Schnee und Eis in Deutschland„Kompletter Eispanzer“ – Polizei sperrt A61 im Hunsrück

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Die A61 im Hunsrück wurde wegen Vereisung gesperrt (Symbolbild).

Die A61 im Hunsrück wurde wegen Vereisung gesperrt (Symbolbild).

Der Wintereinbruch hat zu Chaos und unzähligen Unfällen in Deutschland geführt. Auch am Donnerstag hat sich die Lage noch nicht normalisiert. 

Eine Eisregenfront mit gefährlicher Glätte und Frost ist seit Mittwochmorgen (17. Januar) über weite Teile Deutschlands hinweggezogen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für Teile Hessens, des Saarlands und von Rheinland-Pfalz die höchste Unwetterwarnstufe ausgerufen. Insbesondere Eisregen führte zu zahlreichen Unfällen.

Hinzu kamen in der Eifel bis zu 35 Zentimeter Neuschnee in nur wenigen Stunden, der Deutsche Wetterdienst und die Behörden vor Ort erwarteten einen Ausnahmezustand. „Anhaltender gefrierender Regen verursacht eine teils extreme Glatteislage“, hieß es im Wetterbericht des DWD vom frühen Mittwochmorgen. Tatsächlich fielen die Auswirkungen in NRW, Hessen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz erheblich aus. Auch am Donnerstag hat sich die Lage noch nicht vollständig normalisiert.

Donnerstag, 18. Januar

„Eispanzer“ – Polizei sperrt A61 im Hunsrück

Die Autobahn 61 bei Rheinböllen (Rhein-Hunsrück-Kreis) ist wegen Glätte am Donnerstagmorgen in beide Fahrtrichtungen gesperrt worden. Auch gegen Mittag geht hier noch nichts wieder.  „Da ist ein kompletter Eispanzer drauf“, sagte eine Polizeisprecher. Wegen der Glätte gebe es insbesondere für Lastwagen kein Vorankommen, schrieb die Polizei auf Whatsapp. Sie forderte Lkw-Fahrer auf, den nächsten Rastplatz anzufahren.

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Auf der A61 in Fahrtrichtung Süden bildete sich laut Polizei Koblenz zwischen Emmelshausen und Kruft ein Stau von rund 50 Kilometern. Streudienste und das Technische Hilfswerk seien im Einsatz. Die Polizei Mainz rief dazu auf, Rettungsgassen zu bilden. „Wie uns berichtet wird, kommen stellenweise weder Einsatzkräfte noch Streufahrzeuge durch.“

Autobahnen in Osthessen sollten gemieden werden

Aufgrund der noch immer gefährlichen Straßenverhältnisse sollten Autofahrer die Autobahnen in Osthessen meiden. Das empfiehlt das Polizeipräsidium Fulda am Donnerstagmittag. Der Verkehr kommt hier noch immer zum Erliegen. „Aufgrund der erheblichen Verkehrsbehinderungen und der Stausituation auf den Autobahnen 4, 5, 7 und 66 (Richtung Fulda) bitte momentan nicht mehr auf die Autobahnen auffahren“, heißt es in einer Mitteilung. Unbedingt sollte eine Rettungsgasse gebildet werden.

Schnee sorgt für Winterlandschaften in Erzgebirge und Harz

Das winterliche Wetter sorgt auch im Erzgebirge und im Harz für weiße Schneelandschaften. Am Donnerstagvormittag lagen auf dem Fichtelberg 74 Zentimeter Schnee, in den anderen Kammlagen waren es 10 Zentimeter, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte. Im Harz lagen 15 bis 30 Zentimeter Schnee.

Im Harz ließen die Schneefälle den Angaben zufolge am Donnerstagvormittag langsam nach. In der Nacht waren dort 10 Zentimeter gefallen. Im Erzgebirge schneite es in der Nacht weniger, bis zum Abend soll es dort aber noch 10 Zentimeter Neuschnee geben.

Hunderte Flüge in Frankfurt gestrichen

Auch für Donnerstag hat der Frankfurter Flughafen hunderte Flüge annulliert. Mehr als 300 von insgesamt etwa 1000 Flügen seien gestrichen worden, sagte eine Fraport-Sprecherin. Derzeit seien sowohl Starts als auch Landungen wieder möglich. Noch sei unklar, ob die Zahl der Annullierungen im Laufe des Vormittages steigt. Fluggäste werden gebeten, ihren Flugstatus vor Anreise an den Flughafen auf den Internetseiten der Fluggesellschaften zu prüfen und ausreichend Zeit einzuplanen, hieß es weiter.

