Seit 100 Folgen ermittelt Florian Martens als Kommissar Otto Garber in „Ein starkes Team“. Wie sich die beliebte ZDF-Reihe im Laufe der Jahrzehnte veränderte und warum er seine Hauptfigur nur ungern dem Zeitgeist anpasst, verriet der 66-Jährige nun in einem Interview.
„Wenn ich gendern soll, dann bin ich raus“Florian Martens blickt auf 100 Folgen „Ein starkes Team“ zurück

„Meine Figur verrate ich nicht“, sagt Schauspieler Florian Martens über seinen Kommissar Otto Garber aus „Ein starkes Team“. (Bild: 2009 Getty Images/Sean Gallup)
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100 Folgen in über 30 Jahren: „Ein starkes Team“ feiert großes Jubiläum, allen voran Hauptdarsteller Florian Martens, der mit seinem Kommissar Otto Garber längst eine Kultfigur erschaffen hat. Dass sich die 1994 gestartete ZDF-Krimireihe im Laufe der Jahrzehnte trotz aller Konstanz und Nostalgie verändert hat, verdeutlichte der 66-Jährige nun in einem Interview zur Jubiläumsfolge „Für immer jung“ (Samstag, 25. Oktober, 20.15 Uhr). Insbesondere die Anfänge der Serie würden sich im Vergleich zu heute unterscheiden: „Da unterlagen wir noch keinen Zwängen, da konnten wir machen, was wir wollten!“, so Martens im Gespräch mit der Nachrichtenagentur teleschau.

Gemeinsam mit Kollegin Stefanie Stappenbeck feiert Florian Martens 100 Folgen „Ein starkes Team“. (Bild: ZDF / Katrin Knoke)
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„Da gab es Szenen und Sprüche, die sind heute schlichtweg nicht mehr möglich aufgrund dieser zum Teil völlig übertriebenen Political Correctness“, erinnert sich der Schauspieler: „Das ist schade.“ Sein Otto verweigere sich dem aber ebenso wie er selbst: „Ich habe gesagt, das könnt ihr selbst machen. Meine Figur verrate ich nicht!“, so Martens, der im Interview auch ein Beispiel nennt: „Wenn ich gendern soll, dann bin ich raus“. Dies würden „auch die Zuschauer übelnehmen“ - und wenn die nicht mehr einschalten würden, „wäre das Ding ja sowieso gestorben“.
Ohnehin würde dies „auch keiner von Otto verlangen, das würde ihm auch keiner glauben“. Deshalb, so der gebürtige Ost-Berliner, der viele Parallelen zwischen sich und seinem Kommissar sieht, „zieh ich meine Figur durch, wohlgemerkt, weil es mir noch Spaß macht“.
„Ich finde mich absolut politisch korrekt“

Anstoßen auf das Dienstjubiläum des Kommissars: 30 Jahre ist Otto Garber (Florian Martens) nun schon beim LKA, Kollegin Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) freut sich mit. (Bild: ZDF / Katrin Knoke)
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Und war nun früher alles besser? Keineswegs, meint Florian Martens im Interview: „Man muss nicht allem nachtrauern, um Gottes willen. Aber alte Zeit heißt nicht immer schlechte Zeit.“
Otto könne „auch sehr modern sein“, so der Darsteller weiter: „Aber nicht im woken Sinne der Dandy-Gesellschaft. Ein Überbleibsel ist er aber auch nicht.“ Der fiktive Hauptkommissar sei, „genauso wie ich, auch nicht aus der Zeit gefallen“, auch wenn es solche Typen natürlich gebe, so Martens.
Was die politische Korrektheit angeht, offenbart Florian Martens im Interview klare Ansichten: „Natürlich sage ich manche Wörter nicht mehr, die man früher gesagt hat, das ist klar. Da habe ich auch eine Schmerzgrenze. Ich finde mich absolut politisch korrekt. Aber nicht auf diese übertriebene, von oben diktierte Art und Weise, gerade was die Sprache angeht.“
Er selbst würde „nie jemandem zu nahe treten, insbesondere sogenannten Minderheiten oder anderen Ethnien nicht“. Für Martens steht fest: „So etwas gibt es bei mir gar nicht.“ Als gebürtiger Ostler habe er „ja sowieso ein ganz anderes soziales Gewissen, als jemand, der von Anfang an in der freien Marktwirtschaft und Ellenbogengesellschaft aufgewachsen ist“. Und das habe Auswirkungen: „Ich verhalte mich oft korrekter als andere, die nur korrekter wirken und aussehen. Da geht es um soziale und humanitäre Fragen.“ (tsch)