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Mal wieder Abschiednehmen von „Downton Abbey“Das sind die Kino-Highlights der Woche

5 min
Für den Kinofilm „Downton Abbey: Das große Finale“ kehrte bis auf wenige Ausnahmen der gesamte Cast der beliebten Adeligen-Saga zurück vor die Kamera. (Bild: Focus Features/Universal)

Für den Kinofilm „Downton Abbey: Das große Finale“ kehrte bis auf wenige Ausnahmen der gesamte Cast der beliebten Adeligen-Saga zurück vor die Kamera. (Bild: Focus Features/Universal)

„Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes“, „Der Tiger“ und „Downton Abbey: Das große Finale“, der dritte und vermeintlich letzte Film rund um die britische Adelsfamilie Crawley, die zuvor schon über Jahre TV-Geschichte schrieb: Das sind die Kino-Neustarts am 18. September.

Hohe Einschaltquoten, begeisterte Kritiken und ein über alle Maßen verzücktes Publikum, nicht nur in Großbritannien: „Downton Abbey“, im Lauf der Jahre ausgezeichnet mit 15 Emmys und unzähligen weiteren Preisen, das ist ein großes Stück TV-Geschichte. Ein Stück TV-Geschichte, das jetzt im Kino zu Ende geht. Für die gefeierte Adeligen-Saga steht „Das große Finale“ an, bei dem in Sachen Pomp und Drama noch einmal einiges geboten wird.

Die Crawleys genießen in „Downton Abbey: Das große Finale“ weiterhin die Vorzüge ihres Upperclass-Lebens, blicken aber gleichzeitig auch in eine ungewisse Zukunft. (Bild: Focus Features/Rory Mulvey)

Die Crawleys genießen in „Downton Abbey: Das große Finale“ weiterhin die Vorzüge ihres Upperclass-Lebens, blicken aber gleichzeitig auch in eine ungewisse Zukunft. (Bild: Focus Features/Rory Mulvey)

Was das Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: In „Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes“ widmet sich „Heimat“-Regisseur Edgar Reitz einem der größten deutschen Gelehrten, und das Action-Kammerspiel „Der Tiger“ erzählt von einer deutschen Panzerbesatzung im Zweiten Weltkrieg.

Downton Abbey: Das große Finale

Edgar Selge (Bild, mit Aenne Schwarz) verkörpert den berühmten deutschen Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz. (Bild: Weltkino/Ella Knorz)

Edgar Selge (Bild, mit Aenne Schwarz) verkörpert den berühmten deutschen Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz. (Bild: Weltkino/Ella Knorz)

Vorbei war es eigentlich ja schon vor zehn Jahren. Ende 2015 lief beim britischen Sender ITV die 52. und letzte Episode der vielfach preisgekrönten Adeligen-Saga über den Bildschirm, ein krönender Abschluss in Spielfilmlänge (93 Minuten). 2019 kam dann ein an die Serie anknüpfender „Downtown Abbey“-Kinofilm, 2022 folgte ein weiterer. Jetzt also Film Nummer drei. Julian Fellowes, Erfinder der Serie, schrieb erneut das Drehbuch. Simon Curtis saß wie schon zuletzt bei „Downtown Abbey: Eine neue Ära“ auf dem Regiestuhl.

Bis auf wenige Ausnahmen kehrte für „Downtown Abbey: Das große Finale“ das gesamte so liebgewonnene Ensemble zurück vor die Kamera. Hugh Bonneville als Lord Crawley, Elizabeth McGovern als Lady Grantham, Michelle Dockery als Mary Talbot, daneben natürlich auch die vielen Bediensteten: Ganze 20 Figuren (plus Hündin Tiaa) tummeln sich dicht an dicht auf dem Kinoplakat.

Pierre-Albert Delalandre (Lars Eidinger) verzweifelt in „Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes“ an der Aufgabe, den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz zu porträtieren. (Bild: Weltkino/Ella Knorz)

Pierre-Albert Delalandre (Lars Eidinger) verzweifelt in „Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes“ an der Aufgabe, den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz zu porträtieren. (Bild: Weltkino/Ella Knorz)

Fein geschliffene Dialoge, prunkvolle Kostüme, stilvoll eingerichtete Kulissen und wie immer viel Alte-Welt-Charme: Es ist klar, was das Publikum von diesem Film erwartet, und keine große Überraschung, was es dann bekommt. Langweilen wird sich aber bestimmt niemand, schließlich gibt's auch in „Das große Finale“ wieder diverse kleine und große Dramen.

Julian Fellowes unterzieht seine Figuren mit außerehelichen Affären, Betrug und Erpressung einmal mehr manchem Stresstest. Derweil ticken die Uhren im Hintergrund immer lauter: Inzwischen sind die 1930er-Jahre angebrochen, keine sehr rosige Zeit für Adelige - da will wohlüberlegt sein, wie man sich als britische Lordschaft für die Zukunft aufstellt. Ob man davon dann vielleicht doch irgendwann noch einmal etwas im TV oder Kino sieht - wird sich zeigen. Die besagte letzte Serienepisode von 2015 hieß damals ja auch schon „Das große Finale“.

Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes

David Schütter (dritter von links) verkörpert in „Der Tiger“ den Panzerommandeur Philip Gerkens. (Bild: Amazon MGM Studios)

David Schütter (dritter von links) verkörpert in „Der Tiger“ den Panzerommandeur Philip Gerkens. (Bild: Amazon MGM Studios)

Er machte sich einen Namen als Philosoph, Jurist, Historiker, Mathematiker - ein Universalgelehrter wie aus dem Bilderbuch war Gottfried Wilhelm Leibniz, und womöglich einer der klügsten Deutschen, die je gelebt haben. Edgar Reitz, der große „Heimat“-Chronist, wollte den 1716 verstorbenen Leibniz vor etlichen Jahren schon einmal gerne würdigen, eine geplante Serie von Kurzfilmen kam jedoch nie zustande. Jetzt aber, nach einem ganz neuen Anlauf, ist das filmische Denkmal doch Realität geworden: „Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes“.

Ein Panzer als Hauptdarsteller: „Der Tiger“ ist der erste deutsche Amazon-Film mit eigenem Kinostart. (Bild: Amazon MGM Studios)

Ein Panzer als Hauptdarsteller: „Der Tiger“ ist der erste deutsche Amazon-Film mit eigenem Kinostart. (Bild: Amazon MGM Studios)

Edgar Reitz dreht einen Film über den Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz, nach dem Universitäten und reihenweise mathematische Lösungsformeln benannt sind: Das könnte man sich als eine recht trockene und zähe Angelegenheit vorstellen. Reitz wurde berühmt durch seine ausufernde „Heimat“-Chronik (1981 bis 2012, über 50 Stunden Spielzeit), bei der er überwiegend sehr nüchtern und mit großem Realismus-Anspruch das Leben „einfacher“ Leute im 20. Jahrhundert nachzeichnete. Die Entsprechung im „Leibniz“-Film wäre wohl gewesen, nach und nach die Verdienste des berühmten Geistesmenschen abzuarbeiten, aber genau das macht Edgar Reitz nicht. Stattdessen nähert er sich Leibniz eigenwillig schräg von der Seite, mit Drama, Exzentrik und subtilem Witz.

Angestoßen wird die fiktionalisierte Geschichte, die Reitz zusammen mit Gert Heidenreich entwickelte, von der preußischen Königin Sophie Charlotte (Antonia Bill). Leibniz (Edgar Selge) war einmal ihr Mentor, die Monarchin vermisst dessen Denkanstöße sehr, und weil sie seiner selbst nicht habhaft werden kann, bestellt sie ein Porträt des Gelehrten. Lars Eidinger unternimmt als Maler Delalandre einen Versuch, bekommt den großen Denker Leibniz mit seinem Pinsel aber einfach nicht eingefangen - der zu Porträtierende steht zu wenig still, stellt zu viele Fragen, erscheint schwierig im Umgang. Für die junge Malerin Aaltje Van De Meer (Aenne Schwarz) läuft es besser, aber auch in ihren Sitzungen mit Leibniz wird nicht nur gemalt. Große Fragen des Lebens sind zu stellen und zu beantworten ...

Der Tiger

„Wie geht's unserem Tiger?“, erkundigt sich der Kommandeur, fast so, wie er auch nach einem Verwundeten in einem Kriegslazarett hätte fragen können. „Zerschrammt und ramponiert“ sei er, lautet die Antwort, „aber einsatzbereit“. Also geht es weiter, hinein in das nächste Gefecht, auf dass der Stahlkoloss dem Beschuss auch dort wieder standhalte. - „Amazon Originals“ kennt das Publikum schon lange, „Der Tiger“ ist nun der erste deutsche Amazon-Film mit eigenem Kinostart: ein aufwendiges Action-Drama mit abgründigem Kriegshorror einem berüchtigten 57-Tonnen-Gefährt als Hauptdarsteller.

Regisseur Dennis Gansel (“Napola“, „Die Welle“) inszenierte „Der Tiger“ und erarbeitete gemeinsam mit Colin auch das Drehbuch für eine Geschichte, die zumindest in Teilen an frühere stilprägende (Anti-)Kriegsfilme wie „Apocalypse Now“ und „Der Soldat James Ryan“ erinnert. Zur Besetzung gehören neben David Schütter als Kommandeur Philip Gerkens auch Laurence Rupp, Leonard Kunz, Sebastian Urzendowsky und Yoran Leicher, die gemeinsam die fünfköpfige Besatzung des titelgebenden Panzers darstellen.

„Der Tiger“ spielt im Jahr 1943 irgendwo im Bereich der deutschen Ostfront, die Wehrmacht befindet sich zu dem Zeitpunkt längst auf dem Rückzug. Gerkens und seine Männer sollen noch einen Spezialauftrag hinter feindlichen Linien erledigen und einen verschollenen deutschen Offizier mitsamt seiner Einheit aufspüren. So müssen die Soldaten noch manches heftige Gefecht überstehen. Fünf zerschundene Männer, die ihren Befehlen folgen, weil sie außer ihrem Panzer sonst nicht mehr viel haben. „Der Tiger“ startet zunächst exklusiv im Kino, bevor der Film dann später im Jahr ins Programm von Amazon Prime integriert wird. (tsch)