Bahn: Zugverkehr am Morgen ohne größere Störungen angelaufen

Nach Verspätungen und Ausfällen im Zugverkehr wegen des Winterwetters hat es bei der Deutschen Bahn (DB) am Donnerstagmorgen keine größeren Störungen gegeben. Das teilte eine Sprecherin in Berlin der Deutschen Presse-Agentur mit. „Der Zugverkehr der DB ist am Morgen ohne größere Beeinträchtigungen angelaufen.“ Vereinzelt könne es aber noch zu Einschränkungen wegen des Wetters kommen. Fahrgäste sollten sich deshalb vorab über ihre Verbindungen informieren. Am Mittwoch hatte es wegen des Schnees und Eises Verspätungen und Ausfälle im Fern- und Regionalverkehr gegeben.

In Nordrhein-Westfalen kommt es im Nahverkehr auch am Donnerstagmorgen zu zahlreichen Zugausfällen, wie bei Zuginfo.nrw zu sehen ist. Der Schienenersatzverkehr wurde in einigen Gebieten komplett eingestellt.

Wie bereits am Mittwoch sollten auch am Donnerstag etliche ICE-Verbindungen von Deutschland nach Paris ausfallen. Das geht aus den aktuellen Verkehrsmeldungen der Bahn hervor. Betroffen sind demnach Verbindungen von Frankfurt, Stuttgart beziehungsweise Saarbrücken in die französische Hauptstadt und zurück.

Langer Stau auf der A3 von Lohmar bis Bad Honnef

Auf der Autobahn 3 hat sich am Donnerstagmorgen aufgrund des Winterwetters ein langer Stau von Lohmar bis Bad Honnef gebildet. „Aufgrund von feststehenden Lkws können zwar Pkws teilweise passieren, aber es ist eigentlich immer noch - ich sag's mal vorsichtig - ein bisschen chaotisch“, sagte ein Polizeisprecher in Köln. „Das steht einfach.“

Auf der A3 im nördlichen Rheinland-Pfalz und südlichen NRW war der Verkehr schon am Mittwochabend in beiden Fahrtrichtungen zum Erliegen gekommen, wie die Polizei mitteilte. Es hätten sich kilometerlange Staus gebildet, Lastwagen seien im Schnee stecken geblieben. Tagsüber sei die Lage noch entspannt gewesen, habe sich aber aufgrund des anhaltenden Schneefalls am Abend verschlechtert. Am Donnerstagmorgen hatte sich der Stau auf rheinland-pfälzischem Gebiet weitgehend aufgelöst.

Viele Unfälle wegen Glätte in der Nacht

Zahlreiche Unfälle gab es in der Nacht durch die anhaltende Glätte. Bei einer Karambolage von fünf Fahrzeugen auf der glatten A44 in Nordrhein-Westfalen etwa wurden sechs Menschen verletzt, einige von ihnen schwer. Wie die Polizei mitteilte, fuhren auf der Autobahn in Richtung Kassel zwischen den Anschlussstellen Geseke und Büren nacheinander mehrere Pkw und Lastwagen aufeinander auf, weil Fahrzeuge ins Schleudern gerieten oder nicht mehr rechtzeitig bremsen konnten. Der Sachschaden wurde auf etwa 120 000 Euro geschätzt.

Mittwoch, 17. Januar

Schnee und Eis: Verspätungen und Ausfälle im Bahnverkehr

Das Winterwetter bremste den Bahnverkehr in Teilen Deutschlands aus. Es kam zu Verspätungen und Ausfällen im Regional- und Fernverkehr, teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) am Mittwochnachmittag mit. Auch der Bus- und Schienersatzverkehr war in einigen Regionen wegen der Glatteisbildung stark eingeschränkt beziehungsweise komplett ausgefallen. Wie lange die Beeinträchtigungen im Bahnverkehr dauern werden, konnte die Sprecherin zunächst nicht sagen.

Die Deutsche Bahn (DB) begrenzte vorsorglich die Höchstgeschwindigkeit ihrer ICE-Züge für Mittwoch auf Tempo 200. „Dadurch kommt es bundesweit zu weiteren Beeinträchtigungen“, hieß es von der Deutschen Bahn. Etliche ICE-Verbindungen von Frankfurt beziehungsweise Stuttgart nach Paris fielen ganz aus. 

Unwetter in Deutschland: Eisregenfront erreicht Westen – DWD ruft höchste Warnstufe aus

Während die Auswirkungen auf der Schiene heftig ausfielen, sah es vielerorts auf der Straße nicht besser aus. Im Siegerland rutschte ein Streufahrzeug am Mittwochmorgen während eines Einsatzes von der Straße und landete im Graben. Im Saarland kam es zu zahlreichen Unfällen und massiven Verkehrsbehinderungen. Bis zum Nachmittag hatte die Polizei dort 120 Verkehrsunfälle registriert. Der Flughafen Saarbrücken hatte am Mittwoch seinen Flugbetrieb komplett eingestellt.

Der Verkehr quält sich über die Autobahn A3 bei Mogendorf in Rheinland-Pfalz.

Der Verkehr quält sich über die Autobahn A3 bei Mogendorf in Rheinland-Pfalz.

