Neuer Erkenntnisse zum Unglück?US-Küstenwache birgt letzte Trümmerteile von implodiertem Tauchboot „Titan“

Lesezeit 3 Minuten
Das Tauchboot „Titan“ war mit fünf Insassen zum Wrack der Titanic aufgebrochen, doch es kam zum Unglück und das Schiff implodierte. Bei dem Unglück kamen alle fünf Insassen ums Leben. (Archivbild)

Das Tauchboot „Titan“ war mit fünf Insassen zum Wrack der „Titanic“ aufgebrochen, doch es kam zum Unglück und das Schiff implodierte. Bei dem Unglück kamen alle fünf Insassen ums Leben. (Archivbild)

Die Experten der US-Küstenwache bergen neben Trümmerteilen wohl auch Überreste der fünf Insassen, auch sie sollen untersucht werden.

Rund dreieinhalb Monate nach dem Unglück des Tauchboots „Titan“ und dem Tod der fünf Insassen in den Tiefen des Nordatlantiks haben Experten die restlichen Trümmerteile geborgen – und damit vermutlich auch menschliche Überreste. Das teilte die US-Küstenwache am Dienstag (Ortszeit) mit.

Die geborgenen Beweise seien bereits vergangene Woche zur Katalogisierung und Analyse in einen US-Hafen gebracht worden. Weitere mutmaßliche menschliche Überreste seien sorgfältig aus den Trümmern der „Titan“ geborgen worden. Sie sollen nun von US-Medizinern analysiert werden.

Oceangate Tauchboot „Titan“: Fünf Insassen starben bei „Titanic“-Wrack

Das Tauchboot war am 18. Juni verschollen, nachdem es zu einer Erkundungstour des „Titanic“-Wracks aufgebrochen war. Die US-Küstenwache hatte mit Hilfe vor allem kanadischer Kräfte rund 700 Kilometer südlich von Neufundland eine großangelegte Suche gestartet, die Menschen weltweit verfolgten. Tage nach dem Verschwinden entdeckte ein Tauchroboter dann knapp 500 Meter vom Bug des „Titanic“-Wracks entfernt die Trümmer.

Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgab und implodierte. Die „Titanic“ liegt in rund 3800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Der Luxusdampfer war im Jahr 1912 untergegangen, mehr als 1500 Menschen starben damals.

Unglück der „Titan“: Experten sehen anerkannte Technikstandards umgangen

An Bord der „Titan“ waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), steuerte das Boot.

Das Tauchboot „Titan“ sollte zur Besichtigung des „Titanic“-Wracks genutzt werden. Das undatierte Foto zeigt das Tauchboot kurz bevor es zu einer Erkundungsreise aufbricht.

Das Tauchboot „Titan“ sollte zur Besichtigung des „Titanic“-Wracks genutzt werden. Das undatierte Foto zeigt das Tauchboot kurz bevor es zu einer Erkundungsreise aufbricht. (Archivbild)

Nach Einschätzung verschiedener Experten hatten die Entwickler und Betreiber des Tauchboots anerkannte Standards umgangen und Warnungen missachtet. Medienberichten zufolge warnte schon 2018 ein Brief der Organisation Marine Technology Society (MTS) vor dem experimentellen Charakter des touristischen Angebots, und dass die Fahrten in einer Katastrophe enden könnten. Die Trümmerteile könnten den Ermittlern wichtige Informationen geben, etwa wo die Schwachstelle des Rumpfs der „Titan“ gewesen sein könnte.

Tauchboot „Titan“: User spotten bei tödlichem Unglück über technische Mängel

Der Fall erlangte international große Aufmerksamkeit, weil auch die Suche nach der Titan eine große Dimension annahmen. In sozialen Netzwerken und Foren verfolgten zudem wohl Millionen Userinnen und User den Fall. Es entstand eine „Meme-Kultur“ um das Tauchboot, das viele Nutzerinnen und Nutzer vor allem wegen der verbauten Teile lockte: Ein gängiges Meme wurde der Playstation-Controller, mit dem die Titan offenbar gesteuert wurde.

Nach dem schweren Tauchboot-Unglück hat der Betreiber Oceangate den Betrieb vorerst eingestellt. Seit Anfang Juli ist auf der Webseite der US-Firma nur noch das Firmenlogo auf schwarzem Hintergrund zu sehen, dazu steht ein Text auf Englisch: „OceanGate Expeditions hat alle kommerziellen und Erkundungsreise eingestellt.“ Ob das Unternehmen noch einmal den Betrieb wieder aufnimmt, ist unklar. (mab/dpa)

KStA abonnieren