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Eurovision Song ContestDiese 11 ESC-Auftritte waren Deutschlands größte Flops

Lesezeit 5 Minuten
Sympathisch und putzmunter auf der Bühne, doch ein Gummifinger vermasselte Jendrik beim Eurovision Song Contest 2021 die Show.

Sympathisch und putzmunter auf der Bühne, doch ein Gummifinger vermasselte Jendrik beim Eurovision Song Contest 2021 die Show. (Archivbild)

Deutschland hat schon einige Flops und letzte Plätze hinnehmen müssen. Wir blicken zurück auf die schlimmsten ESC-Niederlagen.

Erinnern Sie sich noch an Atlantis 2000? Oder an das Duo Stone & Stone? Oder an die Auftritte von Cascada, Gracia oder die Les Humphries Singers – allesamt Namen, die schon einmal für Deutschland beim Eurovision Song Contest angetreten sind. Wir blicken zurück auf 11 deutsche Beiträge, die beim Eurovision Song Contest besonders krachend gescheitert sind.

Cascada – „Glorious“ (2013)

Eröffnen wir den Reigen mit einem Beitrag, der schon vor dem ESC unter Plagiatsverdacht stand: „Glorious“ klang verdächtig nach Loreens Überhit „Euphoria“, mit dem Schweden ein Jahr zuvor triumphiert hatte. Der Vorwurf wurde zwar offiziell entkräftet – aber der Beigeschmack blieb. Leadsängerin Natalie Horler stampfte zum Höhepunkt ihres Auftritts wie in einer ZDF-Gala der 70er Jahre die Showtreppe hinab. Mehr passierte nicht. Wo andere Länder auf moderne Inszenierung setzten, bekam Europa hier Retro-Disco light. Da bot Helene Fischer im Vorabendprogramm schon mehr Glamour. Platz 21 war die Quittung.


The Les Humphries Singers – „Sing Sang Song“ (1976)

Die international erfolgreiche Multikulti-Truppe um Les Humphries sollte frischen Wind bringen, doch auf der ESC-Bühne wirkte der Chor wie ein lustloses Durcheinander. Schlagerbarde Jürgen Drews lächelte sich tapfer durch den Auftritt, konnte aber nichts retten. Schon vorher hatte es Ärger gegeben: Eigentlich hatte Tony Marshall mit seinem kraftvollen Chanson „Der Star“ die Vorentscheidung gewonnen, wurde aber wegen einer früheren Veröffentlichung disqualifiziert. Die Singers rückten mit einem monotonen Ralph-Siegel-Titel nach. Platz 15 von 18 und die Singers waren danach endgültig Geschichte.


No Angels – „Disappear“ (2008)

Nach dem Vorentscheid herrschte in Deutschland zunächst echte Euphorie: Endlich durfte die erfolgreichste Girlgroup des Landes, auf die man schon lange gehofft hatte, mit einem radiotauglichen Popsong zum ESC fahren. Doch am Finalabend in Belgrad wirkte alles aus der Zeit gefallen. In altbackenen Glitzerkleidchen mit flatternden Seidentüchern, viel Windmaschine und wenig Substanz standen die No Angels auf der Bühne – ein Styling, das schon 2008 wie aus den 90ern wirkte. Dazu kam: Der Gesang war deutlich schief, besonders in den hohen Passagen. Die internationale Jury war wenig beeindruckt – am Ende reichte es nur für Platz 23.


Atlantis 2000 – „Dieser Traum darf niemals sterben“ (1991)

Es sollte ein Lied für den Zusammenhalt nach der Wiedervereinigung sein – geworden ist es ein Tiefpunkt deutscher ESC-Geschichte. Atlantis 2000 wirkten auf der Bühne wie die Belegschaft einer Sparkasse auf Betriebsausflug: Kassengestell-Brillen, angestaubte Outfits, null Glamour. Die Retortenband war eigens für den Wettbewerb zusammengesetzt worden – ohne erkennbare künstlerische Vision. Schon beim deutschen Vorentscheid wurde das Lied teils ausgebuht. In Rom mündete das in einem Auftritt voller Pathos, aber ohne Wirkung. Platz 18 von 22 Titeln.