Die größten Mengen an Eisregen wurden in Rheinland-Pfalz an der Grenze zu Belgien und südlich von Koblenz erwartet. Hier wird mit örtlich fast 25 Liter pro Quadratmeter gerechnet. „Bei diesen Mengen würde es zu so starkem Eisansatz kommen, dass Äste abbrechen oder sogar Bäume umstürzen. Auch für Stromleitungen kritisch“, schrieb der Wetterdienst Kachelmannwetter auf der Plattform X, vormals Twitter. Die Warn-App Nina hatte am Mittwochmorgen mehrere Warnhinweise vor Eisregen und unwetterartigem Schneefall verschickt. Den Erwartungen entsprechend, kam es auch hier zu vielen Unfällen.

Bei einem Unfall auf glatter Straße kam ein Transporter-Fahrer in der Eifel ums Leben. Der 34-Jährige sei bei Bauler in einer Kurve mit seinem Fahrzeug von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt, teilte die Polizei in Bitburg mit. Es herrschten „winterliche Straßenverhältnisse“, hieß es. 

In Baden-Württemberg wurden bereits kurz nach Beginn des Eisregens zahlreiche Unfälle gemeldet. Die A5 zwischen den Anschlussstellen Rastatt-Nord und Baden-Baden wurde wegen einer dicken Eisschicht nach zahlreichen Unfällen gesperrt.

Starker Schneefall in NRW: Busverkehr wird in immer mehr Kreisen eingestellt

Durch den starken Schneefall kam am Nachmittag auch der Busverkehr in immer mehr Regionen Nordrhein-Westfalens zum Stillstand. In Wuppertal sei der Busbetrieb komplett eingestellt, weil die Sicherheit nicht mehr zu gewährleisten sei, teilten die Stadtwerke am Mittwoch mit. In Siegen-Wittgenstein und Olpe fährt seit dem Nachmittag ebenfalls kein Bus mehr.

Eisregen erreicht Deutschland – Unfälle und Sperrungen

„Von einer Wiederaufnahme des Betriebes ist am heutigen Tage bis Betriebsende nicht mehr auszugehen“, schrieben die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd. Auch im Rheinisch-Bergischen Kreis, im Kreis Euskirchen, im Rhein-Sieg-Kreis und im Oberbergischen Kreis fuhr fast kein Bus mehr.

Frankreich, das zuerst von den starken Eisregenfällen getroffen wurde, meldete starke Verkehrsbeeinträchtigungen. In Videos aus dem Elsass waren nahe der deutschen Grenze komplett vereiste Straßen zu sehen, der Verkehr kam dort zum Erliegen. Auch die Region Lothringen wurde von der Eisregenfront stark getroffen. Mehrere ICE-Verbindungen zwischen Stuttgart und Paris wurden gestrichen.

Eisregen erreicht Deutschland: Flughafen Frankfurt zwischenzeitlich lahm gelegt

Am Flughafen Frankfurt wurden am Mittwoch vorübergehend alle Starts und Landungen wegen anhaltenden Eisregens gestoppt, der Flughafen wurde am Mittag gesperrt. Die Flugzeuge könnten vor dem Start nicht mehr sicher enteist werden, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport. Zuvor waren schon mehr als die Hälfte aller geplanten Flüge angesichts der Glatteis- und Schnee-Warnungen gestrichen worden. Von 1047 geplanten Flügen wurden bis Vormittag knapp 600 annulliert.

Freude über neuen Schnee in Wintersportgebieten

Während der starke Schneefall in vielen Regionen für ein Verkehrschaos sorgte, konnten sich die Wintersportgebiete im Sauerland freuen. In den vergangenen kalten Tagen hätten die Schneekanonen etwa in Winterberg schon viel technischen Schnee produzieren können.

Wenn jetzt noch Naturschnee dazukomme, sei das optimal für die Pisten, teilte das Skiliftkarussell Winterberg mit. „Die Bedingungen könnten kaum besser sein.“ Am Wochenende rechnen Meteorologen zudem mit einigen Sonnenstunden im Sauerland.

Mit Blick auf extremes Glatteis gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwochabend Entwarnung. Der gefrierende Regen soll in den mittleren Landesteilen allmählich in Schnee übergehen. „Zum Wochenende können wir uns dann verbreitet auf kaltes Winterwetter mit Sonnenschein freuen“, hieß es.

Wetter in Köln und der Region: Zum Wochenende hin kalt und auch sonnig 

Das durch den gefrierenden Regen entstehende Blitzeis war für Autofahrer am Mittwoch noch extrem gefährlich, laut ADAC helfen bei großen Mengen an Eisregen weder Winterreifen noch Antiblockiersystem (ABS), elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) oder Schneeketten. Der Autoclub rät ebenfalls dazu, das Auto bei Blitzeis stehenzulassen.

Grund für die Unwetterlage war dem DWD zufolge eine scharfe Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands, die kalte Luft im Norden von sehr milder Meeresluft im Süden trenne. Bis Donnerstag rechnete der Wetterdienst mit einer Entspannung. (mit dpa/afp)

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