Während der Skandal um Marius Borg Høiby die Schlagzeilen bestimmt und die Familie von Kronprinzessin Mette-Marit schwer belastet, richtet sich der Blick vieler Beobachter zunehmend auf ihre Tochter. Prinzessin Ingrid Alexandra, Jahrgang 2004, ist die erste Frau seit mehr als 600 Jahren, die in Norwegen den Thron besteigen soll. Bereits seit ihrer Kindheit wird sie auf diese Rolle vorbereitet.

Skandal um Marius Borg Høiby weitet sich aus – Kronprinz Haakon unter Druck

Offizielle Termine absolvierte sie schon früh an der Seite ihrer Eltern, zuletzt beim Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron im Juni 2025. Ihre Popularität gilt in Norwegen als hoch, nicht zuletzt, weil sie als modern und nahbar wahrgenommen wird. Dass die Thronfolgerin derzeit in Australien studiert, verleiht ihr zusätzlich ein Bild von Internationalität und Unabhängigkeit. Eindruck hinterließ auch ihre Ansprache anlässlich ihres 18. Geburtstags im Schloss, mit der sie Souveränität zeigte und große Beachtung fand.

Mit den schweren Vorwürfen gegen Marius Borg Høiby hat sich die Diskussion über die Zukunft der norwegischen Monarchie verschärft. Zwar ist Ingrid Alexandra formal nicht von den Ermittlungen betroffen, doch die Schlagzeilen um ihren Halbbruder werfen auch Schatten auf das Umfeld ihrer Mutter.

In Kommentaren norwegischer Leitmedien wie „Aftenposten“ oder „VG“ wird die Belastung für das Königshaus immer wieder thematisiert. Umfragen zeigen zudem, dass die Zustimmung zur Monarchie in den vergangenen Jahren von rund 80 Prozent auf zuletzt etwa 60 Prozent gesunken ist – der niedrigste Wert seit den 1950er-Jahren.

Schlagzeilen belasten Kronprinzessin Mette-Marit schwer

Offizielle Forderungen nach einem Rücktritt von Kronprinz Haakon existieren zwar noch nicht, doch die Debatte um Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit der Institution ist entfacht.

Beobachter verweisen dabei auf Beispiele aus anderen Monarchien Europas: In Dänemark übergab Königin Margrethe II. im Januar 2024 nach mehr als 50 Jahren freiwillig die Krone an ihren Sohn Frederik X. – ein Schritt, der in Skandinavien die Diskussion über beschleunigte Generationenwechsel befeuerte. Zuvor hatten bereits Königin Beatrix in den Niederlanden 2013, Albert II. in Belgien im selben Jahr sowie Juan Carlos I. in Spanien 2014 abgedankt.

Norwegens König Harald V. hat jedoch einen solchen Weg ausgeschlossen. Bei einem Besuch der norwegischen Pressevereinigung im Januar 2024 in Oslo erklärte er: „Ich halte an dem fest, was ich die ganze Zeit gesagt habe: Dass ich dem Parlament einen Eid geleistet habe und dieser ein Leben lang gilt.“

Was eine frühe Thronbesteigung von Ingrid Alexandra bedeuten würde

Die Langzeitwirkung des Skandals um seinen Stiefsohn könnte für Kronprinz Haakon dennoch persönlich Folgen haben. Sollte er sich in Zukunft aus politischen oder privaten Gründen zu einem Rückzug entschließen, würde automatisch seine Tochter Prinzessin Ingrid Alexandra in den Vordergrund treten. Sie ist nach der Verfassung die Nummer zwei der Thronfolge und gilt mit 21 Jahren als volljährig und damit fähig, die Rolle zu übernehmen.

Ein solcher Schritt wäre historisch, da es bisher in Norwegen keinen vergleichbaren Fall gab. Gleichzeitig könnte eine frühe Thronbesteigung als Signal für einen Neubeginn verstanden werden – eine junge Monarchin, die unbelastet von Skandalen das Vertrauen in die Institution erneuern soll.

Warum Ingrid Alexandra von Norwegen trotz Volljährigkeit nicht einspringen durfte

Die Diskussion um einen früheren Einsatz von Prinzessin Ingrid Alexandra ist nicht neu. Bereits im Herbst 2023 waren sowohl König Harald V. krankheitsbedingt ausgefallen als auch Kronprinz Haakon zeitgleich verhindert. In dieser Situation übernahm Königin Sonja die Amtsgeschäfte – wodurch deutlich wurde, dass Ingrid Alexandra mit 19 Jahren zwar volljährig, nach der Verfassung aber noch zu jung war, um als Regentin einzuspringen.

Daraufhin forderte der Historiker Trond Norén Isaksen 2024 in „Aftenposten“ eine Änderung der Verfassung. Im September desselben Jahres griffen sechs Abgeordnete verschiedener Parteien den Vorschlag auf und beantragten im Parlament, Artikel 41 entsprechend anzupassen. Begründet wurde dies mit der Notwendigkeit, die königlichen Aufgaben abzusichern, falls König Harald V. oder Kronprinz Haakon krankheits- oder abwesenheitsbedingt verhindert sein sollten. Der Antrag wurde bislang nicht entschieden, sondern liegt nach norwegischem Verfassungsrecht bis zur nächsten Legislaturperiode auf Wiedervorlage.

Skandal am Geburtstag

Prinzessin Mette-Marit lächelt über Sohn-Anklage hinweg – Haakon äußert sich

Von

Jan Gebauer

Merken

Merken

Ob es jemals zu einem Rücktritt bei den norwegischen Royals kommt, ist offen. Wahrscheinlicher erscheint derzeit, dass das Königshaus die Krise aussitzt und auf Normalisierung setzt. Fest steht jedoch: Je stärker die Schlagzeilen um Marius Borg Høiby das Ansehen des Königshauses beeinträchtigen, desto mehr rückt Prinzessin Ingrid Alexandra in den Fokus als Symbol für Kontinuität und Zukunft der norwegischen Monarchie.