Opfer des NS-RegimesSkelett eines osteuropäischen Zwangsarbeiters gefunden

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Ausgrabung Bagger IMAGO

Bei Ausgrabungen in Bremen ist ein Skelett gefunden worden (Symbolbild).

Bremen – Mehr als 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist in Bremen bei archäologischen Grabungen auf dem Gelände eines ehemaligen Friedhofs für NS-Zwangsarbeiter aus Osteuropa ein vollständiges Skelett gefunden worden. Der Tote werde vermutlich anhand einer Erkennungsmarke identifiziert werden können, teilte der Bremer Senat am Dienstag mit.

Der frühere Zwangsarbeiterfriedhof liegt in einem Industriegebiet, dort soll eine Bahnwerkstatt gebaut werden. Der Friedhof für während des Zweiten Weltkriegs aus der damaligen Sowjetunion nach Bremen verschleppte Sklavenarbeiterinnen und -arbeiter wurde bereits 1948 aufgelöst.

Damals wurden auch mehrere hundert dort begrabene Opfer des NS-Regimes exhumiert und auf einen Ehrenfriedhof umgebettet. Es gab allerdings auch den Verdacht, dass dabei Gräber übersehen worden sein könnten.

Nach der Entscheidung, auf dem schon seit Jahrzehnten gewerblich genutzten Gelände an der sogenannten Reitbrake eine Bahnwerkstatt zu errichten, leitete der Bremer Senat deshalb eine archäologische Untersuchung ein.

Bremen: Archäologen suchen systematisch nach Skelettüberresten

Experten des Landesamts für Archäologie graben seit August vergangenen Jahres systematisch nach Überresten in dem Areal in Hafennähe. Schon zuvor stießen sie auf Knochenfragmente und Erkennungsmarken, allerdings nicht auf vollständige Skelette.

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Laut Sichtung von Dokumenten in Archivbeständen könnten eventuell noch die sterblichen Überreste von bis zu 300 nicht exhumierten Zwangsarbeitern dort liegen, wie die Bremer Kulturbehörde früher mitteilte.

Das nun gefundene Skelett lag laut Senat in einem „sehr tiefen Grab“ weit unter dem Niveau umliegender Grabstätten. Nun soll die Erkennungsmarke des Toten in der Werkstatt der Landesarchäologen freigelegt und weiter untersucht werden.

Generalkonsulate in Russland und in der Ukraine verständigt

Die Generalkonsulate Russlands und der Ukraine seien bereits von der Senatskanzlei unterrichtet worden, hieß es weiter.

Geplant sei, die sterblichen Überreste „würdevoll“ auf den Ehrenfriedhof in Bremen-Osterholz umzubetten. Dort liegen auch die bereits 1948 exhumierten toten Zwangsarbeiter.

Im Zweiten Weltkrieg verschleppte das NS-Regime viele Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus dem damals von Deutschland besetzten Osteuropa. Viele starben an schlechten Lebensbedingungen und Misshandlungen. (afp)

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