiert für junge Schauspieler ein. Mitte der 1990er-Jahre feierte er mit der TV-Serie „seaQuest DSV“ ein Comeback.
Gegen Ende des Jahrzehnts wurden seine Projekte jedoch zunehmend unbedeutender. Seinen letzten Film drehte er 2007 mit der kleinen Independent-Produktion „Iron Cross“. Scheider starb 2008 im Alter von 75 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Er hinterließ seine zweite Ehefrau Brenda Siemer-Scheider, die er 1989 geheiratet hatte, sowie zwei gemeinsame Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Aus seiner ersten Ehe mit Cynthia Bebout (1962–1986) hatte er bereits eine Tochter.
Was wurde aus Richard Dreyfuss alias Matt Hooper?
Richard Dreyfuss gewann nur drei Jahre nach „Der weiße Hai“ den Oscar für seine Rolle in „Der Untermieter“ und war auch in Klassikern wie „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ zu sehen. Nach einigen gesundheitlichen und privaten Problemen Anfang der 1980er-Jahre fand Dreyfuss Mitte des Jahrzehnts wieder zu alter Form. Er zeigte seine Bandbreite in Komödien wie „Zoff in Beverly Hills“ und „Was ist mit Bob?“ ebenso wie in Dramen wie „Mr. Holland’s Opus“, für das er 1995 eine Oscar-Nominierung erhielt.
Der Schauspieler kämpfte immer wieder mit Depressionen und bipolaren Störungen, sprach später jedoch offen über seine Erkrankungen. Der 77-Jährige tritt bis heute gelegentlich in Film- und TV-Produktionen auf und gilt in Hollywood als streitbarer Intellektueller. Mittlerweile sind über 120 Produktionen zusammengekommen, darunter leider auch fragwürdige wie der Hai-Horror „Into the Deep“ aus dem Jahr 2025.

Richard Dreyfuss alias Matt Hooper hat den weißen Hai an der Angel. Oder doch nicht? (Archivbild)
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Er lebt inzwischen weitgehend zurückgezogen, gibt aber hin und wieder Interviews, zeigt sich auf Conventions und meldet sich sporadisch auf Instagram. Aus seiner Ehe mit der Schauspielerin Jeramie Rain gingen drei Kinder hervor. Nach der Scheidung heiratete Dreyfuss 1999 Janelle Lacey, doch auch diese Ehe hielt nicht. Seit 2005 ist er in dritter Ehe verheiratet. Abseits der Leinwand engagiert er sich gesellschaftlich und politisch und ist zudem Mitglied im Bund der Freimaurer.
Was wurde aus Robert Shaw alias Quint?
Der Brite war bereits ein renommierter Schauspieler, als er in „Der weiße Hai“ den knorrigen Haijäger Quint spielte. Robert Shaw hatte zuvor in „James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau“, „Der Clou“ und „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123“ Erfolge gefeiert. Seine berühmte „Indianapolis-Rede“ machte ihn endgültig zur Legende.
Shaw war auch Romanautor und Drehbuchschreiber, doch er trat seine schriftstellerische Karriere meist in den Hintergrund. Privat war er als charismatisch, aber auch als exzentrisch bekannt. Tragischerweise starb er im Jahr 1978 im Alter von nur 51 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein letzter Kinofilm „Lawinenexpress“ mit Lee Marvin und Linda Evans kam im Jahr darauf heraus. Shaw war dreimal verheiratet und hatte zehn Kinder.
Was wurde aus Lorraine Gary alias Ellen Brody?
Vor ihrem Kinodebüt in „Der weiße Hai“ war die Schauspielerin Lorraine Gary in einer stattlichen Anzahl von TV-Produktionen zu sehen. Sie spielte Ellen Brody auch in „Der weiße Hai 2“ und im vierten Teil „Die Abrechnung“, in dem sie 1987 nach einer achtjährigen Schauspielpause sogar die Hauptrolle übernahm. Danach zog sie sich vollständig aus dem Filmgeschäft zurück und widmete sich sozialen Projekten.
Gary war mit dem Universal-Manager Sidney Sheinberg verheiratet, was ihr auch hinter den Kulissen eine starke Position verschaffte. Sie engagierte sich später intensiv für Wohltätigkeit und Frauenrechte. Heute lebt sie weitgehend privat und tritt nur selten öffentlich auf. Für die Arte-Doku „Der weiße Hai – Kultfilm mit Biss“ gab die mittlerweile 87-Jährige ein gut gelauntes Interview, in dem sie offenbarte, dass sie sich mit ihrem Filmehemann Roy Scheider nicht gut verstanden habe. Robert Shaw sei für sie weitaus attraktiver gewesen.
Was wurde aus Murray Hamilton alias Bürgermeister Larry Vaughn?
Murray Hamilton war bereits vor seiner Rolle in „Der weiße Hai“ ein profilierter Nebendarsteller und glänzte in Klassikern wie „Anatomie eines Mordes“ oder „Die Reifeprüfung“. Als Bürgermeister Vaughn verkörperte er die skrupellose Seite der Lokalpolitik mit erschreckender Glaubwürdigkeit. Er wiederholte die Rolle auch in „Der weiße Hai 2“.
Neben seiner Arbeit in Filmen war Hamilton regelmäßig am Broadway zu sehen und ein gefragter TV-Darsteller. Über die Jahrzehnte kamen so über 160 Rollen zusammen. Kollegen beschrieben ihn als humorvoll und bescheiden, trotz seiner oft schmierigen Rollen. Er starb 1986 im Alter von 63 Jahren an Lungenkrebs. Sein letzter Film, die Satire „Die Bombe fliegt“, erschien im darauffolgenden Jahr posthum. Er war von 1953 bis zu seinem Tod mit Terri DeMarco verheiratet, das Paar hatte einen gemeinsamen Sohn namens David.
Was wurde aus Regisseur Steven Spielberg?
Mit gerade einmal 28 Jahren wurde Steven Spielberg durch „Der weiße Hai“ schlagartig zu einem der einflussreichsten Regisseure seiner Zeit. Der Film definierte das Konzept des Sommer-Blockbusters und machte ihn weltweit bekannt.