Münchener Freiheit – „Viel zu weit“ (1993)

Es hätte ein Comeback werden können – aber es wurde eher der Sargnagel für eine Karriere, die ohnehin schon im Sinkflug war. Die Münchener Freiheit, einst Hitlieferant der 80er Jahre, trat mit dem blassen Titel „Viel zu weit“ an – eine sanfte Ballade ohne Strahlkraft, ohne Emotion, ohne jegliches ESC-Feeling. Der Auftritt wirkte, als sei er aus Versehen dort gelandet: unscheinbar, kraftlos, ein Hauch von Nichts. Am Ende herrschte auch in der Punktewertung gähnende Leere: Platz 18 von 25 Teilnehmern.


Levina – „Perfect Life“ (2017)

Ein Titel, der stark an „Titanium“ von David Guetta erinnerte – aber weder bei der Jury noch beim Publikum wollte der Funke überspringen. Levina, eigentlich eine gute Sängerin mit klarer Stimme, wurde in ein silbernes Sackkleid gesteckt und stand inmitten eines farblosen, lieblosen Bühnenbildes. Alles wirkte wie aus der Restekiste zusammengewürfelt – kein Konzept, keine Emotion. Hinzu kam: Levina war krank. Man hörte, dass sie mit einer Grippe kämpfte, ihre Stimme klang angeschlagen. Nach dem Auftritt vergoss sie vor der Kamera bittere Tränen. Am Ende blieb Platz 25 mit nur sechs Punkten.


Stone & Stone – „Verliebt in Dich“ (1995)

An das Duo erinnert sich kaum noch jemand – und auch der Song ist in der Versenkung verschwunden. Die Eheleute Glen und Cheyenne Stone traten mit ihrem etwas aus der Zeit gefallenen christlichen Popstück für Deutschland an, wirkten aber blass und emotionslos. Dazu kamen viele schiefe Töne von Cheyenne. Am Ende hatte der besungene Gott kein Erbarmen. Deutschland wurde mit nur einem Punkt gegen Malta Letzter. Danach wurde es still um das Duo.


Gracia – „Run & Hide“ (2005)

Schon vor dem ESC-Finale wurde Gracias Teilnahme von einem Skandal überschattet: Ihr Produzent David Brandes hatte zugegeben, systematisch CDs von Gracia und anderen Künstlerinnen aufgekauft zu haben, um die Verkaufszahlen zu manipulieren. Trotz aller Vorwürfe blieb Gracia die deutsche Repräsentantin in Kiew. Viel Geschrei um nichts – der düstere Poprock-Song mit vielen Höhen kam live nicht zur Geltung, die Stimme wirkte überfordert, die Inszenierung fahrig. Deutschland landete auf dem letzten Platz.


Jendrik – „I Don’t Feel Hate“ (2021)

Ein schriller Anti-Hass-Song mit Ukulele, grellen Kostümen und einer Person im Gummi-Mittelfinger-Kostüm – der Auftritt polarisierte stark. Am Ende gab es nur drei Punkte. Vorletzter! Nach dem Finale giggelte ein angetrunkener Jendrik im Interview mit Peter Urban in die Kamera – und wurde zur Zielscheibe von Spott und Häme. Doch der bekennende ESC-Fan ließ sich nicht entmutigen: 2024 trat er beim „Eurovision Weekend“ in Hamburg auf und erntete viel Applaus für ein augenzwinkerndes Medley früherer ESC-Titel, die auf dem letzten Platz landeten.


Ulla Wiesner – „Paradies, wo bist du?“ (1965)

Ein feines, melancholisches Chanson und eine starke Stimme – doch der Auftritt wurde zum Debakel. Wiesner wirkte auf der Bühne sichtlich nervös, fast ängstlich, der angespannte Gesichtsausdruck blieb vielen in Erinnerung. Am Ende blieb Deutschland mit null Punkten zurück – ein Tiefpunkt in der noch jungen deutschen ESC-Geschichte, zumal schon im Jahr davor Nora Nova ohne Punkt auf dem letzten Platz gelandet war. Ihr Titel „Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne“ wirkte da fast schon wie Ironie.

Alex Swings Oscar Sings! – „Miss Kiss Kiss Bang“ (2009)

Ein dürftiger Mix aus Swing und Dance – und bei den Wettquoten von Anfang an chancenlos. In letzter Minute wurde Burlesque-Star Dita Von Teese – die noch nie vom ESC gehört hatte – von Alex Christensen auf die Bühne geholt, um mit Glamour und einer Extraportion Sex zu retten, was zu retten war. Die Ankündigung hatte wegen angeblich zu viel nackter Haut für Schlagzeilen gesorgt, doch bei ihrem Auftritt gab sich die Erotik-Ikone auf Druck der EBU trotz Peitsche betont züchtig. Der überladene Las-Vegas-Stil zündete nicht – Platz 20.