Prozessbeginn am MontagBoris Becker droht Gefängnisstrafe in London

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Tennis-Star Boris Becker kann dem Spielfilm über sein Leben nicht viel abgewinnen. 

Berlin – Es wird ernst für Boris Becker, denn der dreifache Wimbledonsieger muss sich am Montag vor einem Londoner Gericht verantworten. Mit Siegen auf dem heiligen Rasen im Londoner Vorort und bei anderen großen Tennisturnieren hat er es zu Weltruhm und Reichtum gebracht – von seinem Vermögen ist wohl kaum mehr etwas übrig

Der Deutsche soll in dem deswegen eingeleiteten Insolvenzverfahren Vermögenswerte unterschlagen und Informationspflichten nicht eingehalten haben. Deswegen steht der 54-Jährige ab Montag in London wegen Insolvenzverschleppung vor Gericht. Ihm drohen bis zu sieben Jahre Haft.

Boris Becker hat sein Vermögen verloren

Ein Konkursgericht in London hatte den dreimaligen Wimbledonsieger im Juni 2017 wegen unbeglichener Schulden für zahlungsunfähig erklärt. Auf bis zu 50 Millionen Pfund (59 Millionen Euro) wurden Beckers Außenstände damals geschätzt.

Der Prozess wegen Insolvenzverschleppung sollte eigentlich im vergangenen September beginnen, wurde aber auf kommenden Montag verschoben, weil Becker sein Anwaltsteam austauschte. Zunächst sollen die Geschworenen vor dem Southwark Crown Court vereidigt werden.

Wiederholte Schwierigkeiten wegen Geldangelegenheiten

Die Tennis-Legende hatte bereits wiederholt juristische Schwierigkeiten wegen Geldangelegenheiten. Die spanische Justiz nahm Becker wegen Schulden im Zusammenhang mit seiner Villa auf Mallorca ins Visier, und die Schweizer Justiz, weil er den Pfarrer nicht bezahlt haben soll, der ihn 2009 traute. 2002 hatte ein Gericht in München Becker wegen Steuerhinterziehung von rund 1,7 Millionen Euro zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 500.000 Euro verurteilt.

Boris Becker Imago

Boris Becker bei einem Fußballspiel in der Premier League.

Dieser Prozess wie auch Häme über mehrere gescheiterte Beziehungen des Sport-Stars trugen dazu bei, dass das Verhältnis von „Bumm-Bumm-Boris“ zu seinem Heimatland Deutschland abkühlte und er London als Wohnort wählte. Dass er bei dem Insolvenzverfahren in Großbritannien erneut gegen geltende Gesetze verstieß, weist Becker jedoch zurück. Bei einer Gerichtsanhörung im Oktober 2020 plädierte er in allen 28 Anklagepunkten auf nicht schuldig.

Boris Becker soll mehrere Pokale zurückgehalten zu haben

Sein damaliger Anwalt sagte, Becker sei entschlossen, die Vorwürfe zu entkräften und seinen Ruf wiederherzustellen. Becker wurde unter anderem vorgeworfen, mehrere Pokale zurückgehalten zu haben, darunter die Trophäe für einen ersten Wimbledon-Sieg 1985. Zudem soll er Immobilien und Bankguthaben verschwiegen und große Summen unter anderem auf Konten seiner Ex-Frauen Barbara und Lilly Becker überwiesen haben.

Bis Juli 2019 wurden mehr als 80 Gegenstände aus Beckers Besitz versteigert. Dazu zählten Trophäen, Tennisschläger, Fotos, Uhren sowie ein „Bambi“ des Tennis-Stars. Bei der Zwangsversteigerung fehlten allerdings einige wichtige Trophäen, die nicht auffindbar waren. Mit dem Erlös in Höhe von rund 765.000 Euro wurde ein Teil von Beckers Schulden beglichen. Im November 2019 wurde verfügt, dass Becker sich noch zwölf weitere Jahre den Insolvenzauflagen der britischen Behörden beugen muss, weil er seine Vermögenswerte nicht vollständig offengelegt habe.

Vorteile durch Diplomatenpass

Mit der Verlängerung der Maßnahme bis zum 16. Oktober 2031 solle verhindert werden, „dass Herr Becker seinen Gläubigern weiteren Schaden zufügt“, erklärte die zuständige Insolvenzbehörde. Für Aufsehen sorgte auch der Vorwurf, Becker wolle einen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik nutzen, um sich Vorteile bei dem Insolvenzverfahren zu verschaffen. In dem Verfahren wollte er diplomatische Immunität geltend zu machen, indem er auf seine Funktion als Sport-Attaché der Vertretung der Zentralafrikanischen Republik bei der EU in Brüssel verwies.

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Um den Diplomatenstatus Beckers gab es aber offensichtlich einen Streit zwischen dem Präsidenten und dem Außenminister des afrikanischen Landes. Der damalige Außenminister Charles Armel Doubane erklärte im Juni 2018, der Diplomatenpass sei gefälscht. Becker wies dies damals in einem „Bild“-Interview als „absurd“ zurück und versicherte zugleich, dass er keine Vorteile aus dem Diplomatenpass bei seinem Insolvenzverfahren ziehen wolle.

Der Insolvenzverwalter zeigte sich ohnehin unbeeindruckt von dem Dokument. Nun muss sich Becker in seiner Wahlheimat den Insolvenzverschleppungsvorwürfen stellen. Gelingt es ihm nicht, diese zu entkräften, könnte Deutschlands Tennis-Legende in Gefängnis landen. (mbr/afp)

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