Steven Spielberg während der AFI Life Achievement Award-Zeremonie zu Ehren von Francis Ford Coppola im Dolby Theatre im April 2025. (Archivbild)
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Spielberg hatte zuvor mit „Duell“ und „Sugarland Express“ erste Erfolge gefeiert, doch der Thriller katapultierte ihn endgültig in die erste Liga Hollywoods. In den Folgejahren prägte er mit weiteren Blockbustern wie „E.T. – Der Außerirdische“, „Indiana Jones“ und „Jurassic Park“ ganze Generationen von Kinogängern. Neben Popcorn-Kino etablierte er sich aber auch als sensibler Geschichtenerzähler mit anspruchsvollen Dramen wie „Schindlers Liste“ und „Der Soldat James Ryan“. Spielberg ist bis heute einer der erfolgreichsten, einflussreichsten und reichsten Filmemacher der Welt. Im Mai 2025 bezifferte Bloomberg sein Vermögen auf rund 10 Milliarden US-Dollar.

US-Regisseur Steven Spielberg freut sich im März 2023 über die Auszeichnung mit dem Goldenen Ehrenbären der Berlinale. (Archivbild)
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Auf seinen größten Kinoerfolg blickt Spielberg heute mit gemischten Gefühlen zurück. Er bedauert, dass ‚Der weiße Hai‘ das Image von Haien nachhaltig geschädigt hat. „[...] dass Haie irgendwie wütend auf mich sind wegen des Fressrausches verrückter Sportfischer, der nach 1975 begann. Ich bedauere wirklich – bis heute – die Dezimierung der Haipopulation aufgrund des Buches und des Films“, sagte Spielberg im Gespräch mit der BBC 2022.
Spielberg war zweimal verheiratet und ist seit 1991 glücklich mit Kate Capshaw liiert; gemeinsam haben sie, inklusive adoptierten Kindern, eine Patchworkfamilie mit sieben Kindern.
Was passierte mit dem weißen Hai „Bruce“?

Im Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles hängt seit November 2020 Bruce, der einzig erhaltene Hai aus dem Filmklassiker „Der weiße Hai“ (1975), und zieht täglich zahlreiche Besucher an. (Archivbild)
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Kaum ein Requisit der Filmgeschichte hat einen solchen Kultstatus erreicht wie der mechanische Hai „Bruce“. Sein Schicksal verlief turbulent. Für „Der weiße Hai“ wurden 1974 gleich drei animatronische Modelle gebaut, jedes rund 7,5 Meter lang, die am Set wegen der ständigen Pannen liebevoll-spöttisch „Bruce“ genannt wurden – nach Spielbergs Anwalt Bruce Ramer.
Das Salzwasser des Meeres setzte den mechanischen Modellen stark zu, was zu den berüchtigten Ausfällen führte, die Spielberg später als Glücksfall sah – denn so blieb der Hai meist unsichtbar und der Suspense stieg. Nach Ende der Dreharbeiten wurden alle drei „Bruces“ verschrottet, da sie kaum noch funktionstüchtig waren und niemand ahnte, welchen Kultstatus sie einmal erreichen würden. Ein viertes, unbenutztes Modell überlebte jedoch und hing jahrzehntelang halb vergessen auf einem Autoschrottplatz in Sun Valley, Kalifornien.
Dieses Exemplar wurde 2016 vom Academy Museum of Motion Pictures erworben, aufwendig restauriert und ist seit 2020 als einzig erhaltenes Originalmodell in Los Angeles öffentlich zu bestaunen – ein Denkmal für die monströseste Filmikone der 70er Jahre.